Tohuwabohu
herum, komplett mit Falltür und baumelndem Opfer, den er auf dem Schreibtisch entdeckt hatte, wo er als Briefbeschwerer diente. Er war ein Geschenk, stellte er fest, vom »Henker als Dank für die vielen Gunstbeweise Richter Hazelstones«. Überzeugt, daß er genauso aussehe, wie es der große Gesetzgeber getan haben müsse, wenn er seinen Sohn wegen irgendwelcher Kindersünden in die Mangel nahm, befahl der Kommandant, den Gefangenen hereinzubringen. Egal, welche Ähnlichkeit zwischen dem Kommandanten und Richter Hazelstone vom Obersten Gerichtshof bestanden haben mochte (und praktisch war keine vorhanden) – absolut keine bestand zwischen der gefesselten, nackten Kreatur, die, immer noch die Badekappe auf dem Kopf, in das Arbeitszimmer gehumpelt kam, und einem hohen kirchlichen Würdenträger. Mit wilden Augen auf den Kommandanten starrend, bot der Bischof ein Bild äußerster Demoralisierung. »Name?« fragte der Kommandant, stellte den Briefbeschwerer hin und griff nach einem Federhalter. »Ich höre schwer«, sagte der Bischof.
»Ich auch«, sagte der Kommandant. »Kommt von der verdammten Elefantenbüchse.«
»Ich sagte, ich verstehe nicht, was Sie sagen.« Kommandant van Heerden sah vom Schreibtisch auf. »Warum zum Henker tragen Sie denn diese Kappe?« fragte er und gab einem Wachtmeister ein Zeichen, sie dem Bischof vom Kopf zu nehmen. Der Wachtmeister legte die Badekappe auf den Schreibtisch, und Kommandant van Heerden besah sie sich mißtrauisch. »Haben Sie die Angewohnheit, Gummisachen zu tragen?« erkundigte er sich.
Der Bischof zog es vor, die Frage zu überhören. Sie erinnerte ihn zu sehr an die Alpträume, von denen er wegkommen und wieder zur Welt des Alltäglichen zurückfinden wollte. »Ich muß energisch gegen die Angriffe auf meine Person protestieren«, begann er und war sehr überrascht über die Reaktion, die dieser simplen Feststellung folgte. »Was wollen Sie tun?« brüllte der Kommandant. »Ich bin von mehreren Ihrer Männer angegriffen worden«, fuhr der Bischof fort. »Sie haben mich absolut schauderhaft behandelt.«
Kommandant van Heerden traute seinen Ohren nicht. »Und was verdammt noch mal haben Sie gestern nachmittag mit ihnen gemacht? Vielleicht ›Verwechsel, verwechsel das Scheiß Bäumelein‹ gespielt? Sie schlachten die Hälfte meiner verfluchten Leute ab, ruinieren einen fabelhaften Schützenpanzer und bringen den verdammten Zulu-Koch Ihrer Schwester um, und dann besitzen Sie die Unverschämtheit, hier reinzukommen und dagegen zu protestieren, daß man Sie ...« Kommandant van Heerden fehlten die Worte. Als er sich wieder eingekriegt hatte, stellte er die nächste Frage etwas ruhiger: »Verlangen Sie vielleicht noch was von mir?«
»Ja«, sagte der Bischof. »Ich verlange, meinen Rechtsanwalt zu sprechen.«
Der Kommandant schüttelte den Kopf. »Erst das Geständnis«, sagte er.
»Ich habe das Recht, meinen Anwalt zu sprechen.« Kommandant van Heerden mußte lächeln. »Das haben Sie nicht.«
»Ich habe dem Gesetz nach das Recht, meinen Anwalt zu konsultieren.«
»Als nächstes wollen Sie mir wohl was von der Habeas- Corpus-Akte vornörgeln.«
»Natürlich, es sei denn, Sie bringen mich innerhalb von achtundvierzig Stunden vor einen Richter.« Kommandant van Heerden lehnte sich in seinem Sessel zurück und grinste fröhlich. »Sie glauben wohl, Sie kennen Ihre Rechte, was? Bloß weil Sie der Sohn eines Richters sind, wissen Sie wohl alles darüber, was?«
Der Bischof ließ sich nicht aufs Glatteis locken. »Ich kenne meine Grundrechte«, sagte er.
»Na schön, da werde ich Ihnen mal was sagen. Ich halte Sie hier aufgrund des Terroristenerlasses fest, und das bedeutet, Sie können keinen Anwalt sprechen, und es gibt auch keine Habeas- Corpus-Akte, gar nichts.« Er machte eine Pause und ließ sich das setzen. »Ich kann Sie in Haft behalten bis ans Ende Ihrer Tage, und Sie kriegen einen Anwalt nicht mal von weitem zu riechen, und daß ich Sie einem Richter vorführe, das kann achtundvierzig Jahre warten oder vierhundertachtzig, mir ganz egal.«
Der Bischof versuchte, etwas zu sagen, aber der Kommandant fuhr fort: »Ich werde Ihnen noch was sagen. Nach dem Terroristenerlaß haben Sie zu beweisen, daß Sie unschuldig sind. Ich brauche mich nicht mit dem Beweis rumzuärgern, daß Sie schuldig sind. Wirklich ziemlich bequem, finde ich«, und der Kommandant nahm den Briefbeschwerer mit einer, wie er hoffte, inhaltsschweren Geste in die Hand. Der Bischof suchte nach
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