Tohuwabohu
Barrikaden gebaut, und nichts und niemand kann die überwinden.«
»Ich weiß etwas, das es kann«, sagte Els. »Wo ist denn diese Elefantenbüchse?«
»Das verdammte Mistding werden Sie nicht benutzen«, sagte Sergeant de Haen. »Damit bringen Sie ja das ganze Gebäude über uns zum Zusammenkrachen, und außerdem ist die Flinte ein Beweisstück.«
»Was macht das schon, wenn wir damit die alte Schachtel kriegen?«
»Es geht mir ja nicht um sie, aber wenn Sie mit dem Gewehr hier in dem Haus rumballern, fetzen Sie damit die Seitenwand raus und bringen möglicherweise auch noch den Kommandanten um.«
Els setzte sich und überlegte. »Okay«, sagte er schließlich, »geben Sie mir die Maschinengewehre aus den Schützenpanzertürmen, damit kriege ich sie mit Sicherheit.« Sergeant de Haen war noch immer nicht überzeugt. »Seien Sie vorsichtig, Els«, sagte er, »und versuchen Sie, den Kommandanten nicht zu erschießen.«
»Ich wird’s versuchen, aber ich kann nichts versprechen«, sagte Els, und nachdem die vier Browning-Maschinengewehre aus den Panzerwagen geholt worden waren, stahl er sich damit leise die Treppe hoch. Er legte sie, mit der Mündung auf das Ende der Galerie gerichtet, auf einen kleinen Teetisch und band sie fest. Wachtmeister Els hatte den Wert überwältigender Feuerstärke oben im Bunker kennengelernt, und nun setzte er seine Erfahrungen nutzbringend ein. Sicher, die Brownings hatten lange nicht dieselbe Stärke wie die Elefantenflinte, aber was ihnen an Kaliber abging, das machten sie an Schnelligkeit wieder wett.
»Fünftausend Schuß pro Minute in die Galerie gepumpt, macht Kleinholz aus allen Möbeln und Hackfleisch aus dem alten Mädchen«, dachte er glücklich und ging hinunter, um noch mehr Patronengurte zu holen. Dann befestigte er an den Abzügen der Gewehre eine Schnur und bereitete sich auf den nächsten Schritt vor.
Der Dobermann, der auf der Chaiselongue lag und schlief und von seinem Kampf mit Els träumte, roch, daß sich der Wachtmeister näherte. Lange hatte er die Hoffnung gehabt, daß er den Fehdehandschuh, den Els ihm auf dem Rasen zugeworfen hatte, aufnehmen könne, und jetzt fühlte er, daß die Gelegenheit gekommen war. Er streckte sich träge und sprang von der Couch. Ohne warnendes Geknurre und so heimlich, still und leise, daß er darin sogar den Wachtmeister übertraf, kroch er die Galerie hinunter und schlängelte sich durch die Möbelbarrikaden.
Miss Hazelstone war nicht im geringsten durch den Widerstand des Kommandanten verärgert, der sich gegen ihre Versuche zur Wehr setzte, ihn in eine interessante Stellung zu biegen. Im Gegenteil, die Kraft und Stärke seiner Anstrengungen steigerten ihre Bewunderung für ihn noch. »Was sind Sie doch für ein starker Junge«, sagte sie und rappelte sich wieder vom Fußboden hoch. »Ganz der kleine Judo-Crack.« Und die nächsten paar Minuten hatte sich der Kommandant gegen die Ermunterungen zu wehren, die Miss Hazelstone seiner Männlichkeit offenbar eigenhändig zu spenden gedachte. Indem er sich auf Wachtmeister Els als Lustobjekt konzentrierte, gelang es dem Kommandanten dennoch, sich sein mangelndes Interesse zu bewahren, und endlich mußte sich Miss Hazelstone geschlagen geben. »Da sieht man doch gleich, daß Sie als Frauenheld keine große Nummer sind«, sagte sie zum Kommandanten, und ehe er mit wenig mehr als einem bedeutungslosen Grunzen entgegnen konnte, daß sie auch nicht mehr erwarten dürfe, wenn sie sich unbedingt als Mann anziehen müsse, da hatte sie schon wieder zu der Spritze gegriffen. »Vielleicht kriegen wir mit einer Novocain-Injektion etwas Blei in Ihren Stift«, sagte sie. »Sie werden sich wahrscheinlich hinterher wie ein neuer Mensch fühlen.«
»Ich fühle mich schon jetzt wie ein neuer Mensch«, brüllte der Kommandant durch seine Haube und wand sich wie wahnsinnig, aber Miss Hazelstone war zu versessen auf das, was sie vorhatte, um von seinen Protesten irgendwelche Notiz zu nehmen. Als die Nadel näher kam, schloß der Kommandant die Augen und wartete, schon jetzt starr vor Angst vor dem Stich, und in dem Moment ging auf dem Treppenabsatz die Hölle los. Miss Hazelstone ließ die Spritze fallen, packte ihre Flinte und sprang zur Tür. Die Laute, die aus der Galerie zu vernehmen waren, deuteten darauf hin, daß soeben irgendein schrecklicher Tierkampf begonnen hatte, und der Kommandant, zur Tat gereizt von der Spritze, die Miss Hazelstone in ihrer Eile hatte fallen lassen und die wie ein
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