Tohuwabohu
Sergeant mochte, selbst wenn er gut gelaunt war, keine Tunten, und ganz zweifellos verabscheute er es, von einer auf diese ekelhafte Tour angemacht zu werden. Er war eben entschlossen, dieser unzüchtigen Zurschaustellung mit einem Feuerstoß aus seiner Maschinenpistole ein Ende zu bereiten, als ihm etwas, was aus heiterem Himmel auf ihn herunterfiel, die ganze Sache verleidete. In einer Federwolke eingehüllt und mit etwas drapiert, das offenbar der halbverdaute Inhalt eines Magens war, der vor kurzem eine riesige Mahlzeit aus rohem Fleisch aufgenommen hatte, wankte Sergeant de Haen wie vom Schlag getroffen im Garten herum.
Während er verzweifelt versuchte, sich aus dem Kuddelmuddel aus Federn und Innereien zu befreien, verlor er zeitweise jeden Gedanken daran, die Welt von dem rasenden Transvestiten zu erlösen, der zuckend unter dem Schlafzimmerfenster hing. Als er in dem Unflat, der ihn bedeckte, ein paar Messingknöpfe und ein Mützenabzeichen der südafrikanischen Polizei entdeckte, fragte er sich ratlos, was in drei Teufels Namen ihn eigentlich getroffen habe. Er dachte noch immer darüber nach, als neuerliches Artilleriefeuer über ihm zu erkennen gab, daß die Schießerei absolut noch nicht vorüber war. Er blickte nach oben und sah, wie die Matratzen über die Gestalt mit dem Häubchen sich in eine kolossale Federwolke auflösten, und als die Federn herabgeschwebt kamen und auf der Masse aus Blut und Gedärmen, die ihn bedeckte, klebenblieben, drehte sich Sergeant de Haen um und rannte los. Hinter ihm schrie eine dumpfe Stimme: »Haenchen!«
Kapitel 12
Als es ihr mit ihrem Schnellfeuer ans andere Ende der Galerie so gar nicht gelungen war, wenigstens für einen Augenblick das Getöse der Maschinengewehre und das Schreien und Knurren zum Schweigen zu bringen, das ein wesentlicher Bestandteil von Wachtmeister Eisens Keilerei mit dem Dobermann war, mußte Miss Hazelstone sich notgedrungen eingestehen, daß ihre Pläne nicht ganz wie gedacht verliefen. Während wiederholt Salven durch ihre Louis-XV.-Barrikaden fetzten und mit ungewohntem Nachdruck mehrere pseudojakobäische Möbelstücke und ein unersetzliches, einstmals mit Elfenbeinintarsien geschmücktes Schreibpult aus dem achtzehnten Jahrhundert durchlöcherten, nahm der Kampflärm auf dem Treppenabsatz zu. Über ihr schoß unter dem Anprall der Maschinengewehrkugeln eine Fontäne aus Dachziegeln in die Luft und prasselte wie riesige Hagelkörner wieder auf das Dach zurück. Miss Hazelstone gab den Versuch auf, durch den Gipsnebel irgend etwas zu erkennen, und ging ins Schlafzimmer zurück. Es war sofort zu sehen, daß auch hier irgendwas schiefgelaufen war. Im Zimmer war es stockfinster, und irgendein großer Gegenstand vor dem Fenster versperrte vollständig die Aussicht auf den Park, die sie vorher so genossen hatte. Sie knipste das Licht an und starrte auf die Unterseite des Bettes, auf dem sie nur wenige Minuten zuvor gesessen und Kommandant van Heerden ermutigt hatte, ein Mann zu sein. Und während sie noch so das enorme Bett betrachtete, wurde ihr zum ersten Male klar, was für ein wahnsinnig starker Mann der Kommandant war. Zehn Leute waren nötig gewesen, das Bett die Treppe hinauf und durch die Galerie zu bugsieren, und nun hatte ein Mann ganz allein es hochgehoben und zum Fenster getragen, wo er offenbar auf dem Fensterbrett stand und es vor sich hielt, eine Kraftleistung, die sie nie für möglich gehalten hätte. Während sie guckte und staunte, hörte man gedämpftes Geschrei durch die Matratze.
»Laßt mich runter«, brüllte der Kommandant, »laßt mich runter, laßt mich runter. Das verdammte Weib ist noch mein Grab.« Miss Hazelstone lächelte still in sich hinein. »Ganz wie Sie sagen«, murmelte sie und zielte mit der Schrotflinte auf die Sprungfedern. Beim Abdrücken sagte sie sich, wie passend es doch sei, daß der Kommandant in einem Gumminachthemd und auf eine Matratze der Marke »Ruhe sanft« gebunden vor seinen Schöpfer trete, und als die Sprungfedern jaulten und die Bettfedern flogen, wandte Miss Hazelstone sich ab und trat mit einem Schluchzer auf die Galerie.
Es war aller Wahrscheinlichkeit nach dieser Schluchzer, der zum Tode ihres geliebten Toby führte. Der Dobermann, der sich bis dahin ganz sicher in dem Griff gefühlt hatte, mit dem er Wachtmeister Els’ Gesicht gepackt hielt, ließ für eine fatale Sekunde nach. Er hob den Kopf und spitzte ein letztes pflichtbewußtes Mal die Ohren, und in der Sekunde nutzte Els,
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