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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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nicht erlauben wollte, hier raufzufahren.« Und Els meinte langsam, er begreife, warum der Kommandant da saß und sehr freundlich mit einer Frau plauderte, auf deren Kopf eine Belohnung ausgesetzt war. Jetzt war ihm klar, warum der Kommandant so versessen daraufgewesen war, Jonathan Hazelstone den Mord an Fünfpenny anzuhängen.
    »Der alte Knochen macht ihr den Hof«, dachte er, und eine ihm unbekannte Hochachtung für den Kommandanten erwachte in Eisens Gemüt. Seine Liebeswerbungen gingen stets mit Gewaltandrohungen und Erpressungen einher, und es erschien ihm nur natürlich, daß der Kommandant, dessen Mangel an Charme fast seinem glich, ziemlich drastische Methoden würde anwenden müssen, um sich für eine Frau von Miss Hazelstones Reichtum und Stand überhaupt interessant zu machen. »Erst verhaftet er ihren Bruder wegen Mordes, und dann setzt er auf den Kopf der alten Schachtel eine Belohnung aus. Auch ’ne Art, sich eine Mitgift zu verschaffen«, rief Wachtmeister Els und überlegte im selben Moment, wie er den Plan vereiteln könne. Im Nu war er über den Rasen weg im Zimmer. Als er sich auf des Kommandanten Verlobte stürzte, schrie er: »Ich fordere die Belohnung. Ich habe sie gefaßt.« Und als er vom Boden hochschaute, wunderte er sich, warum der Kommandant so erleichtert aussah.

Kapitel 16
    Für Kommandant van Heerden war Miss Hazelstones Verwandlung von der Besitzerin von Jacaranda House zur Insassin der Nervenklinik Fort Rapier eine traurige Angelegenheit. Als er einen Blick auf die Trage warf, auf der die alte Dame lag und zum letzten Mal an den Porträts ihrer Vorfahren in der farnüberwucherten Halle vorbeischaukelte, da wurde ihm klar, daß eine Epoche ihrem Ende zuging. Nicht länger würde Jacaranda House in den Augen der Gesellschaft Zululands den obersten Platz einnehmen, ein Symbol alles dessen, was am besten an der britischen Besetzung Afrikas war, und ein Emblem aristokratischer Lebensart. Nie mehr Gartenparties, nie mehr große Bälle, nie mehr jene Dinnerparties, für die Miss Hazelstone so berühmt war, nichts von Bedeutung würde mehr in diesen Mauern geschehen. Das Haus würde leer und düster wie ein Grab dastehen, bis es die weißen Ameisen oder die Abrißleute wegräumten, um den Platz für einen neuen Vorort zu schaffen. Als Kommandant van Heerden die Lichter ausmachte und das Haus dunkel unter dem Mond dalag, erfüllte ihn das Gefühl eines großen Verlustes. Die alte Arroganz, auf die er so gebaut hatte, um seiner Unterwürfigkeit Würze zu verleihen, war fort. Er war ein freier Mensch und der Baumeister seiner Freiheit. Sie war das letzte, was er sich wünschte.
    Es war ein langer Geleitzug, der sich die Auffahrt hinauf- und durch die zusammengedrehten Tore hinausbewegte, ein Leichenzug aus Motorrädern und Polizeiwagen, die den Krankenwagen begleiteten, in dem Miss Hazelstone den Schlaf der stark Sedierten schlief. Auf dem Fahrersitz des vorausfahrenden Wagens saß Wachtmeister Els, glücklich, weil er sich seine gerechte Belohnung verdient hatte, und hinter ihm im Dunkeln wunderte sich Kommandant van Heerden über das seltsame Geschick, das eine Kreatur wie Els zum Werkzeug des Sturzes des Hauses Hazelstone gemacht hatte. Es war ja nicht so, daß Els besonders gescheit war, dachte der Kommandant, als sich die Prozession durch die unbeleuchteten Straßen Piemburgs wand, noch hatten seine Unternehmungen irgendwie was Absichtliches gehabt, das ihren Effekt erklären würde. Els war auf dem Pfade des Geschicks nur Zufall, willkürlich und unerheblich.
    »Die Entropie erschuf den Menschen«, dachte der Kommandant und öffnete das Fenster. Im Wagen hatte es angefangen, ziemlich unerträglich zu riechen. »Els«, sagte der Kommandant, »Sie brauchen ein Bad.«
    »Ich, Sir?« fragte Els.
    »Sie, Els. Sie stinken.«
    »Ich nicht, Sir. Das ist Toby.«
    »Wer zum Teufel ist denn Toby?«
    »Der Dobermann, Sir. Er ist schon etwas angegangen.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie haben den Kadaver eines verfaulten Hundes hier im Wagen?« schrie der Kommandant. »O nein, Sir«, sagte Els. »Er liegt im Kofferraum.« Der Kommandant wollte gerade sagen, er dächte nicht daran, den Wagen mit einem faulenden Dobermann zu teilen, da fuhren sie schon durch das Tor von Fort Rapier und die Auffahrt zur Klinik hinauf.
    Im Mondlicht sahen die Gebäude von Fort Rapier fast so aus wie damals, als die Garnison die Kaserne belegte. Ein paar Riegel und Schranken waren hier und dort dazugekommen, um eine

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