Tohuwabohu
Hund ist. Ich weiß, was ein Dobermann ist«, sagte der Polizeikommissar eisig, und ehe der Kommandant ihm die wahre Natur von Elsens Plänen erklären konnte, hatte der Wachtmeister weitergeredet. »Das ist ’n dicker schwarzer Kerl«, sagte Els, »und nun ist er schon ein paar Wochen tot, es wird also nicht das reine Vergnügen werden.«
Das Publikum war entzückt. Schreien und Stiefelgetrampel begrüßten Elsens Mitteilungen.
»Ist es bei Ihren Männern etwa gebräuchlich, sich an Hunde ranzumachen?« fragte der Kommissar den Kommandanten. »Er benutzt den Ausdruck nicht in seiner üblichen Bedeutung, Sir«, sagte der Kommandant verzweifelt. »Das ist mir vollkommen klar«, sagte der Kommissar. »Ich weiß genau, was er meint.«
»Ich glaube nicht, Sir«, begann der Kommandant, aber Els hatte wieder zu sprechen angefangen, und der Kommandant mußte still sein.
»Er ist irgendwie steif«, sagte Els, »und deswegen ist es schwierig, in ihn reinzukommen.«
»Sie müssen ihn zum Schweigen bringen«, schrie der Kommissar Kommandant van Heerden an, während die Halle sich vor hysterischem Gelächter bog.
»Verstehen Sie doch, Sir«, schrie der Kommandant zurück. »Er tötete den Hund und ...«
»Das überrascht mich überhaupt nicht. Ein Jammer, daß er sich nicht selber dabei umgebracht hat.«
In der Halle um sie herum tobte ein Höllenspektakel. Wachtmeister Els begriff nicht, über was von dem, was er gesagt hatte, die Leute so lachten.
»Lacht doch ruhig«, brüllte er über den Lärm weg, »lacht ruhig, verflucht noch mal, aber ich wette, ihr habt keinen Hund mit einem Stammbaum. Mein Hund hatte einen ganz besonderen Baum ...« Der Rest des Satzes ging in Gelächter unter. »Ich bleibe doch hier nicht sitzen und höre mir noch mehr von diesem Dreck an«, schrie der Kommissar. »Warten Sie doch mal einen Moment, Sir«, brüllte der Kommandant zurück, »ich kann Ihnen erklären, was er sagen wollte. Er will den Hund zu einem Präparator bringen.« Aber der Kommissar war bereits von seinem Platz aufgestanden und hatte das Podium verlassen. »Verdammt widerlich«, sagte er zu seinem Adjutanten, als er in seinen Wagen stieg. »Der Kerl ist ja ein Sexualungeheuer.« In der Halle hatte Els die Bühne verlassen und erklärte gerade einem Zivilbeamten in der ersten Reihe, daß er sich gleich an ihn ranmache, wenn er nicht aufhöre zu lachen. Auf dem Podium hatte Kommandant van Heerden seinen dritten Herzanfall erlitten.
Im Gefängnis von Piemburg teilte Jonathan Hazelstone nicht die Überzeugung seiner Schwester von der Erhabenheit Gottes. Nach einem ganzen Leben im Dienste des Herrn und einem Monat im »Hintern« fühlte er sich außerstande, noch länger daran zu glauben, daß was auch immer sich ihm in der Tiefe des Swimmingpools offenbart hatte, auch nur andeutungsweise barmherzig sei. Und was dessen Vernunft betraf, so ließ ihn seine Auffassung von der Welt und ihren Methoden vermuten, daß ihr Schöpfer nicht ganz bei Verstand gewesen sein müsse. »Ich glaube, die Ruhepause am siebenten Tag hat er wirklich nötig gehabt«, sagte er zu dem alten Wärter, der darauf bestand, ihm Trost zu bringen, »und was seine Güte angeht, so sprechen, glaube ich, die Fakten für sich. Was immer für die Schöpfung verantwortlich war, er kann unmöglich etwas Gutes im Schilde geführt haben. Ganz das Gegenteil, wenn Sie mich fragen.« Der alte Wärter war entsetzt. »Sie sind der erste, der in dieser Zelle sitzt«, sagte er, »und sich nicht eines Besseren besinnt und zu Gott bekehrt, bevor er gehenkt wird.«
»Das hat vielleicht etwas damit zu tun, daß ich unschuldig bin«, sagte der Bischof.
»Ach, daher weht der Wind«, sagte der alte Wärter und gähnte. »Das sagen sie alle«, und schlurfte davon, um Wachtmeister Els, der drüben im »Kopf« übte, Ratschläge zu erteilen. Wieder allein in seiner Zelle, legte sich der Bischof auf den Boden und lauschte den Geräuschen, die vom Galgen herübertönten. Nach allem, was er hörte, würde er wahrscheinlich weniger an einem gebrochenen Genick als an irgendeiner gräßlichen Form von Leistenbruch sterben. Scharfrichter Els fand seinen neuen Job überhaupt nicht leicht. Vor allem hatte er all die Arbeiten, die damit zusammenhingen, gründlich satt. Er hatte aus dem Galgenschuppen das ganze Gelumpe rausräumen müssen, das sich dort die letzten zwanzig Jahre über angehäuft hatte. Mit Unterstützung eines halben Dutzends schwarzer Sträflinge hatte er mehrere Tonnen
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