Tohuwabohu
alte Möbel, Gartenwalzen, nicht mehr zu verwendende Neunschwänzige und verrottete Toiletteneimer abtransportiert, bevor er damit beginnen konnte, den Galgen für seine Aufgabe herzurichten. Und als der Schuppen leer war, wußte er nicht, wie nun weiter.
»Am Hebel ziehen«, sagte der alte Wärter, als Els ihn fragte, wie das Ding funktionierte, und der neue Henker war wieder in den Schuppen gegangen und hatte am Hebel gezogen. Nachdem er, als sich die Falltür unter ihm öffnete, sechs Meter tief auf den Schuppenboden gedonnert war, wurde Els der Mechanismus langsam klar. Er probierte das Gerät an mehreren ahnungslosen schwarzen Gefangenen aus, die gerade an der Stelle standen, und sie schienen zufriedenstellend schnell zu verschwinden. Enttäuscht war er nur, daß ihm nicht erlaubt wurde, den Galgen mal richtig auszuprobieren.
»Das kannst du nicht machen«, sagte der alte Wärter zu ihm, »das ist nicht legal. Das Beste, was ich dir vorschlagen könnte, wäre ein Sack voll Sand.«
»Kleinliches altes Luder«, dachte Els und schickte die Sträflinge ein paar Säcke mit Sand füllen. Sie eigneten sich recht zufriedenstellend als Doubles und jammerten nicht, wenn ihnen die Schlinge um den Hals gelegt wurde, was mehr war, als von den schwarzen Sträflingen gesagt werden konnte. Der Kummer war bloß, daß jedesmal, wenn einer gehängt wurde, der Boden unten rausfiel. Els marschierte wieder rüber in den »Hintern«, um den alten Wärter um Rat zu fragen. »Der ist nicht mehr hier«, sagte ihm der Bischof.
»Wo ist er denn hin?« fragte Els.
»Er hat sich krank gemeldet«, sagte der Bischof. »Er hat Magenbeschwerden.«
»Den Säcken drüben geht’s genauso«, sagte Els und ließ den Bischof allein, der sich fragte, was schlimmer sei, gehängt oder ausgeweidet zu werden.
»Ich vermute, es macht wohl keinen großen Unterschied«, dachte er schließlich. »Ich kann sowieso nichts daran ändern.« Kommandant van Heerden teilte des Bischofs Fatalismus nicht. Seine dritte Herzattacke hatte ihn davon überzeugt, daß auch er zum Tode verurteilt sei, aber er war zu dem Schluß gekommen, daß er etwas daran ändern könne. Zu dieser Überzeugung hatte auch Wachtmeister Oosthuizen beigetragen, dessen Erfahrungen in höherer Chirurgie ihn zu einem konkurrenzlosen Quell medizinischer Informationen werden ließ.
»Das allerwichtigste ist, einen gesunden Spender zu finden«, erzählte ihm der Wachtmeister, »danach ist es das reinste Zuckerschlecken, verglichen mit meiner Operation.« Kommandant van Heerden war davongeeilt, um nicht einer Schilderung der Operation lauschen zu müssen, in der der Löwenanteil des Verdauungstrakts von Wachtmeister Oosthuizen eine so denkwürdige Rolle spielte. Er saß in seinem Büro und hörte zu, während Luitenant Verkramp sehr laut den Fall seines Onkels erzählte, der an Herzbeschwerden gestorben war. Dem Kommandanten war erst neulich aufgefallen, daß ein ungewöhnlich großer Teil der Familie Verkramp einem Gebrechen zum Opfer gefallen war, das offensichtlich vererbt wurde, und die Art ihres Hinscheidens war durchweg so grauenhaft gewesen, daß er nur hoffen konnte, Verkramp werde denselben Weg gehen. Die Besorgnis des Luitenants ging ihm auf die Nerven, und die ewigen Nachfragen, wie es ihm gehe, hatte er gleichermaßen satt. »Mir geht’s gut, verdammt noch mal«, sagte er zum hundertsten Male zu Verkramp.
»Jaja«, sagte der Luitenant niedergeschlagen, »so sieht das oft aus. Auch mein Onkel Piet sagte, er fühle sich prächtig, an dem Tag, als er starb, aber es passierte dann doch ganz plötzlich.«
»Aber es ging wohl nicht sehr schnell«, sagte der Kommandant.
»O nein. Sehr langsam und qualvoll.«
»Das dachte ich mir«, sagte der Kommandant. »Einfach entsetzlich«, sagte Verkramp. »Er ...«
»Ich will nichts mehr hören«, schrie der Kommandant. »Und ich dachte, Sie wollten das wissen«, sagte Verkramp und ging hinaus, um Wachtmeister Oosthuizen mitzuteilen, daß Gereiztheit ein untrügliches Zeichen für eine unheilbare Herzkrankheit sei.
Inzwischen hatte der Kommandant versucht, sich damit abzulenken, daß er sich eine angemessen scharfe Erwiderung für den Polizeikommissar ausdachte, der ihm geschrieben und ihn angewiesen hatte, dafür zu sorgen, daß die Leute unter seinem Kommando reichlich Bewegung im Freien bekämen. Er hatte sogar angedeutet, daß es vielleicht nicht verkehrt wäre, für die Polizeikaserne in Piemburg ein Bordell aufzuziehen. Wie der
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