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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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den Flur und zog die Tür ins Schloss. Ich drehte mich um und eilte in Richtung Notausgang.
    Plattnase kam den Gang herunter. Sein Hemd war mit Blut besudelt. Der Tisch hatte ihn wohl im Gesicht getroffen und ihm erneut die Nase gebrochen. Was ihn nicht gerade hübscher machte. Heisere, wilde Laute drangen grollend aus seiner Brust.
    Er versperrte mir den Weg. Ich hatte keine Wahl, ich musste an ihm vorbei.
    Harry meldete sich wieder, eine Sekunde zu spät: «Da ist einer genau vor dir! Und die anderen kommen jetzt rein!»
    Plattnase senkte den Kopf, spannte Nacken und Schultern an und sah aus wie ein Stier vor dem Angriff.
    Er hatte nur einen Wunsch: mich in die Finger zu kriegen. Er würde sich auf mich stürzen, rasend vor Wut, ohne jede Überlegung.
    Ich sprang auf ihn zu, war blitzschnell bei ihm. Als er meinen Hals umschließen wollte, packte ich sein nasses Hemd und ließ mich in einem leicht abgewandelten Tomo-nage nach hinten fallen. Mein rechter Fuß trat in seine Hoden und schleuderte ihn über mich hinweg. Er schlug mit einem dumpfen Aufprall, den ich durch den Boden spüren konnte, auf dem Rücken auf. Mit dem Schwung des Wurfes rollte ich ab, kam auf die Beine und war in zwei großen Sätzen bei ihm. Ich sprang hoch und landete mit beiden Füßen so fest ich konnte auf seiner Brust. Ich spürte, wie seine Knochen brachen und alle Luft aus seinem Körper getrieben wurde. Er machte ein Geräusch wie ein Ballon, dem in einer Wasserpfütze die Luft entweicht, und ich wusste, er war hinüber.
    Ich taumelte weiter, stockte. Wenn sie ihn so fanden, mitten auf dem Flur, würden sie wissen, dass ich noch einmal hier gewesen war, und sich vielleicht denken können warum. Sie würden vielleicht nach einer Wanze suchen. Ich musste ihn in den Raum am anderen Ende des Ganges zurückschaffen, damit es so aussah, als hätte der Schlag mit dem Tisch, so absurd es auch war, ihn umgebracht.
    Seine Beine zeigten in die richtige Richtung. Ich hockte mich dazwischen, mit dem Rücken zu ihm, fasste ihn um die Knie und richtete mich auf. Er war schwerer, als er aussah. Ich lehnte mich nach vorn und schleifte ihn hinter mir her, kam mir vor wie ein Pferd, das einen Karren mit viereckigen Rädern zieht. Ich hatte stechende Schmerzen im Rücken.
    Erneut Harrys Stimme in meinem Ohr: «Was machst du denn? Sie sind schon im Haus. Du hast höchstens noch zwölf Sekunden.»
    Ich schaffte ihn in das Zimmer am Ende des Flurs und flitzte weiter Richtung Notausgang.
    Kurz vorm Ziel hörte ich, wie am anderen Ende die Tür aufging. Ich riss die Tür vom Notausgang auf, schlüpfte hindurch und zog sie hinter mir zu, ohne sie jedoch ganz ins Schloss fallen zu lassen.
    Ich kauerte oben an der Treppe, kämpfte gegen das beißende Verlangen an, nach Luft zu schnappen, hielt die Tür einen Spalt weit auf und sah drei von Yamaotos Männern in den Gang treten. Einer von ihnen war tief nach vorn gebeugt – der Kerl, den ich mit der Kaffeedose erwischt hatte. Sie gingen in einen Raum und verschwanden aus meinem Blickfeld.
    Sofort meldete sich Harry. «Sie sind wieder in dem Büro. Die Vorderseite des Gebäudes ist frei. Geh jetzt nach unten zum Seitenausgang und dann nach Osten durch den Park zur Sakurada-dori.»
    Ich eilte leise, aber schnell die Treppe hinunter. Unten angekommen, streckte ich den Kopf zur Tür hinaus und spähte in beide Richtungen. Die Luft war rein. Ich huschte durch eine Gasse, die die Hibiya-dori und die Chuo-dori miteinander verband, und lief durch den Park. Die Sonne auf meinem Gesicht fühlte sich wunderbar an.

    3

    Und nun ... entschlossen sie sich, in ihre Heimat zurückzukehren, weil in den Jahren schließlich doch eine Art Leere steckt, wenn wir ihrer zu viele an einem fremden Strand verbringen ... Aber ... wir entdecken, wenn wir doch zurückkehren, dass die heimatliche Luft ihr Belebendes verloren hat und dass das Leben seine Wirklichkeit zu jenem Fleck verschoben hat, an dem wir uns nur für vorübergehende Besucher hielten. Auf diese Weise haben wir von zwei Ländern überhaupt keines mehr ...
    NATHANIEL HAWTHORNE, Der Marmorfaun

19
    DU BIST ein todessüchtiger Irrer, und ich arbeite nie wieder für dich», stellte Harry fest, als ich in seine Wohnung kam. «Ich arbeite auch nie wieder für mich», sagte ich. «Hast du über das Mikro irgendwas empfangen?»
    «Ja, alles, was gesprochen wurde, während du da warst, und eine kurze Besprechung, die gerade zu Ende gegangen ist. Ist alles auf der Festplatte.»
    «Ist

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