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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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nicht da bin, und wiederum fünf Minuten, um zurück zur Parteizentrale zu kommen. Ich habe also vierzehn Minuten, um die Wanze anzubringen.»
    «Spinnst du? Du weißt doch gar nicht genau, wo sie sind. Was, wenn sie nicht alle nach Mita gesaust sind? Sie könnten zurückkommen, während du noch drin bist!»
    «Ich verlass mich drauf, dass du mir dann Bescheid sagst. Du hast doch immer noch ein Videobild aus dem Lieferwagen, richtig?»
    «Ja, die Verbindung steht noch.»
    «Hör zu, ich bin jetzt praktisch vor dem Gebäude – ist die Luft noch rein?»
    «Ja, aber das ist Wahnsinn.»
    «Eine bessere Chance krieg ich nicht. Die sind alle aus dem Gebäude raus, haben vermutlich nicht abgeschlossen, und wenn sie zurückkommen, können wir alles mithören, was sie sagen. Ich geh jetzt rein.»
    «Okay, ich kann dich jetzt sehen. Beeil dich.»
    Der Ratschlag war überflüssig. Ich eilte hoch in die erste Etage, bog dann nach rechts und trabte zum Eingang der Parteibüros. Wie erwartet hatte in der Hast niemand abgeschlossen, und die Glastüren standen weit offen.
    Yamaotos Büro war die dritte Tür rechts. Ich würde im Handumdrehen wieder draußen sein.
    Die Tür war zu. Ich griff nach dem Türknauf, wollte ihn drehen.
    «Ach du Scheiße», wisperte ich.
    «Was ist los?»
    «Sie ist abgeschlossen.»
    «Egal – bring die Wanze woanders an.»
    «Das geht nicht – wir müssen mithören können, was hier gesagt wird.» Ich nahm das Schloss unter die Lupe und sah, dass es bloß ein herkömmliches Zylinderschloss mit fünf Stiften war. Ein Kinderspiel. «Moment. Ich glaube, ich komm trotzdem rein.»
    «John, mach, dass du da wegkommst. Die können jeden Moment zurück sein.»
    Ich antwortete nicht. Ich holte meinen Schlüsselbund heraus und löste einen von meinen selbst gemachten Dietrichen und den Dentalspiegel. Letzterer hat einen langen, dünnen Griff, der sich gut als provisorischer Schlüsselersatz eignete. Ich schob den Griff ins Schloss und drehte ihn behutsam im Uhrzeigersinn. Als kein Spiel mehr im Zylinder war, führte ich vorsichtig den Dietrich ein und begann den fünften Stift zu bearbeiten.
    «Versuch bloß nicht, das Schloss zu knacken! Das kannst du nicht gut! Bring die Wanze woanders an und verdufte!»
    «Was soll das heißen, das kann ich nicht gut? Ich habe dir schließlich beigebracht, wie es geht.»
    «Stimmt, deshalb weiß ich ja, dass du es nicht gut kannst.» Er verstummte. Vermutlich dachte er sich, dass es ohnehin zwecklos war, mich aufhalten zu wollen, und es besser war, mich nicht zu stören.
    Ich spürte den fünften Stift klicken, verlor ihn aber wieder. Verdammt. Ich drehte den Dentalspiegel noch ein winziges bisschen, so dass der Zylinder fest gegen die Stifte drückte. «Harry? Deine Stimme fehlt mir ...» Noch ein Stift gab nach.
    «Sprich nicht mit mir. Konzentrier dich.»
    «Tu ich ja, aber es ist schwierig ...» Ich spürte, dass der fünfte Stift einrastete und blieb, wo er war. Die nächsten drei waren einfach. Nur noch ein einziger.
    Der letzte Stift war beschädigt. Ich konnte die Sperre nicht ertasten. Ich schob ihn rauf und runter, aber es klappte nicht.
    «Mach schon, Schätzchen, wo bist du?», hauchte ich. Ich hielt den Atem an und wackelte leicht mit dem Dietrich.
    Ich spürte nicht, wie der Stift einrastete. Aber plötzlich war der Knauf frei. Ich drehte ihn nach rechts und war drin.
    Das Büro sah noch genauso aus wie zuvor. Selbst das Licht brannte noch. Ich kniete mich neben die Ledercouch und tastete die Unterseite ab. Sie war mit irgendeinem Stoff bezogen. Die Ränder waren an einen Rahmen geheftet, der sich nach Holz anfühlte. Eine gute Unterlage, um die Wanze zu befestigen.
    Ich zog die Folie von dem Klebstoff auf der Rückseite des Senders und drückte ihn fest. Von nun an würde jeder, der in diesem Raum sprach, laut und deutlich zu hören sein.
    Harrys Stimme ertönte in meinem Ohr: «John, zwei von ihnen sind zurückgekommen. Sie gehen auf das Gebäude zu. Verschwinde auf der Stelle. Nimm den Notausgang – auf der linken Seite des Gebäudes, wenn man davor steht.»
    «Scheiße, der Sender ist schon angebracht. Wenn ich aus dem Raum hier raus bin, kann ich dir nicht mehr antworten. Sprich weiter mit mir.»
    «Sie sind jetzt direkt vor dem Haupteingang stehen geblieben. Vielleicht warten sie auf die anderen. Geh zum Notausgang und bleib da, bis ich dir sage, dass die Luft rein ist.»
    «Okay. Bin schon unterwegs.» Ich ließ die Türverriegelung einrasten, trat auf

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