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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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für eine Salve aus einer abgesägten Schrotflinte werden.
    Es war Midori, wie ich erwartet hatte. Ich ließ sie herein und verriegelte die Tür hinter ihr. Als ich mich zu ihr umwandte, blickte sie sich gerade im Zimmer um. «He, wurde aber auch Zeit für einen Tapetenwechsel», sagte sie. «Diese Love Hotels werden auf die Dauer langweilig.»
    «Sie haben aber auch ihre Vorzüge», sagte ich und legte die Arme um sie.
    Wir bestellten Sashimi und warmen Sake von der Speisekarte des Zimmerservice, und während wir auf das Essen warteten, erzählte ich Midori von meinem Treffen mit Tatsu und die traurige Neuigkeit über Bulfinch.
    Ein Hotelangestellter brachte unser Dinner, und als er wieder gegangen war, sagte Midori: «Ich muss dich etwas fragen, das vielleicht ein bisschen ... albern ist, okay?»
    Ich schaute sie an und spürte, wie sich mein Magen zusammen-krampfte, als ich die Ehrlichkeit in ihrem Blick sah. «Klar.»
    «Ich hab über diese Leute nachgedacht. Sie haben Bulfinch umgebracht. Sie haben versucht, dich und mich umzubringen. Ich bin sicher, sie hatten auch vor, meinen Vater umzubringen. Meinst du ... er hatte wirklich einen Herzinfarkt?»
    Ich goss Sake aus der Porzellanflasche in die beiden kleinen, passenden Schalen, betrachtete die dünnen Dampffahnen, die von der Oberfläche aufstiegen. Meine Hände waren ruhig. «Deine Frage ist nicht albern. Es gibt Möglichkeiten, jemanden so umzubringen, dass es nach einem Unfall oder einer natürlichen Todesursache aussieht. Und ich bin ebenfalls überzeugt, dass sie nach dem, was sie über die Aktivitäten deines Vaters wussten, seinen Tod gewünscht haben.»
    «Er hatte Angst, dass sie ihn umbringen würden. Das hat er mir gesagt.»
    «Ja.»
    Sie trommelte mit den Fingern auf dem Tisch, spielte eine wütende Melodie auf einem imaginären Klavier. In ihren Augen lag ein kaltes Feuer. «Ich glaube, sie haben ihn umgebracht», sagte sie und nickte dabei.
    Für uns gibt es kein Zuhause mehr, John. Nicht nach dem, was wir getan haben. « Du könntest Recht haben», sagte ich leise.
    Wusste sie es? Oder weigerte sich ihr Verstand, dorthin zu gehen, wo ihr Instinkt sie hinführte? Ich war mir nicht sicher.
    «Entscheidend ist, dass dein Vater ein mutiger Mann war», sagte ich mit leicht belegter Stimme. «Und dass er, ganz gleich, wie er gestorben ist, nicht vergeblich gestorben sein sollte. Deshalb muss ich die CD zurückbekommen. Deshalb muss ich zu Ende fuhren, was dein Vater begonnen hat. Ich möchte wirklich ...»Ich wusste nicht genau, was ich sagen würde. «Ich möchte das wirklich tun. Ich muss es tun.»
    Widerstreitende Gefühle huschten über ihr Gesicht, wie Schatten schnell treibender Wolken. «Ich will nicht, dass du es tust», sagte sie. «Es ist zu gefährlich.»
    «Es ist nicht so gefährlich, wie es scheint. Mein Freund wird dafür sorgen, dass die Polizisten wissen, was los ist, also wird keiner auf mich schießen.» Das hoffte ich.
    «Und was ist mit den Leuten von der CIA? Die kannst du nicht kontrollieren.»
    Ich dachte darüber nach. Tatsu hatte sich vermutlich schon überlegt, dass er, falls ich bei dem Versuch, in den Wagen zu kommen, getötet wurde, das als Vorwand nutzen würde, um alle aus dem Auto zu holen, nach Waffen zu suchen und dabei die CD zu finden. Er war eben praktisch veranlagt.
    «Niemand wird auf mich schießen. So, wie ich die Sache geplant habe, werden sie erst merken, was los ist, wenn es zu spät ist.»
    «Ich dachte, im Krieg läuft nichts nach Plan.»
    Ich lachte. «Das stimmt. Ich habe bis jetzt überlebt, weil ich gut improvisieren kann.»
    Ich trank einen Schluck Sake. «Außerdem haben wir sonst kaum noch eine Alternative», sagte ich und genoss das Gefühl, wie die heiße Flüssigkeit sich in meinem Bauch ausbreitete. «Yamaoto weiß nicht, dass Holtzer die CD hat, also wird er weiter hinter dir her sein, wenn wir sie nicht zurückbekommen. Und hinter mir auch.»
    Ein paar Minuten lang aßen wir schweigend. Dann blickte sie mich an und sagte: «Das macht Sinn, aber es ist trotzdem schrecklich.» Ihre Stimme klang bitter.
    Ich wollte ihr sagen, dass man sich irgendwann daran gewöhnt, dass schreckliche Dinge einen Sinn ergeben. Aber ich sagte nichts.
    Sie stand auf und trat ans Fenster. Sie hatte mir den Rücken zugewandt, und das matte Licht des Fensters umrahmte ihre Silhouette. Ich betrachtete sie einen Moment, dann stand ich auf und ging zu ihr, spürte, wie der Teppich das Gewicht meiner Füße abfederte. Ich

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