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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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blieb so dicht hinter ihr stehen, dass ich den frischen Duft ihres Haars riechen konnte und noch ein anderes, exotischeres Aroma, und langsam, ganz langsam hoben sich meine Hände, bis die Fingerspitzen sacht ihre Schultern und Arme berührten.
    Dann machten die Fingerspitzen meinen Händen Platz, und als meine Hände sich den Weg zu ihren Hüften suchten, ließ sie sich rückwärts gegen mich sinken. Ihre Hände legten sich auf meine, und gemeinsam wanderten sie nach oben, bedeckten ihren Bauch und streichelten ihn so, dass ich nicht mehr sagen konnte, wer die Bewegung lenkte.
    Während ich mit ihr dastand und durchs Fenster auf Tokio blickte, spürte ich, wie die Last dessen, dem ich mich am Morgen würde stellen müssen, allmählich von mir abglitt. Berauschend wurde mir klar, dass ich in diesem Augenblick nirgendwo anders auf der ganzen Welt lieber wäre. Die Stadt um uns herum war ein lebendiges Wesen: Die Millionen Lichter waren seine Augen, die Schnellstraßen und Fabriken seine Muskeln und Sehnen, das Lachen der Liebenden seine Stimme. Und ich war mitten in seinem pulsierenden Herz.
    Bloß ein wenig mehr Zeit, dachte ich, als ich ihren Nacken, ihre Ohren küsste. Ein wenig mehr Zeit in einem anonymen Hotel, wo wir uns losgelöst von der Vergangenheit treiben lassen konnten, frei von all den Dingen, die, so wusste ich, schon bald meine zerbrechliche Verbindung zu dieser Frau beenden würden.
    Immer stärker nahm ich das Geräusch ihres Atems wahr, den Geschmack ihrer Haut, und mein genüssliches Gespür für die Stadt und unseren Platz in ihr verblasste. Sie drehte sich um und küsste mich, zart, dann härter, ihre Hände an meinem Gesicht, unter meinem Hemd, und die Wärme ihrer Berührung breitete sich über meinen Körper aus wie Wellen auf Wasser.
    Wir stolperten zum Bett, zogen uns gegenseitig aus, warfen unsere Kleidung wahllos zu Boden. Sie hatte den Rücken durchgedrückt, und ich küsste ihre Brüste, ihren Bauch und sagte: «Nein, jetzt, ich will dich jetzt», und ich bewegte mich nach oben, spürte ihre Beine um mich, und in sie hinein. Sie machte ein Geräusch wie aufkommender Wind, und wir bewegten uns gegeneinander, miteinander, zunächst langsam, dann drängender. Wir waren miteinander verschmolzen, atmeten die Luft aus der Lunge des anderen, und das Gefühl sprühte Funken von meinem Kopf zu den Lenden und weiter bis in die Zehen und wieder zurück, bis ich nicht mehr wusste, wo mein Körper endete und ihrer begann. Ich spürte ein Grollen zwischen uns, als rollten Gewitterwolken heran, und als ich kam, war es wie ein Donnerschlag aus allen Richtungen, ihr Körper und mein Körper und all die Stellen, an denen wir eins waren.
    Hinterher lagen wir umschlungen da, erschöpft, als hätten wir gegeneinander gekämpft, ohne einander mit den letzten und kraftvollsten Schlägen bezwingen zu können. « Sugoi » , sagte sie. «Was haben die in den Sake getan?»
    Ich lächelte sie an. «Möchtest du noch eine Flasche?»
    «Noch viele Flaschen», sagte sie schläfrig. Und gleich darauf glitten wir beide in einen Schlaf, der glücklicherweise ungestört blieb von Erinnerungen. Für leichte Unruhe sorgte nur die Furcht vor dem, was noch kommen sollte.

23
    ICH STAND kurz vor Morgengrauen auf, ging zum Fenster und sah zu, wie die Lichter in Tokio angingen und die Stadt langsam aus ihrem Schlummer erwachte, verträumt die Finger und Zehen reckte. Midori schlief noch.
    Ich duschte und entschied mich für einen der Anzüge, die ich im Imperial deponiert hatte, einen edlen grauen Flanellanzug von Paul Stuart. Ein Baumwollhemd von Sea Island, dezente blaue Krawatte. Die Schuhe waren handgearbeitet, der hübsch gealterte Aktenkoffer stammte von einem britischen Lederwarenhersteller namens W. H. Gidden, der leider Gottes den Betrieb eingestellt hatte. Ich war besser gekleidet als die meisten Menschen, von denen man es erwartet – aber auch hier gilt: Die Details sorgen für eine gelungene Tarnung, oder sie verraten dich. Und wer weiß, dachte ich. Wenn die Sache schief geht, könntest du in den Klamotten beerdigt werden. Dann siehst du wenigstens gut aus.
    Midori war aufgestanden, während ich duschte. Sie trug einen weißen Frotteebademantel vom Hotel und saß schweigend auf dem Bett, während ich mich anzog. «Du gefällst mir im Anzug», sagte sie, als ich fertig war. «Steht dir gut.»
    «Bloß ein einfacher Sarariman auf dem Weg zur Arbeit», sagte ich bemüht heiter.
    Ich steckte die Glock in ein

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