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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Kultur des Westens auf Schuld beruhe, die japanische dagegen auf Scham, wobei der Hauptunterschied darin liegt, dass Ersteres ein verinnerlichtes Gefühl ist, während Letzteres von dem Vorhandensein einer Gruppe abhängt.
    Aber als der Tiresias dieser beiden Welten kann ich versichern, dass der Unterschied weniger wichtig ist, als man die Leute glauben machen will. Schuld entsteht, wenn keine Gruppe da ist, um einem Scham einzuflößen. Reue, Entsetzen, Gräuel: Wenn die Gruppe sich nicht drum schert, erfinden wir einfach einen Gott, der es tut. Einen Gott, der durch die späteren guten Taten oder zumindest Anstrengungen eines ehemaligen Missetäters milde gestimmt werden kann.
    Ich hörte Reifen auf Kies knirschen, und als ich mich zu dem Parkplatz hinter mir umdrehte, sah ich gerade noch, wie die erste von drei schwarzen Limousinen nur wenige Meter von mir entfernt stoppte. Die hinteren Türen flogen auf, und auf beiden Seiten stieg je ein Mann aus. Beides Westler. Holtzer, dachte ich.
    Die nachfolgenden Wagen hielten rechts und links von dem ersten. Ich stand mit dem Rücken zum Wasser und wurde von vorn umzingelt. Auch aus den zusätzlichen Wagen stiegen jeweils zwei Männer aus. Alle hielten sie ihre Berettas schussbereit.
    «Einsteigen», knurrte derjenige, der mir am nächsten war, und deutete mit der Waffe auf den ersten Wagen.
    «Ich denke nicht dran», sagte ich ruhig. Wenn sie mich umbringen wollten, würde ich sie zwingen, es hier zu tun.
    Zu sechst bauten sie sich in einem Halbkreis um mich herum auf. Wenn sie noch etwas näher traten, könnte ich versuchen, einen der Kerle am Rand umzurennen – die Burschen gegenüber würden sich nicht trauen zu schießen, weil sie ihren Kumpel nicht treffen wollten.
    Aber sie waren diszipliniert und widerstanden dem Impuls vorzurücken. Wahrscheinlich hatte man sie gewarnt, mir nicht zu nahe zu kommen.
    Stattdessen griff einer von ihnen unter sein Jackett und holte etwas heraus, das ich sofort als einen so genannten Taser erkannte -eine Art elektrische Betäubungspistole.
    Das hieß, sie wollten mich mitnehmen, nicht töten. Ich fuhr herum, um mich auf den nächsten Mann zu werfen, aber zu spät. Ich hörte den Knall, als der Taser seine zwei elektrischen Nadelpfeile abschoss, spürte sie in meinen Oberschenkel eindringen, und sofort jagte ein Stromstoß durch meinen Körper. Ich fiel hin, zuckte hilflos, wollte meine Hand zwingen, die beiden Pfeile herauszuziehen, erhielt aber keine Reaktion von meinen zitternden Gliedmaßen.
    Sie ließen den Strom länger fließen als nötig, standen um mich herum, während ich wie ein Fisch auf dem Trockenen zappelte. Schließlich hörte es auf, aber ich konnte meinen Körper noch immer nicht kontrollieren, konnte kaum atmen. Ich spürte, wie sie mich abtasteten – Knöchel, Beine, Gesäß. Hände schoben den Rücken meiner Anzugjacke hoch, und ich spürte, wie die Glock aus dem Halfter gezogen wurde. Ich erwartete, dass sie mich weiter durchsuchten, aber das war's. Sie waren wohl schon zufrieden damit, dass sie meine Waffe gefunden hatten, und suchten deshalb nicht mehr weiter – ein Anfängerfehler, durch den die Blendgranate unentdeckt blieb.
    Einer kniete sich auf meinen Nacken, zog meine Arme auf den Rücken und legte mir Handschellen an. Eine Kapuze wurde mir über den Kopf gestülpt. Ein anderer fasste mit an, und ich wurde hochgezogen, schlaff wie ein Sack, und hinten auf den Boden eines Wagens gestoßen. Dann pressten sich Knie in meinen Rücken, Türen wurden zugeschlagen, und der Wagen setzte sich mit einem Ruck in Bewegung.
    Wir fuhren kaum fünf Minuten. Aufgrund der Geschwindigkeit und weil wir keine Kurven fuhren, wusste ich, dass wir noch auf der Schnellstraße 16 sein mussten und am Stützpunkt vorbeigefahren waren. Während der Fahrt bewegte ich probeweise die Finger und wackelte mit den Zehen. Langsam gewann ich wieder die Kontrolle über meinen Körper, aber mein gesamtes Nervensystem kribbelte noch von dem Elektroschock, den man mir verpasst hatte. Außerdem war mir schlecht.
    Ich merkte, dass der Wagen langsamer wurde und nach rechts abbog, hörte Kies unter den Rädern knirschen. Wir hielten. Türen öffneten sich, ein Händepaar packte meine beiden Fußknöchel und zerrte mich aus dem Auto. Mein Kopf knallte gegen die Türkante, und ich sah Sterne.
    Sie stellten mich auf die Beine und stießen mich vorwärts. Überall um mich herum hörte ich Schritte, und ich wusste, dass ich umringt war. Dann schubsten

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