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Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ausgehen, dass man mich fotografieren würde. Ich würde ihn in Bewegung halten, aber das Risiko bestand dennoch. Was soll's, dachte ich. Die Scheißkerle wissen, wo du wohnst, da haben sie doch inzwischen wahrscheinlich ein ganzes Fotoalbum von dir. Mit deiner Anonymität ist es sowieso nicht mehr weit her.
    Ich kehrte zurück zur Shinjuku-dori und ging zum Haupteingang des Studio-Alta-Hauses, wo einige Taxen auf Fahrgäste warteten. Ich schlenderte zu einem der Fahrer, einem jungen Burschen, der mir den Eindruck machte, dass er schon mal ein Auge zudrücken würde, wenn der Preis stimmte, und sagte ihm, er solle einen Mann fahren, der in zirka fünfzehn oder zwanzig Minuten aus dem Osteingang kommen würde, einen Gaijin, der ein T-Shirt trug.
    «Fragen Sie ihn, ob er der ‹Chief› ist», erklärte ich und gab ihm einen Zehntausend-Yen-Schein. «Wenn er Ja sagt, fahren Sie ihn die Shinjuku-dori hinunter, biegen dann nach links in die Meiji-dori, dann noch einmal nach links in die Yasukuni-dori. Warten Sie an der Nordseite der Yasukuni-dori auf mich, vor der Daiwa Bank. Ich bin kurz nach Ihnen dort.» Ich nahm noch einen Zehntausend-Yen-Schein heraus und riss ihn in zwei Hälften. Die eine Hälfte gab ich ihm und sagte, er würde die andere bekommen, wenn ich zu ihm in den Wagen stieg. Er verneigte sich zustimmend.
    «Haben Sie eine Karte?», fragte ich ihn.
    «Hai», erwiderte er und zauberte prompt eine Visitenkarte aus seiner Hemdtasche.
    Ich nahm die Karte und bedankte mich, ging dann auf die Rückseite des Studio-Alta-Hauses, wo ich die Treppe in den vierten Stock nahm. Von dort hatte ich eine gute Sicht auf den Ostausgang. Ich sah auf die Uhr: noch vierzehn Minuten. Ich schrieb eine Adresse in Ikebukuro auf die Rückseite der Karte und schob mir diese dann in die Brusttasche.
    Holtzer tauchte eine Minute zu früh auf. Ich sah ihn aus dem Ostausgang kommen, dann langsam auf das Studio-Alta-Schild zugehen. Sogar aus der Ferne konnte ich die fleischigen Lippen, die auffällige Nase erkennen. Einen kurzen, befriedigenden Augenblick lang dachte ich daran, wie ich sie ihm gebrochen hatte. Er hatte noch immer volles Haar, wenn auch inzwischen eher stahlgrau als strohblond, wie ich es gekannt hatte. Seiner Haltung und Statur nach hielt er sich fit. Er sah aus, als wäre ihm kalt in seinem T-Shirt. Der Arme.
    Ich sah, wie der Taxifahrer auf ihn zuging und ihn ansprach. Holtzer nickte, folgte ihm dann zu dem Taxi und blickte dabei nach links und rechts. Er beäugte das Taxi misstrauisch, bevor er einstieg, dann fuhren sie die Shinjuku-dori hinunter.
    Ich hatte Holtzers Leuten nicht genug Zeit gelassen, einen Wagen oder sonst eine mobile Überwachung zu organisieren, daher würde sich jetzt jeder sputen müssen, der ihn im Auge behalten sollte, und höchstwahrscheinlich hastig in ein Taxi springen. Vier Minuten lang beobachtete ich die Umgebung, konnte aber keine ungewöhnliche Aktivität feststellen. So weit, so gut.
    Ich eilte zurück die Treppe hinunter, immer drei Stufen auf einmal, bis ich im Erdgeschoss war. Dann nahm ich eine Abkürzung zur Yasukuni-dori und erreichte die Daiwa Bank genau in dem Moment, als das Taxi vorfuhr. Ich ging auf die Beifahrerseite und behielt Holtzers Hände im Auge, während ich mich näherte. Die Automatiktür sprang auf, und Holtzer beugte sich zu mir vor.
    «John ...», setzte er mit seiner beruhigenden Stimme an.
    «Hände hoch, Holtzer», fiel ich ihm ins Wort. «Ich will Ihre Hände sehen. Handflächen nach vorn, hoch in die Luft.» Ich rechnete zwar eigentlich nicht damit, dass er mich so einfach erschießen wollte, aber ich würde ihm auch nicht die Chance dazu geben.
    «Das Gleiche sollte ich von Ihnen verlangen.»
    «Nun machen Sie schon.» Er zögerte, lehnte sich dann zurück und hob die Hände. «Jetzt die Finger verschränken und die Hände in den Nacken. Dann umdrehen und auf der Fahrerseite zum Fenster hinausschauen.»
    «Ach, kommen Sie, Rain ...», sagte er.
    «Los jetzt. Sonst bin ich gleich wieder weg.» Er warf mir einen erbosten Blick zu und gehorchte.
    Ich rutschte neben ihn, gab dem Fahrer die Visitenkarte mit der Ikebukuro-Adresse und wies ihn an, uns dorthin zu fahren. Es war egal, wohin er uns brachte. Ich wollte nur nichts laut sagen. Dann drückte ich Holtzers verschränkte Finger mit der linken Hand zusammen und tastete ihn mit der rechten ab. Als ich überzeugt war, dass er keine Waffe bei sich trug, rückte ich von ihm weg. Aber das war nicht meine

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