Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag

Titel: Tokio Killer 01 - Der erste Auftrag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
Sie markieren nämlich einen Wechsel vom Ob zum Wie, vom Prinzip zum Preis.
    «Fünf Monate später hatten wir ihn so weit. Wir haben ihm eine einmalige Barzahlung versprochen – so viel, dass er nie wieder Geldsorgen gehabt hätte – plus ein jährliches Salär. Falsche Papiere, Unterbringung in einer tropischen Gegend, wo er nicht auffallen würde – das CIA-Pendant zum Zeugenschutzprogramm des FBI, aber nur vom Feinsten.
    Im Gegenzug wollte er uns alles Wichtige über die Liberaldemokraten liefern – Schmiergelder, Bestechung, Yakuza -Kontakte, Ermordung von Verrätern. Und wir reden hier über wasserdichte Beweise: abgehörte Telefonate, Fotos, aufgezeichnete Gespräche, alles, was vor Gericht akzeptiert wird.»
    «Was hattet ihr mit dem ganzen Kram vor?»
    «Ja, was meinen Sie wohl, was wir damit vorhatten? Mit den Informationen würde die LDP praktisch der amerikanischen Regierung gehören. Wir hätten jeden japanischen Politiker in der Tasche. Glauben Sie, wir hätten je wieder Arger wegen Militärbasen auf Okinawa oder in Atsugi bekommen? Glauben Sie, wir hätten je wieder Probleme, so viel Reis oder so viele Halbleiter oder Autos zu exportieren, wie wir wollten? Die LPD hat hier die Macht, und wir wären die Macht hinter der Macht gewesen. Japan wäre bis zum Ende des Jahrhunderts Onkel Sams Lustknabe gewesen.»
    «Ihrem Tonfall entnehme ich, dass Onkel Sams Liebesglück gescheitert ist», sagte ich.
    Sein Lächeln war eher ein höhnisches Grinsen. «Nicht gescheitert. Bloß verschoben. Wir kriegen schon noch, was wir wollen.»
    «Was hatten Sie mit Benny zu tun?»
    «Der arme Benny. Er war ein prima Informant über die Machenschaften der LDP. Er kannte die Drahtzieher, aber er hatte keinen Zugang zu den wirklich wichtigen Sachen, wissen Sie. Den hatte unser Spitzel.»
    «Aber ihr habt ihn zu mir nach Hause geschickt?»
    «Ja, stimmt. Ihn allein, um Sie zu befragen.»
    «Woher wisst ihr, was mit ihm passiert ist?»
    «Na, hören Sie, Rain, dem Typ wurde ganz in der Nähe Ihrer Wohnung gekonnt das Genick gebrochen. Wer mag das wohl getan haben? Bestimmt keiner von Ihren Rentnernachbarn. Außerdem hatten wir ihm ein Mikro verpasst. Reine Routine bei uns. Wir haben also alles mitgehört, auch dass er mich verpfiffen hat, dieses kleine Arschloch.»
    «Und der andere Typ?»
    «Über den wissen wir nichts, außer dass er tot auf der Straße gelegen hat, nur hundert Meter von der Stelle entfernt, wo die Tokioter Polizei Benny gefunden hat.»
    «Benny hat gesagt, er war bei der Boeicho Boeikyoku. Und dass Sie sein Verbindungsmann waren.»
    «Stimmt, ich war für die Verbindung zur Boeikyoku zuständig, aber dass ich seinen Freund gekannt haben soll, ist gelogen. Klar, dass wir ein bisschen nachgeforscht haben, und sieh an, Bennys Kumpel war nicht beim japanischen Geheimdienst. Der Besuch, den er mit ihm zusammen Ihrer Wohnung abgestattet hat, war eine Privataktion, und bezahlt hat ihn irgendwer anders. Man kann diesen Maulwürfen einfach nicht trauen, Rain. Wissen Sie noch, was wir für Probleme mit unseren ARVN-Verbündeten in Vietnam hatten?»
    Ich blickte hoch in den Rückspiegel und sah, dass der Fahrer uns argwöhnisch anschaute. Da wir Englisch sprachen, war nicht davon auszugehen, dass er auch nur ein Wort verstand, aber ganz offensichtlich spürte er, dass etwas nicht in Ordnung war, und das beunruhigte ihn.
    «Wenn sie von dir Geld nehmen, dann nehmen sie auch von anderen Geld, von jedem», fuhr er fort. «Ich sag Ihnen was, ich weine Benny keine Träne nach. Wenn man sich von beiden Seiten bezahlen lässt und irgendwer dahinter kommt, dann kriegt man eben genau das, was man verdient hat.»
    Man sollte es jedenfalls kriegen. «Richtig», sagte ich.
    «Aber ich wollte das mit dem Spitzel noch zu Ende erzählen. Vor drei Wochen will er die Informationen überbringen, alles schön abgespeichert auf einer CD, er hat also sozusagen die Kronjuwelen in der Tasche – und was passiert? Er kriegt in der Yamanote-Bahn einen Herzinfarkt und stirbt. Wir schicken Leute ins Krankenhaus, aber die CD ist verschwunden.»
    «Woher wissen Sie so genau, dass er die CD bei sich hatte, als er starb?»
    «Oh, wir wissen es eben, Rain, wir haben da so unsere Methoden, aber das muss ich Ihnen ja nicht sagen. Fällt aber alles in die Rubrik Geheimhaltung. Und die fehlende CD ist noch nicht mal das Beste an der Geschichte. Möchten Sie hören, was das Beste ist?»
    «Ich kann's kaum erwarten.»
    «Na denn», sagte er, beugte sich

Weitere Kostenlose Bücher