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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Boulevard, der vom Hauptbahnhof auf den Kaiserpalast zulief. Dort stieg ich in ein Taxi und bat den Fahrer zu warten, weil ich noch einen Bekannten erwartete. Er schaltete den Taxameter ein, und wir warteten schweigend.
    Zehn Minuten später sah ich Kanezaki aus der von mir verlangten Richtung kommen. Er schaute sich um, bemerkte mich aber in dem Taxi nicht.
    Ich öffnete das Fenster einen Spalt. «Kanezaki», sagte ich, als er an mir vorbeikam. Er zuckte zusammen und sah mich an. «Einsteigen.»
    Der Fahrer aktivierte die automatische Tür, und Kanezaki setzte sich neben mich. Die Tür schloss sich, und wir fuhren davon. Ich wies den Fahrer an, Richtung Akihabara zu fahren, Tokios Elektronik-Mekka. Ich sah immer wieder nach hinten, bemerkte aber nichts Ungewöhnliches. Niemand fuhr auffällig schnell, um hinter uns zu bleiben. Anscheinend war Kanezaki allein gekommen.
    Ich beugte mich zur Seite und tastete ihn ab. Außer Handy, Schlüssel und einer neuen Brieftasche hatte er nichts bei sich. Harrys Detektor blieb ruhig.
    Ich dirigierte den Fahrer durch kleine Seitenstraßen, um die Chancen zu verringern, dass wir beschattet werden könnten. In der Nähe der Ochanomizu-Station stiegen wir aus und setzten den Weg rasch zu Fuß und per U-Bahn fort, wobei wir häufiger umstiegen, um wirklich sicherzugehen, dass wir allein waren.
    In Otsuka, dem äußersten Norden der Yamanote-Linie, beendete ich den GAG. Otsuka war eine Wohngegend – wenn auch eine ziemlich schäbige – mit einer breiten Palette an Massagesalons und Love-Hotels. Abgesehen von den Menschen, die dort lebten und arbeiteten, schien es vor allem älteren Männern, die nach billigen Sexangeboten suchten, etwas zu bieten. Westler ließen sich dort nur selten blicken. Falls es ein Überwachungsteam gab und es aus weißen CIA-Leuten bestand, würde Otsuka ihnen die Arbeit erschweren.
    Wir verließen die U-Bahn-Station und gingen die Treppe zum Royal-Host-Restaurant hinauf, das im ersten Stock eines Gebäudes gleich gegenüber lag. Ich trat ein und sah mich um. Hauptsächlich Familien, die zusammen auswärts essen waren. Ein paar müde aussehende Angestellte, die noch nicht nach Hause wollten. Alles ganz normal.
    Wir setzten uns in eine Ecke, die mir eine hübsche Aussicht nach unten auf die Straße bot.
    Ich sah ihn an. «Legen Sie los», sagte ich.
    Er rieb die Hände aneinander und blickte sich um. «Oh Mann, wenn ich hierbei erwischt werde …»
    «Sparen Sie sich das Theater», unterbrach ich ihn. «Sagen Sie mir einfach, was Sie wollen.»
    «Ich möchte nicht, dass Sie denken, ich hätte irgendwas mit Ihrem Freund zu tun gehabt», sagte er. «Und ich möchte, dass wir uns zusammentun.»
    «Ich höre.»
    «Okay. Zunächst mal, ich glaube … ich glaube, ich werde reingelegt.»
    «Was hat das mit meinem Freund zu tun?»
    «Lassen Sie mich einfach von vorne anfangen, dann verstehen Sie es, okay?»
    Ich nickte. «Reden Sie.»
    Er befeuchtete sich die Lippen. «Erinnern Sie sich noch an das Programm, von dem ich Ihnen erzählt habe? Crepuscular?»
    Eine Kellnerin kam, und auf einmal merkte ich, dass ich ausgehungert war. Ich bestellte ein großes Sandwich und die Tagessuppe. Kanezaki nahm einen Kaffee.
    «Ich erinnere mich», erwiderte ich.
    «Tja, Crepuscular ist vor sechs Monaten offiziell eingestellt worden.»
    «Na und?»
    «Na und? Es läuft trotzdem weiter, und ich leite es noch immer, obwohl die Mittel dafür gestrichen wurden. Wieso hat mir keiner was gesagt? Und wo kommt das Geld her?»
    «Moment mal», sagte ich. «Ganz langsam. Wie haben Sie das rausgefunden?»
    «Vor ein paar Tagen hat mein Boss, der Dienststellenleiter, verlangt, dass ich ihm sämtliche Quittungen vorlege, die ich von unseren Kontaktpersonen im Rahmen des Programms bekommen habe.»
    «Biddle?»
    Er sah mich an. «Ja. Sie kennen ihn?»
    «Ich habe von ihm gehört. Erzählen Sie mir mehr über die Quittungen.»
    «Das ist CIA-Vorschrift. Wenn wir Mittel auszahlen, muss die Kontaktperson eine Quittung unterschreiben. Ohne die Quittungen wäre es für Führungsoffiziere ein Leichtes, Geld in die eigene Tasche zu stecken.»
    «Ihr lasst euch von diesen Leuten das Schmiergeld … quittieren?», fragte ich ungläubig.
    «Das ist Vorschrift», sagte er wieder.
    «Und die machen das so ohne weiteres?»
    Er zuckte die Achseln. «Nicht immer, nicht zu Anfang. Wir werden dazu ausgebildet, unsere Kontaktpersonen langsam an den Gedanken heranzuführen. Beim ersten Mal wird das Thema noch nicht

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