Tokio Killer - 02 - Die Rache
eingestellt worden. Womit es praktisch illegal wurde. Und ich habe es die ganze Zeit weitergeführt. Ehe ich den Dienstweg einschlage, muss ich rausfinden, was los ist.»
Ich schwieg einen Moment. Dann sagte ich: «Was bieten Sie mir dafür?»
«Ich erzähle Ihnen, was ich über Ihren Freund weiß.»
Ich nickte. «Wenn das, was Sie zu sagen haben, glaubwürdig und aufschlussreich ist, werde ich Ihnen helfen.»
«Und Sie machen auch keinen Rückzieher?»
Ich sah ihn an. «Das Risiko müssen Sie wohl eingehen.»
Er zog einen Schmollmund wie ein Kind, das meint, es habe eine vernünftige Bitte geäußert, und gekränkt ist, weil die Erwachsenen es nicht ernst nehmen.
«Na gut», sagte er nach einem Moment. «Bei unserer letzten Begegnung habe ich Ihnen erzählt, dass wir dahinter gekommen sind, dass Haruyoshi Fukasawa ein Freund von Ihnen ist, indem wir einen Brief von ihm an Kawamura Midori abgefangen haben. Der Brief lieferte uns nur seinen Vornamen, der mit einem ungewöhnlichen Kanji-Zeichen geschrieben wird, und den Poststempel des Chuo-ku-Hauptpostamtes.»
Das entsprach ziemlich genau dem, was Harry und ich uns schon selbst überlegt hatten. «Weiter», forderte ich.
«Um diese beiden wenig aussagekräftigen Informationen sinnvoll zu nutzen, hätten wir ungeheuer viel Material durchkämmen müssen. Die Meldeverzeichnisse des Stadtbezirks, Steuerakten und so weiter. Wir hätten uns in konzentrischen Kreisen vom Chuo-ku-Postamt nach außen bewegen müssen. Das bedeutete, wir brauchten Personal und Ortskenntnisse.»
Ich nickte, wusste schon, was jetzt kam. «Also habt ihr es außer Haus gegeben.»
«Allerdings. An eine Kontaktperson namens Yamaoto.»
Herrgott, da hätten sie auch gleich einen Auftragsmörder auf Harry ansetzen können. Ich schloss die Augen und dachte kurz nach. «Habt ihr Yamaoto erzählt, warum ihr an Fukasawa interessiert wart?»
Er schüttelte den Kopf. «Natürlich nicht. Wir haben ihm bloß gesagt, dass wir wissen wollten, wo eine Person dieses Namens wohnt und arbeitet.»
«Was ist dann passiert?»
«Ich weiß nicht. Yamaoto hat uns die Adressen beschafft, die wir haben wollten. Wir haben Fukasawa so gut beschattet, wie wir nur konnten, aber er war vorsichtig, und es ist uns nie gelungen, ihm so lange auf den Fersen zu bleiben, dass er uns zu Ihnen geführt hätte.»
«Sie erzählen mir nicht viel, was ich nicht schon weiß. Was ist mit Fukasawas Tod?»
«Vor ein paar Tagen bin ich mit einem Mann vom diplomatischen Sicherheitsdienst zu seiner Wohnung gegangen, um Fukasawa wie üblich zu beschatten. Ich habe Biddle gesagt, dass ich das nach unserer letzten Begegnung nicht für eine gute Idee hielte und dass es für mich persönlich riskant sei, aber er hat darauf bestanden. Jedenfalls, vor dem Haus war ungewöhnlich viel Betrieb – Polizeiautos und eine … eine Putzkolonne für den Bürgersteig. Ich habe mich erkundigt und erfahren, was passiert ist. Als ich es Biddle erzählte, wurde er kalkweiß.»
«Soll heißen?»
«Soll heißen, ich hatte den Eindruck, dass er sowohl überrascht als auch geschockt war. Wenn er überrascht war, heißt das, jemand anders steckt dahinter. Ich gehe davon aus, es war kein Unfall. Damit bleiben Sie und Yamaoto. Da Sie hier sind und betroffen wirken, gehe ich außerdem davon aus, dass Sie und Fukasawa nicht wegen irgendwas in Streit geraten sind. Damit bleibt Yamaoto.»
«Mal angenommen, Sie haben Recht. Warum?»
Er schluckte. «Ich weiß es nicht. Ich meine, ganz allgemein könnte ich mir denken, dass Fukasawa entweder irgendeine Bedrohung für ihn darstellte oder dass er ihm nicht länger nutzen konnte, aber mehr weiß ich auch nicht.»
«Haben Sie Fukasawa je zusammen mit einer Frau gesehen?»
Er nickte. «Ja, ich habe ihn einige Male mit Yukiko Nohara kommen und gehen sehen. Sie arbeitet in einem Club namens Damask Rose in Nogizaka.»
Ich überlegte eine Weile. Mein Instinkt sagte mir, dass er ehrlich war. Aber sicher konnte ich mir nicht sein. Außerdem, für das bisschen, was er mir geliefert hatte, würde ich keine Gegenüberwachung für ihn machen, die für mich nur riskant war.
Aber vielleicht wäre Tatsu an ihm interessiert. Und er könnte Kanezakis spärliche Informationen besser nutzen als ich das konnte.
«In ein paar Stunden treffe ich mich mit jemandem, der Ihnen bei Ihrem Problem helfen kann», erklärte ich. «Dieser Jemand kann mehr für Sie tun als ich.»
«Heißt das, Sie glauben mir?»
Ich sah ihn an. «Da bin
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