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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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angesprochen. Beim zweiten Mal erzählt man ihm, dass es eine neue Vorschrift von ganz oben gibt, die garantieren soll, dass alle Empfänger unserer Geldmittel ihren vollen Anteil erhalten. Falls er sich noch immer weigert, sagt man, also gut, man müsse sich zwar für ihn ganz schön aus dem Fenster lehnen, aber man werde sehen, was sich machen lässt. Beim fünften Mal ist er süchtig nach dem Geld, und man erzählt ihm, man sei von seinen Vorgesetzten wegen der fehlenden Quittungen zusammengestaucht worden, sie hätten gesagt, die Zahlungen müssten eingestellt werden, wenn die Papiere nicht unterschrieben würden. Man legt dem Typen die Quittung vor und bittet ihn, bloß irgendwas draufzukritzeln. Die erste ist noch unleserlich. Später sind sie dann besser zu entziffern.»
    Erstaunlich, dachte ich. «Na gut. Biddle hat Sie also um die Quittungen gebeten.»
    «Stimmt. Also hab ich sie ihm gegeben, aber ich fand es seltsam.»
    «Warum?»
    Er rieb sich den Nacken. «Als das Programm anfing, wurde mir gesagt, ich sei dafür verantwortlich, sämtliche Quittungen in meinem eigenen Safe aufzubewahren. Als der Chief sie auf einmal sehen wollte, war ich beunruhigt, obwohl er gesagt hat, es handele sich um reine Routine. Also habe ich mich bei ein paar Bekannten in Langley erkundigt – über Umwege, natürlich. Und da habe ich dann erfahren, dass bei einem Programm dieser Geheimhaltungsstufe kein Mensch Dokumenteneinsicht verlangen würde, wenn nicht zuvor beim Generalinspektor der CIA eine offizielle Beschwerde wegen Unterschlagung durch Führungsoffiziere eingereicht worden sei.»
    «Woher wollen Sie wissen, dass das nicht der Fall war?»
    Er wurde rot. «Erstens, weil es keinen Grund dafür gab. Ich habe nichts Falsches getan. Zweitens, wäre eine offizielle Beschwerde eingegangen, hätte der Chief mich in Anwesenheit von Anwälten davon in Kenntnis setzen müssen. Die Veruntreuung von Geldern ist eine ernste Anschuldigung.»
    «Gut. Sie haben Biddle also die Quittungen gegeben, aber es kam Ihnen komisch vor.»
    «Ja. Deshalb bin ich die Telegrammkorrespondenz zu Crepuscular durchgegangen. Die Korrespondenz ist chronologisch durchnummeriert, und mir fiel auf, dass ein Telegramm fehlte. Ich hätte das nie gemerkt, wenn ich nicht auf die Idee gekommen wäre, die numerische Reihenfolge zu kontrollieren. So was fällt einem normalerweise nicht auf, weil kein Mensch die Akten nach Telegrammnummern durchsieht – außerdem spielt die Nummer ja meistens keine Rolle. Ich habe daraufhin eine Bekannte in der Ostasien-Abteilung in Langley angerufen, und sie hat mir das Telegramm telefonisch durchgegeben. Darin stand, dass Crepuscular eingestellt und die Zahlungen sofort gestrichen werden sollten, weil das Geld anderweitig gebraucht würde.»
    «Sie glauben, irgendjemand hier in Tokio hat das Telegramm verschwinden lassen, damit Sie nichts von der Einstellung des Programms erfahren?», fragte ich.
    «Ja», sagte er und nickte.
    Die Kellnerin brachte unsere Bestellung. Ich schlang das Sandwich gierig in mich hinein.
    «Erzählen Sie mir mehr über Crepuscular», sagte ich zwischen zwei Bissen. Er war in Plauderlaune, und ich wollte mehr darüber wissen. Auf Harry kämen wir noch früh genug zu sprechen.
    «Was denn zum Beispiel?»
    «Zum Beispiel, wann es angefangen hat. Und wie Sie davon erfahren haben.»
    «Das habe ich Ihnen doch schon erzählt. Vor achtzehn Monaten wurde mir erklärt, dass die Dienststelle in Tokio mit einem Aktionsprogramm beauftragt worden sei, das das Ziel verfolge, Reformen zu fördern und entsprechende Hindernisse zu beseitigen. Codename Crepuscular.»
    Vor achtzehn Monaten, dachte ich. Hmm. «Wer hat Sie ursprünglich mit der Leitung des Programms betraut?», fragte ich, obwohl ich angesichts des Termins schon ziemlich genau wusste, wer.
    «Der frühere Dienststellenleiter. William Holtzer.»
    Holtzer, dachte ich. Seine guten Werke leben weiter.
    «Schildern Sie mir, wie er es Ihnen vorgestellt hat», sagte ich. «Detailliert.»
    Er blickte nach links, was für die meisten Neurolinguisten den Versuch signalisiert, sich zu erinnern, nicht, sich irgendetwas auszudenken. Hätte er in die andere Richtung geblickt, hätte ich das, was er nun sagte, als Lüge bewertet. «Er hat mir erklärt, dass Crepuscular höchste Geheimhaltungsstufe habe und dass er mich mit der Leitung betrauen wolle.»
    «Was für eine Aufgabe hatten Sie genau?»
    «Aufbau von Kontakten, Auszahlung von Geldern, die Gesamtleitung des

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