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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Programms.»
    «Warum gerade Sie?»
    Er zuckte die Achseln. «Ich habe nicht danach gefragt.»
    Ich unterdrückte ein Lachen. «Sind Sie vielleicht davon ausgegangen, dass er trotz Ihrer Jugend und Unerfahrenheit Ihre versteckten Fähigkeiten erkannt hat und Sie deshalb mit etwas so Wichtigem betrauen wollte?»
    Er lief rot an. «So was in der Art, denke ich.»
    Ich schloss kurz die Augen und schüttelte den Kopf. «Kanezaki, sagen Ihnen die Begriffe ‹Strohmann› und ‹Sündenbock› irgendwas?»
    Das Rot in seinem Gesicht wurde noch kräftiger. «So dumm, wie Sie meinen, bin ich nun nicht», sagte er.
    «Was noch?»
    «Holtzer hat mir erklärt, die Reformen sollten dadurch unterstützt werden, dass bestimmten Politikern mit guten Reformprogrammen, die im Sinne der US-Regierung seien, Gelder zufließen sollten. Dahinter stand die Theorie, dass man enorme Summen braucht, wenn man in der japanischen Politik Erfolg haben will. Ohne Geld bleibt keiner im Amt. Deshalb werden im Laufe der Zeit alle entweder korrupt oder ausgesiebt. Diesen Zustand wollten wir durch eine alternative Finanzquelle ändern.»
    «Und die Annahme der Gelder wurde quittiert.»
    «Das ist Vorschrift, ja. Sagte ich doch bereits.»
    «Ich vermute, wenn die Politiker die Quittungen unterschreiben, fassen sie sie auch an?»
    Er zuckte die Achseln. «Klar.»
    Ich fragte mich kurz, warum sie diese Burschen frisch vom College weg einstellten. «Mich würde interessieren, ob Ihnen vielleicht irgendwelche Verwendungsmöglichkeiten einfallen, die jemand für unterschriebene, mit Fingerabdrucken versehene Dokumente haben könnte, die die Annahme von CIA-Geldern bestätigen.»
    Er schüttelte den Kopf. «Da täuschen Sie sich», sagte er. «Die CIA erpresst keine Politiker.»
    Ich lachte auf.
    «Hören Sie, ich will ja nicht behaupten, wir machen das nicht, weil wir so nett sind», fuhr er mit beinahe komischer Ernsthaftigkeit fort. «Nein, wir machen es nicht, weil es erwiesenermaßen nicht funktioniert. Vielleicht kann man dadurch kurzfristige Kooperation erreichen, aber langfristig ist Erpressung nun mal kein effektives Kontrollmittel.»
    Ich sah ihn an. «Kommt Ihnen die CIA wie eine Organisation vor, die besonderen Wert auf Langfristigkeit legt?»
    «Wir versuchen es, ja.»
    «Schön, wenn gegen Sie nicht wegen Veruntreuung ermittelt wird und wenn Erpressung der CIA völlig fremd ist, was meinen Sie dann, was Biddle mit diesen Quittungen will?»
    Er sah nach unten. «Ich weiß es nicht.»
    «Und was wollen Sie von mir?»
    «Da ist noch eine Sache, die mir komisch vorkommt.»
    Ich hob die Augenbrauen.
    «Wir müssen vor jedem Treffen mit einer Kontaktperson ein Formular ausfüllen mit näheren Angaben über das bevorstehende Treffen: wer, wo, wann. Falls etwas schief geht, haben andere Führungsoffiziere dann gewisse Anhaltspunkte für die weitere Arbeit. Nachdem der Chef die Quittungen sehen wollte, habe ich das Formular abgegeben, in dem steht, dass ich heute Abend eine Kontaktperson treffe – obwohl das nicht stimmt –, aber ich habe nicht eingetragen, wo das Treffen stattfinden soll.»
    «Und da wurde nachgefragt.»
    «Genau. Was eigenartig ist. Vor einem Treffen interessiert sich normalerweise keiner dafür. Die Formulare sind für eventuelle Komplikationen nach solchen Treffen gedacht. Ehrlich gesagt, oft füllen wir die Dinger sogar erst hinterher aus. Das hält immer so auf. Und man hört nie wieder was darüber.»
    «Was halten Sie davon?»
    «Ich glaube, dass jemand die Treffen beobachtet.»
    «Aus welchem Grund?»
    «Ich … ich weiß es nicht.»
    «Dann sehe ich nicht, wie ich Ihnen helfen kann.»
    «Na gut. Möglicherweise versucht irgendwer, Beweise dafür zu sammeln, dass ich Crepuscular auf eigene Faust weitergeführt habe, nachdem es eingestellt wurde. Vielleicht, damit Biddle oder wer auch immer mir die Schuld in die Schuhe schieben kann, falls es rauskommt.» Er sah mich an. «Als sein Sündenbock.»
    Vielleicht war der Junge ja doch nicht so naiv. «Sie haben mir noch immer nicht gesagt, was Sie von mir wollen», sagte ich.
    «Ich möchte, dass Sie heute Abend eine Gegenüberwachung machen und mir sagen, was Sie sehen.»
    Ich schaute ihn an. «Ich fühle mich geschmeichelt, aber sollten Sie sich nicht lieber an den Generalinspektor der CIA wenden?»
    «Womit denn? Mit Verdächtigungen? Außerdem hat er zusammen mit dem Dienststellenleiter in Yale studiert, soweit ich weiß. Vergessen Sie nicht, Crepuscular ist vor sechs Monaten

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