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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Kusunoki-dori ging. Er ging schnell, wie ich ihn angewiesen hatte. Um diese Zeit sind in Ebisu überwiegend Vergnügungssüchtige unterwegs zu den schicken Restaurants und Bars des Garden-Court-Komplexes. Die Leute bewegen sich entsprechend entspannt. Jemand, der versuchte, mit Harry Schritt zu halten, wäre nicht synchron mit dem Rhythmus der Passanten und musste zwangsläufig auffallen.
    Ich entdeckte den ersten potenziellen Kandidaten, als Harry an dem Polizeihäuschen an der Ebisu 4-chome nach rechts auf die Kusunoki-dori abbog. Ein junger Japaner im marineblauen Anzug, schmächtig gebaut, mit Gel im Haar und Nickelbrille. Er ging gut zehn Meter hinter Harry auf der anderen Straßenseite – eine zuverlässige Methode, da die meisten Leute, wenn überhaupt, nur auf das achten, was sich direkt hinter ihnen abspielt. Ganz sicher war ich mir natürlich nicht, aber seine Position, sein Verhalten und sein Tempo gaben mir ein komisches Gefühl.
    Harry entfernte sich von meinem Beobachtungsposten. Zwei Gruppen junger Japaner tauchten jetzt ein Stück hinter ihm auf, aber ich tat sie als unverdächtig ab. Sie wirkten zu entspannt, und sie waren zu jung.
    Als Nächstes kam ein westlicher Typ, ein kräftiger Kerl, vermutlich Amerikaner, seinem sackartig hängenden schwarzen Anzug und seinen selbstbewussten Schritten nach zu urteilen, mit denen er rasch den Bürgersteig hinunterging. Möglicherweise ein Geschäftsmann, der im nahe gelegenen Westin-Hotel wohnte und zu einem Termin eilte. Oder auch nicht. Ich ordnete ihn als verdächtig ein.
    Harry verschwand, verdeckt durch die Zweige von einem der Kusunoki -Bäume , nach denen die Straße benannt worden war. Ebenso der junge Japaner. Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf den Amerikaner. Ich sah, wie er stehen blieb, als würde er sich plötzlich für einen der Steckbriefe an der Seite des Polizeihäuschens interessieren.
    Erwischt.
    Gleich darauf tauchte Harry wieder auf, kam jetzt auf der Südseite der Straße denselben Weg zurück. Er blieb stehen und studierte die beleuchtete Straßenkarte an der Ecke vor dem Sapporo-Gebäude, schräg gegenüber dem Polizeihäuschen, wo der Amerikaner, der es plötzlich nicht mehr eilig hatte, zu seiner Verabredung zu kommen, weiter seinem neu entdeckten Interesse für Japans steckbrieflich gesuchte Kriminelle nachging.
    Harrys Kehrtwende war mäßig aggressiv, aber nicht so provokativ, dachte ich, dass seine Verfolger ihn für heute laufen lassen würden. Sie hatten vermutlich nicht das Gefühl, dass er sie bemerkt hatte. Noch nicht.
    Harry bog nach rechts auf die Platanus Avenue. Der Amerikaner blieb, wo er war. Gleich darauf erschien der Japaner in meinem Gesichtsfeld. Als auch er nach rechts auf die Platanus abbog, folgte der Amerikaner ihm auf dem Fuße.
    Ich wartete noch eine Minute länger, um zu sehen, ob noch jemand meinen Radar kitzelte, aber dem war nicht so.
    Ich ging nach unten ins Erdgeschoss, bezahlte und bedankte mich für das ausgezeichnete Essen. Dann kürzte ich durch den Garden-Court-Komplex ab und nahm die Treppe in den ersten Stock der im Freien liegenden Promenade. Ich lehnte mich gegen die hüfthohe Steinmauer, wie ein Wächter auf einem Burgturm, und beobachtete den Fußgängerstrom, der sich unten über die Esplanade bewegte.
    Ich wusste, dass Harry durch eine der unterirdischen Passagen zur Esplanade ging und dabei vor dem einen oder anderen Schaufenster stehen blieb, damit ich Zeit hatte, meine Position einzunehmen. Nach einigen Minuten sah ich, wie er unterhalb von mir auftauchte und die Esplanade überquerte.
    Dann kamen sie, rechts und links hinter ihm, mit einigem Abstand zueinander, wie zwei Punkte an der Grundlinie eines langen schiefwinkligen Dreiecks. Ich bemerkte, dass der Japaner jetzt den Blick über die Fenster der Läden und Restaurants der Esplanade und über die Leute schweifen ließ, die von der Promenade nach unten schauten. Ich sah, wie er den Kopf drehte, um nach hinten zu blicken, und obwohl ich unter den anderen Leuten nicht auffallen würde, trat ich vorsichtshalber ein paar Schritte zurück, damit er mich nicht sah.
    Der Japaner bewies passable, aber in diesem Fall fruchtlose Überwachungskenntnisse. Er hatte offenbar bemerkt, dass Harry ihn im Kreis führte, eine klassische Gegenaufklärungstaktik, die einem Team zahlreiche Gelegenheiten gibt, einen Beschatter auszumachen. Ich hatte eine solche Reaktion jedoch eingeplant und den GAG von hier an beruhigend geradlinig gestaltet, bis zu

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