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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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dem Augenblick, an dem Harry von der Bildfläche verschwinden und ich überraschend auftauchen würde.
    Ich sah auf die Uhr. Noch fünfzehn Minuten.
    Ich ging durch die unterirdische Passage zum Westin, wo ich ein Taxi zum nahe gelegenen Hiro nahm. Harry und seine beiden Verfolger hatten jetzt dasselbe Ziel, nur dass ich mit dem Taxi vor ihnen da sein würde.
    Ich stieg auf der Meiji-dori aus und ging in ein Starbucks.
    «Was darf es sein?», fragte die Bedienung.
    «Nur einen Kaffee», sagte ich. «Grande. Und extra heiß bitte.»
    «Tut mir Leid, der Kaffee läuft mit genau achtundneunzig Grad Celsius durch und wird mit fünfundachtzig Grad serviert. Daran kann ich nichts ändern.»
    Donnerwetter, das nenne ich Personaltraining, dachte ich. «Verstehe. Aber ich bin erkältet, richtig heiße Dämpfe täten mir gut. Was ist mit Tee?»
    «Oh, der Tee ist sehr heiß. Er wird mit achtundneunzig Grad aufgegossen und sofort serviert.»
    «Hervorragend. Ich nehme einen großen Earl Grey.»
    Sie machte den Tee und stellte ihn auf die Theke neben die Kasse. Ich bezahlte und nahm ihn.
    «Moment», sagte sie. Sie gab mir einen Extrabecher. «Damit er schön heiß bleibt.»
    Ich lächelte ob ihrer Aufmerksamkeit. «Vielen Dank», sagte ich.
    Ich ging ein paar hundert Meter die rechte Straßenseite hoch bis zu einem kleinen Spielplatz, wo ich mich auf eine Bank in der Ecke setzte. Ich stellte den Tee ab und vergewisserte mich über das neue Handy, dass das von mir bestellte Taxi auch wirklich bereitstand. Es war da, und ich sagte der Frau in der Zentrale, dass der Fahrgast in einigen Minuten eintreffen werde.
    Fünf Minuten später sah ich Harry in meine Richtung kommen. Er bog nach links in eine namenlose Straße, auf der er in ein ziemlich dunkles und ruhiges Wohnviertel gelangen würde. Keine Gegend, wo man ein Taxi fände. Zum Glück wusste Harry, wo eines auf ihn wartete. Seine zwei Freunde würden Pech haben.
    Da kamen sie auch schon, einer auf jeder Straßenseite. Der Amerikaner ging jetzt voraus, auf meiner Seite. Er überquerte die Straße und folgte Harry in das Wohnviertel. Zehn Sekunden später kam der Japaner hinterher. Ich nahm den Tee und folgte ihnen.
    Drei Minuten später sah ich vor mir ein Taxi um die Ecke biegen und in meine Richtung kommen. Ich warf einen Blick durch das hintere Seitenfenster und sah Harry. Er nickte mir leicht zu, als er an mir vorbeifuhr. Ich ging weiter und bog nach rechts in die Straße, aus der das Taxi gekommen war. Die Straße war etwa dreißig Meter lang und machte am Ende einen Neunzig-Grad-Knick nach rechts. Keine Spur von den beiden. Kein Problem. Die Straße war eine Sackgasse.
    Ich erreichte das Ende der Straße und bog um die Ecke. Da waren sie, gut zwölf Meter entfernt. Der Japaner sprach mit dem Amerikaner. Der Amerikaner blickte in meine Richtung, im Mund eine unangezündete Zigarette. Er hielt ein Feuerzeug in Hüfthöhe und versuchte vergeblich, es anzumachen.
    Ich zwang mich, gelassen weiterzugehen, wie ein ganz normaler Fußgänger. Mein Herz schlug schneller. Ich konnte es in meiner Brust klopfen spüren.
    Zehn Meter. Ich drückte den Plastikdeckel mit dem Daumen von dem Pappbecher. Ich spürte, wie er über meinen Handrücken rutschte.
    Sieben Meter. Das Adrenalin verlangsamte meine Wahrnehmung der Szene. Der Japaner warf einen Blick in meine Richtung. Er schaute mir ins Gesicht. Seine Augen wurden größer.
    Fünf Meter. Der Japaner streckte die Hand nach dem Amerikaner aus, eine dringende Geste, wie ich erkannte, trotz meiner adrenalinbedingten Zeitlupensicht. Er packte den Arm des Amerikaners und zog daran.
    Drei Meter. Der Amerikaner blickte auf und sah mich. Die Zigarette baumelte ihm von den Lippen. Seine Augen spiegelten kein Erkennen.
    Zwei Meter. Ich trat auf ihn zu und ließ die Hand mit dem Becher vorschnellen. Der achtundneunzig Grad heiße Earl-Grey-Tee traf den Amerikaner im Gesicht und am Hals. Seine Hände flogen hoch und er brüllte auf.
    Ich wandte mich dem Japaner zu. Seinen Augen waren jetzt weit aufgerissen, und sein Kopf rotierte hin und her, die universale Geste der Verneinung. Er hob die Hände, als wollte er mich abwehren.
    Ich packte seine Schultern und stieß ihn gegen die Wand. Noch mit demselben Schwung hob ich das Knie an und rammte es ihm in die Eier. Er grunzte und klappte zusammen.
    Ich wandte mich wieder dem Amerikaner zu. Er war nach vorn gebeugt und taumelte, die Hände vors Gesicht gepresst. Ich packte ihn am Kragen seines Jacketts

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