Tokio Killer - 02 - Die Rache
und hinten an der Hose und katapultierte ihn mit dem Kopf voran gegen die Wand, wie ein Matador einen Stier manövriert. Sein Körper erbebte von dem Aufprall, und er fiel zu Boden.
Der Japaner lag keuchend auf der Seite, die Hände in den Schritt gepresst. Ich zog ihn am Revers hoch und drückte ihn gegen die Wand. Ich blickte nach links und rechts. Wir drei waren allein.
«Ich will wissen, wer ihr seid», sagte ich auf Japanisch.
Er machte würgende Geräusche. Ich sah, dass er einen Augenblick brauchte.
Ich hielt meine linke Hand gegen seine Kehle gepresst und tastete ihn nach einer Waffe ab, dann überprüfte ich seine Ohren und sein Jackett, um mich zu vergewissern, dass er nicht verdrahtet war. Er war sauber. Ich griff in die Innentasche seines Jacketts, zog eine Brieftasche heraus und klappte sie auf. Der Ausweis steckte ganz vorn, in einer Plastikhülle.
Tomohisa Kanezaki. Zweiter Sekretär, Konsulatsangelegenheiten, US-Botschaft. Im Hintergrund war blau-gelb der Wappenadler des US-Außenministeriums zu sehen.
Die beiden Figuren waren also von der CIA. Ich schob die Brieftasche in meine Hosentasche, um mir den Inhalt später in Ruhe anzusehen.
«Jetzt reiß dich am Riemen, Kanezaki-san», sagte ich auf Englisch. «Sonst tu ich dir richtig weh.»
«Chotto matte, chotto matte», keuchte er, hob eine Hand, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Moment, Moment. «Setsumei suru to yakusoku shimasu kara …» Ich verspreche, ich sage alles, aber …
Sein Japanisch hatte einen amerikanischen Akzent. «Sprich Englisch», sagte ich. «Ich hab keine Zeit, dir Sprachunterricht zu geben.»
«Okay», sagte er. Das Keuchen war ein wenig langsamer geworden. «Mein Name ist Tomohisa Kanezaki. Ich bin bei der US-Botschaft hier in Tokio.»
«Ich weiß, wer du bist. Ich hab gerade einen Blick in deine Brieftasche geworfen. Warum habt ihr den Mann verfolgt?»
Er holte tief Luft und verzog das Gesicht. Seine Augen tränten von dem Tritt in den Unterleib. «Wir waren auf der Suche nach Ihnen. Sie sind John Rain.»
«Auf der Suche nach mir? Warum?»
«Ich weiß nicht. Meine Anweisungen lauteten …»
Ich drückte hart gegen seine Kehle und schob mein Gesicht ganz dicht an seins. «Komm mir bloß nicht so. Unwissenheit wird dich nicht schützen. Nicht heute Abend. Verstanden?»
Er versuchte, mich wegzustoßen. «Jetzt lassen Sie mich doch mal ausreden, ja? Wenn Sie mir weiter die Luft abschnüren, kann ich Ihnen gar nichts sagen!»
Ich war verblüfft über seine Courage. Er klang eher bockig als verängstigt. Ich begriff, dass dem Burschen nicht klar war, in welchen Schwierigkeiten er steckte. Wenn er mir nicht verriet, was ich wissen wollte, würde ich seine Einstellung korrigieren müssen.
Ich warf einen raschen Blick auf seinen am Boden liegenden Freund, sah dann wieder ihn an. «Red schnell», befahl ich.
«Ich sollte Sie nur ausfindig machen. Mir wurde eingeschärft, Sie nicht zu kontaktieren.»
«Was sollte passieren, sobald ihr mich ausfindig gemacht hättet?»
«Dann hätten meine Vorgesetzten die Sache übernommen.»
«Aber du weißt, wer ich bin.»
«Hab ich doch schon gesagt, ja.»
Ich nickte. «Dann weißt du auch, was ich mit dir mache, wenn deine Antworten mich nicht zufrieden stellen.»
Er wurde bleich. Anscheinend war ich deutlich genug geworden.
«Wer ist der da?», fragte ich und nickte in Richtung des Amerikaners am Boden.
«Diplomatischer Sicherheitsdienst. Meine Anweisungen … Mir wurde gesagt, ich sollte auf keinen Fall riskieren, allein mit Ihnen zusammenzutreffen.»
Ein Bodyguard. Klang glaubwürdig. Der Typ hatte mich nicht erkannt, das hatte ich gesehen. Er war vermutlich bloß zum Schutz und zur Beschattung da.
Vielleicht aber war er auch der Killer. Die CIA engagiert gern Auftragskiller für die schmutzige Arbeit – Leute wie mich. Er könnte so einer sein.
«Du solltest nicht allein mit mir zusammentreffen, weil …», sagte ich.
«Weil Sie gefährlich sind. Wir haben eine Akte über Sie.»
Die bestimmt Holtzer zusammengestellt hatte. Klar.
«Der Mann, den ihr verfolgt habt», sagte ich. «Erzähl mir was über den.»
Er nickte. «Sein Name ist Haruyoshi Fukasawa. Er ist Ihr einziger bekannter Kontakt. Wir wollten über ihn an Sie rankommen.»
«Das reicht mir nicht.»
Er bedachte mich mit einem kalten Blick. Anscheinend wollte er es drauf ankommen lassen. «Mehr weiß ich nicht.»
Sein Partner stöhnte und rappelte sich langsam auf die Knie. Ich sah eine
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