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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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aufgelöst, immer an anderen Orten. Die Tatsache, dass die Polizei überhaupt gegen die Kämpfe vorging, bedeutete immerhin, dass sie nicht bestochen wurde, es nicht zu tun. Was wiederum bedeutete, dass die Organisatoren bereit waren, ein paar willkürliche Störungen in Kauf zu nehmen, wenn die Veranstaltungen ansonsten geheim blieben. Was auf ein gutes Urteilsvermögen schließen ließ und vielleicht eine gewisse Gier.
    Ein Jammer, aus meiner Sicht. Wenn es Bestechungen gegeben hätte, hätte es auch undichte Stellen gegeben, und die hätte Tatsu aufgedeckt.
    Bleib bei den Kämpfen, dachte ich und versuchte, mir ein Bild zu machen. Die Kämpfe. Die sind für den Burschen keine Arbeit. Er ist ein Killer. Die Kämpfe sind für ihn Spaß.
    Wie hoch mochten die Siegprämien sein? Wie viel Geld musste man zwei Männern dafür bieten, dass sie zusammen in den Ring steigen, wenn beide wissen, dass vielleicht nur einer überleben wird?
    Wie viele Zuschauer? Wie viel würden die bezahlen, um zuzusehen, wie zwei Männer sich bis aufs Blut bekämpfen? Wie viel würden sie wetten? Wie hoch wären die Einnahmen des Hauses?
    Allzu viele Zuschauer waren nicht möglich. Sonst würde sich die Sache rumsprechen, und die Polizei würde eingreifen. Höchstens fünfzig Leute. Pro Kopf hundert-, zweihunderttausend Yen Eintritt. Wetten ist kostenlos. Da würde jede Menge Geld den Besitzer wechseln.
    Ich lehnte mich in dem Aeron-Schreibtischsessel zurück, verschränkte die Finger hinter dem Kopf, schloss die Augen. Der Sieger bekommt umgerechnet rund zwanzigtausend Dollar. Der Verlierer ein paar tausend, falls er überlebt. Falls nicht, geht das Geld an die Männer, die seine Leiche entsorgen. Minimale Nebenkosten. Das Haus streicht fast achtzig Riesen ein. Nicht schlecht für einen Abend.
    Murakami war ein begeisterter Kämpfer. Aber die Pride-Kämpfe reichten ihm nicht. Er brauchte mehr. Und nicht wegen des Geldes. Mit den Werbeeinnahmen und Pay-per-View-Übertragungen zahlte Pride sicherlich einiges mehr, sowohl den Gewinnern als auch den Verlierern.
    Nein. Den Kerl interessierte das Geld nicht. Er brauchte die Spannung. Die Todesnähe. Den Kick, den du nur dann empfindest, wenn du einen Menschen tötest, der gleichzeitig mit allen Mitteln versucht, dich zu töten.
    Ich kannte das Gefühl. Es war faszinierend und abstoßend zugleich. Und bei ganz wenigen Männern, von denen die meisten sich nur als extrem hartgesottene Söldner ausleben können, wurde es zur Sucht.
    Diese Männer lebten, um zu töten. Töten war für sie das einzig Reale.
    Ich kannte so einen. Meinen Blutsbruder, Crazy Jake.
    Ich erinnerte mich noch, wie aufgedreht Jake immer nach einem Einsatz war. Er benahm sich wie im Rausch, sein gesamter Stoffwechsel war wie unter Strom. Man konnte förmlich die Hitzewellen von seinem Körper aufsteigen sehen. Dann wurde er sogar richtig gesprächig. Er erzählte in allen Einzelheiten von dem Einsatz, die Augen blutunterlaufen, den Mund zu einem irren Grinsen verzogen.
    In Saigon schmiss er Runden für alle. Er bezahlte Huren. Er gab Partys. Er brauchte andere, die mit ihm feierten. Ich lebe! Die sind tot, und ich lebe, verdammt, ich lebe!
    Ich setzte mich im Sessel auf und presste die flachen Hände auf den Schreibtisch. Ich öffnete die Augen.
    Die hohen Zechen in den Bars.
    Du hast gerade getötet und überlebt. Du willst feiern. Man hat dich bar bezahlt. Feiere, was du kannst!
    Ich war auf dem richtigen Weg. Ein erster Ansatz, um diesen Kerl aus der Ferne kennen zu lernen, seine Witterung aufzunehmen, ihn aufzuspüren.
    Er liebte die Kämpfe. Er war süchtig nach dem Kick. Aber ein ernst zu nehmender Mann. Ein Profi.
    Er trainiert. Und nicht Seite an Seite mit den Freizeitkriegern in irgendeinem x-beliebigen Dojo mit Monatsbeitrag. Auch nicht in einer der anspruchsvolleren Einrichtungen wie dem Kodokan, wo die Judoka der Polizei sich in Form hielten. Er würde sich etwas Intensiveres suchen und finden.
    Finde diesen Ort, und du findest ihn.
    Ich machte einen Spaziergang am Ufer des Okawa. Klotzige Müllschiffe dümpelten träge auf dem grünen Wasser. Fledermäuse stießen um mich herum nieder und fingen Insekten. Auf einer Staumauer aus Beton hielten ein paar Kinder Angelruten ins Wasser. Gott allein wusste, was sie aus der trüben Brühe da unten zu fischen erhofften.
    Ich kam zu einer Telefonzelle und wählte die Nummer, die Tatsu mir gegeben hatte.
    Er hob beim ersten Klingeln ab. «Können wir reden?», fragte

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