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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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fängst irgendwo ganz von vorn an. Das ist der schwierigere Weg, aber er würde dir vielleicht größere Sicherheit bieten. In beiden Fällen besteht das Problem, dass es gewisse Leute gibt, die gern mit dir eine alte Rechnung begleichen würden, Leute mit weltweitem Einfluss und einem sehr guten Gedächtnis, und dass du keine Verbündeten gegen sie hast.»
    «Ich brauche keine Verbündeten», sagte ich, doch diese Beteuerung klang selbst in meinen Ohren schwach.
    «Falls du vorhast, Japan zu verlassen, können wir als Freunde Abschied nehmen», sagte er. «Aber wenn ich heute nicht mit deiner Hilfe rechnen kann, wird es morgen schwierig für mich sein, dir zu helfen, wenn du vielleicht meine Hilfe brauchst.»
    Das war so ziemlich das Deutlichste, was von Tatsu zu erwarten war. Ich dachte darüber nach, überlegte, was ich tun sollte. Alles stehen und liegen lassen und nach Brasilien verschwinden, obwohl meine Vorbereitungen noch nicht ganz abgeschlossen waren? Vielleicht. Aber mir war nicht wohl bei dem Gedanken, eine mögliche Fährte zu hinterlassen, die jemand aufnehmen könnte, um mich zu verfolgen. Denn trotz seines offensichtlichen Eigeninteresses bei der Betonung der Gefahren, die von Yamaoto und der CIA ausgingen, unterschied sich Tatsus Einschätzung nicht allzu sehr von meiner eigenen.
    Die andere Möglichkeit wäre, diesen letzten Auftrag zu erledigen und mir Tatsu auf diese Weise vom Hals zu halten, während ich meine Vorbereitungen abschloss. Außerdem war das, was er mir im Gegenzug anbot, nicht zu verachten. Tatsu hatte Zugang zu Leuten und Stellen, die selbst Meisterhacker Harry nicht anzapfen konnte. Ganz gleich, was ich als Nächstes tat, er wäre ein überaus nützlicher Kontakt für mich.
    Ich dachte noch einen Moment länger nach. Dann sagte ich: «Irgendwie habe ich das Gefühl, dass du einen Umschlag dabei hast.»
    Er nickte.
    «Gib ihn mir», sagte ich.

8
     
    I CH NAHM DEN U MSCHLAG mit in meine Wohnung und sah mir dort den Inhalt an. Am Schreibtisch breitete ich die Papiere aus. Ich markierte einzelne Passagen und kritzelte Notizen an den Rand. Manche Teile las ich ganz durch. Andere überflog ich nur. Ich versuchte, das Muster zu entdecken, das Wesentliche.
    Der Name der Zielperson war Murakami Ryu. Das Dossier enthielt ausführliche biographische Informationen, von denen ich viele bereits von Tatsu bekommen hatte, aber nur wenige Angaben zu seiner gegenwärtigen Lebenssituation, Angaben, die ich normalerweise brauche, um mich einer Zielperson anzunähern. Wo wohnte er? Wo arbeitete er? Was für Gewohnheiten hatte er, welche Stammlokale, welchen Tagesablauf? Mit wem verbrachte er seine Zeit? Alles Fehlanzeige oder so vage, dass es kaum von Nutzen war.
    Er war kein Geist, aber er war auch kein Zivilist. Zivilisten haben nämlich Adressen, Jobs, Steuererklärungen, angemeldete Autos, Krankenblätter. Dass derlei Informationen über Murakami fehlten, war an sich schon eine Art von Information. Es lieferte einen Rahmen, aber ein Bild hatte ich noch immer nicht.
    Keine Informationen, das bedeutete, er war ein vorsichtiger Mann. Ernst zu nehmen. Realistisch. Ein Mann, der keine Risiken einging, der seine Schritte genau abwägte, bei dem kaum mit Fehlern zu rechnen war.
    Ich blätterte die Seiten durch. Selbst die Leute, von denen man wusste, dass er mit ihnen zusammenarbeitete, kamen aus verschiedenen Gumi. Er hatte nicht ausschließlich mit einer der bekannten Yakuza-Organisationen zu tun. Er war ein Freiberufler, einer, der sich nicht festlegte, der in vielen Kreisen verkehrte, aber nirgendwo richtig dazugehörte.
    Wie ich.
    Außerdem mochte er Hostessenbars. Er war in etlichen gesehen worden, meistens in ziemlich edlen, wo er in einer Nacht zwanzigtausend Dollar ausgab.
    Nicht wie ich.
    So spendable Gäste bleiben in Erinnerung. In meiner Branche bedeutet Vorsicht, nicht in Erinnerung zu bleiben. Ein Beweis für Impulsivität? Für mangelnde Zurückhaltung? Vielleicht. Dennoch, das Verhalten hatte kein Muster, trat nur gelegentlich auf. Keine mögliche Spur, die ich verfolgen könnte.
    Aber etwas war merkwürdig an diesen gelegentlichen Exzessen. Ich nahm mir vor, später genauer darüber nachzudenken, schloss die Augen und versuchte, mir ein Gesamtbild zu machen.
    Das Kämpfen. Das war ein wichtiger Punkt. Aber Tatsus Informationen darüber, wo, wann und unter wessen Schirmherrschaft diese illegalen Kämpfe stattfanden, waren dürftig.
    Die Polizei hatte einige von den Veranstaltungen

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