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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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nach Ishihara war weder überraschend noch sonderlich beunruhigend gewesen. Sein Tod sah wie ein Unfall aus. Selbst wenn sie Zweifel hatten, ob es wirklich ein Unfall gewesen war, hatten sie keinerlei Grund, mich damit in Verbindung zu bringen.
    Ich kam am nächsten und am übernächsten Tag, aber noch immer keine Spur von Murakami. Mir war das nur recht. Ich war gern wieder in Tokio und dachte, ein paar Tage in der Stadt könnte ich mir ruhig gönnen, wenn ich weiterhin vorsichtig war. Außerdem machte es Spaß, sozusagen bei der Arbeit zu trainieren. Nicht ganz das gesunde Leben eines Fitnesstrainers, aber immerhin besser, als bei einer Überwachung die ganze Nacht in einem Van zu sitzen, kalten Kaffee zu trinken und in einen Pappbecher zu pinkeln.
    Am vierten Tag ging ich abends zum Training. Dreimal hintereinander zur selben Zeit am selben Ort, mehr verkraftete mein paranoides Nervensystem nicht. Ich war erstaunt, vielfach dieselben Gesichter zu sehen. Manche dieser Typen trainierten also zweimal täglich. Ich fragte mich, womit sie wohl ihr Geld verdienten. Wahrscheinlich mit Verbrechen. Man ist sein eigener Herr. Hat flexible Arbeitszeiten.
    Ich begrüßte Washio und einige der anderen, die ich inzwischen kennen gelernt hatte. Dann zog ich mich in der Umkleide um. Einer der schweren Ledersäcke war frei, und ich fing an, ihn mit Knie- und Ellbogenkombinationen zu bearbeiten. Trainingseinheiten mit einminütigen Angriffen und dreißig Sekunden Erholung. Die Zeit kontrollierte ich mit Hilfe einer kleinen Uhr an der Wand.
    Schnelligkeit und Kraft waren bei mir noch immer gut. Ausdauer ebenso. Die Erholungszeiten ließen zwar zu wünschen übrig, aber ein disziplinierter Ernährungsplan mit flüssigen Aminosäuren für die Muskeln, Glukosamin für die Gelenke und Cognamine für die Reflexe könnte Abhilfe schaffen.
    Während einer der Erholungsphasen spürte ich, wie plötzlich einige ihr Training unterbrachen und ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes richteten. Die Atmosphäre im Raum veränderte sich.
    Ich schaute mich um und sah einen Mann in einem schlecht sitzenden marineblauen Zweireiher. Der Anzug hatte ein breites Revers und übertrieben dicke Schulterpolster. Die Art von Anzug, die ein großspuriges Auftreten suggeriert. Der Mann wurde flankiert von zwei stämmigen Typen mit Yakuza-Afrolook, die lässiger gekleidet waren. Ihre Körpermasse und ihre Haltung verrieten mir: die Bodyguards.
    Sie waren offenbar gerade hereingekommen. Der Mann im Anzug sprach mit Washio, der ihm irgendwie nervös seine volle Aufmerksamkeit widmete.
    Ich beobachtete die Szene und merkte, dass andere dasselbe taten. Der Neuankömmling war keine einsfünfundsiebzig groß, aber sein Nacken war bullig. Ich schätzte ihn auf fünfundachtzig, neunzig Kilo. Seine Ohren waren eine deformierte Masse aus aufgequollenem Narbengewebe, das selbst in Japan auffällig wirkte, wo Vernarbungen dieser Art unter Judoka und Kendoka nicht ungewöhnlich sind.
    Washio deutete auf verschiedene Männer beim Training. Der Neuankömmling nickte. Es sah aus, als würde Washio Rapport erstatten.
    Die dreißigsekündige Erholungsphase war zu Ende. Ich wandte mich wieder dem Sack zu. Linker Ellbogen. Rechter Haken. Linkes Knie. Noch einmal von vorn.
    Als die Einminuteneinheit vorbei war, sah ich mich wieder um. Washio und der Neuankömmling kamen auf mich zu. Die Bodyguards blieben an der Tür.
    «Oi, Arai», rief Washio, als sie noch ein paar Schritte entfernt waren. «Chotto mate.» Mach mal kurz Pause.
    Ich hob mein Handtuch vom Boden auf und wischte mir das Gesicht ab. Sie traten näher, und Washio deutete auf den Mann neben sich. «Ich möchte dich jemandem vorstellen», sagte er. «Einer der Sponsoren unseres Dojo.»
    Ich wusste schon, wer er war. Wie in Tatsus Beschreibung war die linke Wange platt gedrückt, während auf der anderen Seite eine etwa golfballgroße wulstige Narbe mit ausgefransten Rändern prangte. Ich stellte mir vor, wie ein Hund sich dort verbissen hatte und auch noch festhielt, als er das Tier wegstieß.
    Etwas sagte mir, dass es dem Hund noch schlechter ergangen war.
    Ich spürte, wie sich mir die Nackenhaare sträubten und frisches Adrenalin in meine Adern gepumpt wurde. Mein Kampf oder Fluchtinstinkt war fein ausgeprägt und wurde durch die Anwesenheit dieses Kerls zum Knistern gebracht.
    «Arai», sagte ich mit einer leichten Verbeugung.
    «Murakami», sagte er und nickte knapp, seine Stimme kaum mehr als ein Knurren. «Washio

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