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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Bewegungen. Er setzte den rechten Fuß gern vor. Sein Timing war regelmäßig – eine Schwäche, die wahrscheinlich bisher immer durch seine Schnelligkeit ausgeglichen worden war.
    Er mochte niedrige Tritte. Rechter Fuß vor, linker Roundhouse Kick, Rückkehr in Verteidigungshaltung. Ich bekam zwei solche Tritte gegen den rechten Oberschenkel. Sie taten weh. Sie waren belanglos.
    Wieder kam der rechte Fuß nach vorn. Als er wenige Millimeter über dem Tatami war und er ihn gerade wieder aufsetzen wollte, schnellte ich direkt auf ihn zu, hakte die rechte Hand um seinen Nacken und packte mit der linken Hand seinen rechten Fußknöchel. Ich hängte mich mit dem vollen Gewicht an seinen Nacken, zog seinen Kopf nach unten und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Ich rammte ihm den Ellbogen mit voller Wucht in die Brust. Sein Fuß war blockiert, und sein Körper hatte keine andere Möglichkeit, als nach hinten auf den Tatami zu kippen.
    Während er fiel, hielt ich den Knöchel weiter fest, riss ihn aber hoch und drehte ihn im Uhrzeigersinn, sodass ich in derselben Richtung landete wie er. Ich saß rittlings auf seinem Bein und hielt den Knöchel vor mir fest. In einer einzigen fließenden Bewegung klemmte ich ihn mir unter den rechten Oberarm, legte die Finger der linken Hand um seine Zehen und riss den Fuß herum. Sein Knöchel brach mit einem Knacken, wie ein Hammerschlag auf Holz. Aus seiner Verankerung befreit, wippte der Fuß grotesk nach rechts. Sehnen und Bänder waren gerissen.
    Er stieß einen Schrei aus und versuchte, mich mit dem anderen Bein wegzutreten. Aber die Tritte waren schwach. Sein Nervensystem war vom Schmerz überlastet.
    Ich stand auf, drehte mich um und sah ihn an. Sein Gesicht war ich-kotz-gleich-grün und mit öligen Schweißperlen übersät. Er hielt sich das Knie des kaputten Beins und starrte glupschäugig auf den baumelnden Fuß an dessen Ende. Er holte Luft, ganz tief, und stieß dann einen langen Klagelaut aus.
    Fußgelenkverletzungen sind extrem schmerzhaft. Ich weiß das. Ich habe gesehen, wie Füße von Landminen zerfetzt wurden.
    Er schnappte wieder nach Luft und schrie erneut. Wenn wir allein gewesen wären, hätte ich ihm das Genick gebrochen, nur um ihn zum Schweigen zu bringen. Ich sah mich im Raum um, wartete ab, ob ich jetzt mit einem seiner Sportsfreunde Ärger bekommen würde.
    Einer von ihnen, ein großer, langbeiniger Typ mit dem Körperbau eines Adonis und wasserstoffblonden, kurz geschorenen Haaren, schrie laut «OU» und wollte auf mich losgehen. He!
    Der Graumelierte trat dazwischen. «Ii kara, ii kara», sagte er und stieß Adonis zurück. Das reicht.
    Adonis wich zurück, starrte mich aber weiter feindselig an.
    Der Graumelierte drehte sich um und kam zu mir. Sein Gesicht hatte einen leicht amüsierten Ausdruck, der nicht ganz ein Lächeln war.
    «Beim nächsten Mal hältst du dich bei einem Gelenkhebel ein bisschen zurück», sagte er trocken.
    Der dunkelhäutige Bursche wand sich. Adonis und zwei von den anderen gingen zu ihm, um ihm zu helfen.
    Ich zuckte die Achseln. «Hätte ich ja. Aber er wollte schließlich ‹keine Regeln›.»
    «Das stimmt. Wahrscheinlich ist er der Letzte, der dir das vorgeschlagen hat.»
    Ich sah ihn an. «Der Club hier gefällt mir. Ihr Jungs nehmt die Sache ernst.»
    «Das tun wir.»
    «Kann ich denn nun hier trainieren?»
    «Täglich zwischen sechzehn und zwanzig Uhr. Außerdem an den meisten Tagen zwischen acht und zwölf. Über die Beiträge reden wir ein anderes Mal.»
    «Leitest du den Laden hier?»
    Er lächelte. «Kann man so sagen.»
    «Ich bin Arai», sagte ich mit einer leichten Verbeugung.
    Jemand brachte eine Trage. Der dunkelhäutige Typ knirschte mit den Zähnen und wimmerte. Irgendwer raunzte ihn an. «Urusei na! Gaman shiro!» Sei still! Halt den Schmerz aus!
    «Washio», sagte der Graumelierte und verbeugte sich ebenfalls. «Übrigens, wusstest du, dass Ishihara-san kürzlich gestorben ist?»
    Ich sah ihn an. «Nein, das wusste ich nicht.»
    Er nickte. «Ein Unfall in seinem Fitnessstudio.»
    «Das tut mir Leid. Ist das Studio noch geöffnet?»
    «Ein paar Geschäftspartner von ihm leiten es jetzt.»
    «Gut. Obwohl ich das Gefühl habe, dass ich von jetzt an ohnehin mehr Zeit hier verbringen werde.»
    Er grinste. «Yoroshiku.» Ich freu mich drauf.
    «Yoroshiku.»
    Ich blieb noch zwei Stunden. Adonis warf mir ab und an einen hasserfüllten Blick zu, blieb aber auf Distanz. Von Murakami war nichts zu sehen.
    Washios Frage

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