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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Mannsgroß. Zwei stiernackige Kerle mit Afro-look im Yakuza-Stil bearbeiteten sie, ohne Handschuhe, ohne Tape, ihre Schläge nicht schnell, aber fest, und das Klatschen der Knöchel auf Leder hallte durch den Raum.
    Das Fehlen von Handgelenk- und Fingertape war interessant. Boxer ließen sich tapen, um ihre Hände zu schützen. Aber sie gewöhnten sich daran und waren irgendwann nicht mehr in der Lage, richtig zuzuschlagen. Sogar Mike Tyson hatte sich mal eine Hand gebrochen, als er bei einer Schlägerei in einer Bar einen anderen Boxer mit bloßen Fäusten attackierte. Wenn du dir in einem echten Kampf die Hand brichst, hast du verloren. Und wenn du um dein Leben gekämpft hast, hast du auch das verloren.
    Und keine Judogi. Auch das war interessant. Schließlich ist ein Training, das ausschließlich mit Judogi stattfindet, zwar traditionell, aber nicht unbedingt realitätsnah.
    Es sprach alles dafür, dass diese Leute es ernst meinten.
    «Du kannst dich in der Umkleide umziehen», sagte der Graumelierte zu mir. «Wärm dich auf, und dann kannst du ein paar Randori machen. Wir werden ja sehen, wieso Ishihara-san meinte, das hier wäre das Richtige für dich.»
    Ich nickte und ging in die Umkleide, einen muffigen Raum mit schmutziggrauem Teppichboden. Ein Dutzend verbeulter Metallspinde standen rechts und links von einer stabil wirkenden Außentür, die mit einem Kombinationsschloss gesichert war. Ich zog mir die Judohose aus Baumwolle und ein T-Shirt an, ließ aber die Jacke in der Tasche. Lieber nicht auffallen.
    Ich kehrte in den Hauptraum zurück und machte ein paar Dehnübungen. Niemand schien sonderlich auf mich zu achten – bis auf den dunkelhäutigen Burschen, der mich beim Aufwärmen beobachtete.
    Nach etwa fünfzehn Minuten kam er zu mir. «Randori?», fragte er in einem Tonfall, der eher eine Herausforderung war als ein Angebot.
    Ich nickte und wich seinem bohrenden Blick aus. Für mich hatte unser Wettkampf schon begonnen, und ich ziehe es vor, dass meine Gegner mich unterschätzen.
    Ich folgte ihm in die Mitte der Matte, leicht unterwürfig, leicht eingeschüchtert.
    Wir umkreisten einander, und jeder suchte nach einer ersten Möglichkeit zum Angriff. Am Rande meines Gesichtsfeldes sah ich, dass die anderen Männer ihr Training unterbrochen hatten und zusahen.
    Ich hakte meinen linken Arm in seinen rechten und schob mich darunter, um einen Hüftwurf anzusetzen, ein simpler und effektiver Angriff aus meinen High-School-Wrestling-Zeiten in Amerika. Aber er war schnell. Er riss den Arm nach unten, duckte sich und drehte sich im Uhrzeigersinn, weg von meinem Angriff. Ich verlagerte die Stoßrichtung sofort auf seine linke Seite, aber auch dort parierte er geschickt. Kein Problem. Ich machte bloß Scheinangriffe, wollte seine Verteidigung testen, ohne ihm schon zu zeigen, was ich konnte.
    Ich ging aus der Angriffshaltung und richtete mich auf. In dem Moment sah ich, wie seine Hüfte sich eindrehte, nahm eine blitzschnelle Bewegung rechts von meinem Kopf wahr. Linker Haken. Achtung. Ich ließ meine rechte Hand in die Lücke schnellen und stieß den Kopf vor. Der Schlag zischte über meinen Hinterkopf und wurde sofort abgebrochen.
    Ich machte rasch einen Schritt zurück. «Kore ga randori nanoka Bokushingu janaika?», fragte ich ihn. Machen wir Randori oder boxen wir? Ich blickte besorgter, als ich tatsächlich war. Ich hatte gelegentlich schon geboxt. Nicht immer mit Handschuhen.
    «So machen wir hier Randori», antwortete er höhnisch.
    «Ganz ohne Regeln?», fragte ich gespielt verunsichert. «Ich weiß nicht, ob mir das gefällt.»
    «Wenn dir das nicht gefällt, dann solltest du hier nicht trainieren, Judoyaro», sagte er, und ich hörte jemanden lachen.
    Ich sah mich um, als wäre ich verunsichert, doch in Wirklichkeit überprüfte ich nur routinemäßig meine Umgebung. Adrenalin verursacht einen Tunnelblick. Erfahrung und Überlebenswille wirken dem entgegen. Die Gesichter um den Tatami strahlten Belustigung aus, keine Gefahr.
    «Mit so was kenne ich mich nicht aus», sagte ich.
    «Dann mach, dass du von der Matte kommst», zischte er.
    Ich blickte mich erneut um. Das Ganze kam mir nicht vor wie eine Falle. Wenn es eine wäre, hätten sie mich nicht einzeln zum Tanz aufgefordert.
    «Okay», sagte ich und blickte finster, damit ich aussah wie jemand, der den harten Burschen mimt. Der das Opfer einfältigen Stolzes wird. «Ganz wie du willst.»
    Wir gingen wieder in Kampfhaltung. Ich registrierte seine

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