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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Brasilien lernte, weil ich vorhatte, meine erste Reise in das Land anzutreten, um auf Dauer dort zu bleiben.
    Sie nahm einen Bissen von der Frühlingsrolle und kaute, den Kopf leicht zur Seite geneigt, als würde sie über etwas nachdenken. «Als ich heute Abend gesehen habe, mit wem du gekommen bist, hab ich gedacht, du hättest vielleicht ein paar Brocken Portugiesisch gelernt, um mich aus der Reserve zu locken. Dass ich in irgendwelchen Schwierigkeiten stecke.»
    «Nein.»
    «Dann wolltest du gar nicht mich speziell treffen?»
    «Du hast gerade getanzt, als ich an dem Abend reinkam, also hab ich mich nach dir erkundigt. Das war reiner Zufall.»
    «Wenn du kein amerikanischer Wirtschaftsprüfer bist, wer bist du dann?»
    «Ich bin jemand, der … gelegentlich für andere Leute gewisse Aufträge ausführt. Meine Arbeit bringt mich in Kontakt mit sehr vielen unterschiedlichen Vertretern der Gesellschaft. Cops und Yakuza. Politiker. Manchmal Menschen, die am Rande leben.»
    «Steht das auf deiner Visitenkarte?»
    Ich lächelte. «Ich hab’s probiert. Aber es passte nicht alles drauf.»
    «Was bist du, ein Privatdetektiv?»
    «Sozusagen.»
    Sie fixierte mich. «Für wen arbeitest du im Moment?»
    «Ich habe dir doch gesagt, im Moment versuche ich nur, einem Freund zu helfen.»
    «Entschuldige, aber das kauf ich dir nicht ab.»
    Ich nickte. «Das kann ich mir vorstellen.»
    «Du hast heute Abend mit Murakami ganz entspannt gewirkt.»
    «Hat dich das gestört?»
    «Er macht mir Angst.»
    «Das sollte er auch.»
    Sie griff nach ihrem Highland Park und lehnte sich gegen die Wand. «Ich hab einige schlimme Geschichten über ihn gehört.»
    «Wahrscheinlich die Wahrheit.»
    «Alle haben Angst vor ihm. Alle außer Yukiko.»
    «Wieso meinst du das?»
    «Sie hat irgendwie Macht über ihn. Das hat sonst keiner.»
    «Ich mag sie nicht.»
    Sie warf mir einen Blick zu, schaute dann weg. «Sie kann einem genauso viel Angst einjagen wie er.»
    «Du hast gesagt, dass sie bereit ist, Dinge zu tun, die du nicht tun würdest.»
    «Ja.»
    «Hat das was mit dieser Abhöranlage zu tun?»
    Sie hob abrupt ihr Glas und leerte es. Dann sagte sie: «Ich weiß nicht hundertprozentig, dass es eine Abhöranlage gibt, aber ich glaube es. Wir haben viele hochrangige Gäste – Politiker, Beamte, Geschäftsleute. Die Leute, denen der Club gehört, ermuntern die Mädchen dazu, mit ihnen zu reden, ihnen Informationen zu entlocken. Alle Mädchen glauben, dass die Gespräche aufgenommen werden. Und es gibt Gerüchte, dass gewisse Gäste sogar in den Lapdance-Räumen gefilmt werden.»
    Allmählich gewann ich ihr Vertrauen. Und ich wusste, so wie sie jetzt redete, konnte ich noch mehr aus ihr herausbekommen.
    Ich zeigte auf ihr Glas. «Noch einen?»
    Sie zögerte einen Moment und nickte dann.
    Ich trank mein Glas aus und bestellte noch zwei Drinks. Die Wände flackerten im Kerzenlicht. Der Raum war behaglich und warm, ein unterirdisches Refugium.
    Der Kellner brachte die Drinks. Nachdem er sich leise entfernt hatte, sah ich sie an und sagte: «Du hast mit all dem nichts zu tun?»
    Sie schaute in ihr Glas. Einige Sekunden verstrichen.
    «Willst du eine ehrliche Antwort oder eine ganz ehrliche Antwort?», fragte sie.
    «Beides.»
    «Okay», sagte sie mit einem Nicken. «Die ehrliche Antwort lautet: nein.»
    Sie nahm einen Schluck von ihrem Highland Park und schloss die Augen.
    «Die ganz ehrliche Antwort lautet …»
    «… noch nicht», sagte ich leise.
    Ihre Augen öffneten sich, und sie sah mich an. «Woher weißt du das?»
    Ich betrachtete sie einen Moment, spürte ihren Kummer, sah eine Gelegenheit.
    «Du wirst angestiftet», sagte ich. «Das ist ein Prozess, bei dem verschiedene Methoden angewendet werden. Wenn du es auch nur halb mitbekommst, bist du schon schlauer als die meisten. Du hast außerdem die Chance, was dagegen zu tun, wenn du willst.»
    «Wie meinst du das?»
    Ich trank einen Schluck, blickte in die bernsteinfarbene Flüssigkeit, die im Kerzenlicht leuchtete, erinnerte mich. «Du fängst langsam an. Du stellst fest, wo die Grenzen der Zielperson liegen, und bringst sie dazu, einige Zeit dort zu verbringen. Sie gewöhnt sich daran. Es dauert nicht lange, und die Grenzen haben sich verlagert. Du zwingst sie nie weiter als ein paar Zentimeter darüber hinaus. Du gibst ihr das Gefühl, es sei ihre eigene Entscheidung.»
    Ich sah sie an. «Du hast mir erzählt, als du im Club angefangen hast, warst du so schüchtern, dass du dich auf der

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