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Tokio Killer - 02 - Die Rache

Tokio Killer - 02 - Die Rache

Titel: Tokio Killer - 02 - Die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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ich es richtig anstellte. Und ich brauchte die Antworten schnell. Auch wenn Harry für diese Leute nur wichtig war, weil sie über ihn an mich rankommen konnten, war er vielleicht dennoch in Gefahr. Und falls Murakami dahinterkam, dass Arai Katsuhiko in Wahrheit John Rain war, hätten sowohl Harry als auch ich jede Menge Probleme am Hals.
    Kurz vor drei Uhr fing es an zu regnen. Ich kehrte rasch zu Naomis Apartmenthaus zurück und ging in der Dunkelheit auf Position. Unter dem Vordach war ich vor dem Regen geschützt, aber es wurde kalt. Ich machte Dehnübungen, um geschmeidig zu bleiben.
    Um zwanzig nach drei bog ein Taxi in die Straße ein. Aus meinem Versteck sah ich es vorbeifahren. Da, auf der Rückbank saß Naomi.
    Der Wagen bog nach links und hielt direkt vor dem Hintereingang des Hauses. Die Beifahrertür öffnete sich automatisch einen Spalt, und das Innenlicht ging an. Ich sah, wie Naomi dem Fahrer ein paar Scheine reichte und ihr Wechselgeld bekam. Dann ging die Tür ganz auf, und sie stieg aus. Sie trug einen schwarzen, halblangen Mantel, leichte Wolle oder Kaschmir, den sie fester um sich zog. Die Tür ging zu, und das Taxi brauste davon.
    Sie spannte den Regenschirm auf und ging zum Eingang. Ich trat unter dem Vordach hervor. «Naomi», sagte ich leise.
    Sie wirbelte herum, und ich hörte sie nach Luft schnappen. «Verdammt, was soll das?», rief sie in ihrem Englisch mit portugiesischem Akzent.
    Ich hob die Hände, Handflächen nach vorn. «Ich möchte bloß mit dir reden.»
    Sie schaute kurz über die Schulter, schätzte vielleicht die Distanz bis zur Tür ab und wandte sich dann wieder mir zu, offensichtlich beruhigt. «Pech, ich will nämlich nicht mit dir reden.» Sie betonte das erste und letzte Wort des Satzes, und ihr Akzent wurde vor Aufregung etwas stärker.
    «Du musst nicht, wenn du nicht willst. Ich bitte dich nur darum, mehr nicht.»
    Wieder sah sie sich um. Sie hatte gute Gefahreninstinkte. Die meisten Menschen, die eine Bedrohung wahrnehmen, widmen ihr die volle Aufmerksamkeit. Das macht sie zur leichten Beute, wenn die «Bedrohung» bloß ein Ablenkungsmanöver war und der eigentliche Angriff über die Flanke kommt.
    «Woher weißt du, wo ich wohne?», fragte sie.
    «Aus dem Internet.»
    «Ach ja? Denkst du, bei meinem Job würde ich meine Adresse einfach so bekannt geben?»
    Ich zuckte die Achseln. «Du hast mir deine E-Mail-Adresse gegeben. Du würdest dich wundern, was man mit so einer kleinen Information alles rausfinden kann.»
    Ihre Augen verengten sich. «Bist du ein Stalker?»
    Ich schüttelte den Kopf. «Nein.»
    Es regnete jetzt heftiger. Von der körperlichen Unbehaglichkeit abgesehen, war mir das Wetter gar nicht unlieb. Naomi war warm und trocken unter ihrem Schirm. Ich dagegen war nass und schlotterte fast vor Kälte. Dieser Gegensatz gab ihr bestimmt ein Gefühl von Sicherheit.
    «Stecke ich in der Patsche?», wollte sie wissen.
    Das verblüffte mich. «Inwiefern?»
    «Ich hab nichts Falsches getan. Ich hab mich aus allem rausgehalten. Ich bin bloß Tänzerin, okay?»
    Ich wusste nicht, worauf sie hinauswollte, aber ich wollte sie nicht am Weiterreden hindern. «Du hast dich aus allem rausgehalten?», wiederholte ich.
    «Ich hab mich rausgehalten! Und so soll es auch bleiben. Ich kümmere mich um meinen Kram.»
    «Du steckst nicht in der Patsche, zumindest bei mir nicht. Ich möchte wirklich nur mit dir reden.»
    «Nenn mir einen guten Grund, warum ich das tun sollte.»
    «Weil du mir vertraust.»
    Ihr Gesichtsausdruck schwankte zwischen amüsiert und fassungslos. «Ich vertraue dir?»
    Ich nickte. «Im Club hast du mich vor der Abhöranlage gewarnt.»
    Sie schloss einen Moment die Augen. «Himmelherrgott, ich habe gewusst, dass mir das noch Leid tun würde.»
    «Aber du hast auch gewusst, dass es dir noch mehr Leid tun würde, wenn du nichts sagst.»
    Sie schüttelte den Kopf, langsam, entschlossen. Ich wusste, was sie dachte: Da tu ich dem Kerl einen Gefallen, und jetzt werde ich ihn nicht mehr los. Und er bedeutet Ärger, auf den ich gut verzichten kann.
    Ich strich mir das tropfnasse Haar aus der Stirn. «Können wir nicht irgendwohin gehen?»
    Sie sah nach links, dann nach rechts. Die Straße war leer.
    «Also schön», sagte sie. «Wir nehmen ein Taxi. Ich kenne ein Lokal, das noch auf hat. Da können wir uns unterhalten.»
    Wir suchten uns ein Taxi. Ich stieg zuerst ein, und sie schob sich hinter mir hinein. Sie sagte dem Fahrer, er solle uns in die Shibuya 335 auf

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