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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gewesen sein, weil dein Sohn in dem Moment reingekommen ist?«
    Mannys Miene verfinsterte sich. »Ich glaube, weil er mich angesehen hat.«
    Hilger fragte sich, ob auf Mannys Gedächtnis Verlass war. Er ging jedenfalls nicht davon aus, dass es besonders präzise war; wie er wusste, war das bei Erinnerungen an traumatische Ereignisse selten der Fall. Außerdem wollte Manny vermutlich glauben, dass die Männer, die es auf ihn abgesehen hatten, böse, unmenschliche Killer waren. Im Vergleich zu ihnen könnte Manny sich dann wie ein Heiliger fühlen. Dass einer dieser Männer vielleicht wegen des Kindes gezögert hatte, würde nicht recht in das Bild passen, das er sich von ihnen gemacht hatte.
    »Trotzdem«, sagte Hilger, »finde ich es seltsam, dass der Mann überhaupt gezögert hat, mal von den Gründen abgesehen. Zögerliches Verhalten ist meist ein Erkennungszeichen von unerfahrenen Leuten, die neu im Geschäft sind.«
    Manny blickte finster. »Vielleicht waren die Männer ja unerfahren.«
    »Unerfahrene Männer wären nicht fähig gewesen, deinen Bodyguard und noch dazu meine Leute auszuschalten. Sie wurden alle mit gezielten Schüssen eliminiert, Kopfschüssen. Glaub mir, das waren keine unerfahrenen Schützen.«
    »Warum dann? Warum hat er gezögert?«
    Hilger schüttelte den Kopf. »Das weiß ich noch nicht.«
    »Mein Sohn steht noch unter Schock«, sagte Manny. »Er und seine Mutter sind zu ihren Verwandten aufs Land gefahren.«
    »Ich kann ihnen Personenschutz besorgen.«
    »Da, wo sie sind, müssten sie in Sicherheit sein. Aber ich brauche einen neuen Bodyguard.«
    Keine Spur von Mitleid für einen der Männer, die ihr Leben gelassen hatten, um Manny das Leben zu retten, dachte Hilger, sondern immer nur ich, ich, ich. Aber das galt nicht nur für Manny. Das war der Zustand der ganzen beschissenen Welt.
    »Sonst«, fuhr Manny fort, »kann ich dir nicht weiterhelfen.«
    Hilger seufzte. Mannys Drohungen kamen immer zum falschen Zeitpunkt und waren völlig überflüssig.
    »Darum habe ich mich schon gekümmert«, sagte Hilger. »Und die Männer, die mich umbringen wollten?"
    "Meine Leute werden sie finden.«
    Manny biss die Zähne zusammen und sagte: »Sie sollen sich beeilen. Du bist nämlich nicht mein einziger Freund.«
    Schon wieder so eine alberne Drohung. Hilger hatte es kommen sehen. Er sagte: »Manny, ich weiß, dass du viele Freunde hast. Ist einer von ihnen so zuverlässig wie ich?«
    Manny schwieg einen Moment, dann platzte er heraus: »Du hast gesagt, deine Freundschaft würde mich beschützen! Dass so etwas nie passieren würde!«
    Hilger blickte ihn an. Zum ersten Mal in dem Gespräch ließ er einen Hauch Emotion in seiner Stimme mitschwingen.
    »Zwei meiner besten Männer sind gestorben, weil sie dich beschützen wollten«, sagte er. »Und ein Bodyguard, den ich eigens für dich besorgt habe.«
    Manny antwortete nicht. Hilger fand, dass dieses bockige Schweigen typisch für ihn war. Drei Männer waren für ihn gestorben, und er konnte nicht mal sagen, Na schön, du hast ja recht. »Wenn du woanders hingehst«, fuhr Hilger fort, »macht das meine Arbeit komplizierter. Gib mir etwas Zeit, das Problem zu lösen, bevor du etwas tust, das es nur schwieriger macht, ja?«
    »Ich hab noch andere Freunde«, sagte Manny erneut.
    Hilger seufzte. Zeit für eine Dosis Realität.
    »Manny, die Leute, von denen du redest, sind nicht deine Freunde. Es sind Leute, die du kennst, die Interessen haben. Wenn diese Leute meinen, dass ihre Interessen mit deinen nicht mehr übereinstimmen, wirst du feststellen, dass sie ausgesprochen unfreundlich werden können. Wie soll ich dich dann beschützen?«
    Manny blickte ihn an, wütend, weil Hilger sich durch die Drohung nicht einschüchtern ließ und selbst mit einer versteckten Drohung aufwartete.
    »Lass sie leiden«, sagte er wieder.
    Hilger nickte. »Mach ich«, sagte er. Dabei dachte er mehr an seine eigenen Männer als an eine Genugtuung für Manny.

 
7
    BIS ZU MEINEM GEMEINSAMEN ABEND mit Dox hatte ich noch ein paar Stunden Zeit. Daher fuhr ich mit dem Taxi zur nahe gelegenen Silom Road, um ein Internetcafé zu suchen.
    Ich löse selten ein Bulletin Board auf, wenn ich erst mal eins eingerichtet habe. Kunden müssen mich schließlich irgendwie erreichen können, und dafür ist das Bulletin Board gedacht. Aber wenn es aus geschäftlichen Gründen nicht mehr erforderlich ist, sorgt eine nagende Hoffnung für die notwendige Motivation, hin und wieder hineinzusehen. Wenn

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