Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
meinem Bauch nicht mehr trauen, dass der Instinkt, der mir stets gute Dienste geleistet hatte, vielleicht irgendwie falsch eingestellt war, meine inneren Navigationsinstrumente nicht mehr richtig funktionierten. Aber dann dachte ich: Wenn auf deinen Bauch kein Verlass mehr ist, kannst du ohnehin einpacken.
    Ich suchte mir ein Münztelefon und wählte die Nummer. Während der Anruf durchging, spürte ich mein Herz fester schlagen und kam mir albern vor. Dox hätte mich dafür aufgezogen, hätte gesagt, dass ich mich wie ein Teenager oder so aufführte.
    Sie meldete sich nach dem ersten Klingeln.
    »Alto«, hörte ich sie sagen.
    »He«, sagte ich und starrte auf die Straße, voller Angst vor meinen Hoffnungen.
    »He«, sagte sie ebenfalls. Als ich nicht antwortete, fragte sie: »Wie geht's dir?«
    Ich hatte vieles erwartet, aber nicht, dass wir verlegen sein würden. »Gut. Und dir?«
    »Auch. Ich arbeite an einem ... Projekt, aber ich könnte ein paar Tage weg, wenn du Zeit hast.« Kein Wort über Geschäftliches. Entweder war das hier ein rein persönlicher Anruf, was ich hoffte, oder das Persönliche sollte das Geschäftliche nur verschleiern, was beim gegenwärtigen Spektrum an Möglichkeiten wahrscheinlich das Schlimmste bedeuten würde.
    »Ja. Ich hab Zeit. Ich stecke mitten in einer Sache, in der im Augenblick Flaute herrscht, es könnte aber sein, dass es ganz plötzlich wieder hektisch wird.«
    Ich fragte mich, ob sie darauf reagieren würde. Sie tat es nicht. Sie sagte: »Ich kann zu dir kommen, wenn dir das lieber ist.«
    Ich überlegte. Ich musste in der Region bleiben, für den Fall, dass Boaz und Gil etwas herausfanden, das Dox und mich wieder mit Manny ins Spiel brachten. Und ich wollte Delilah irgendwo treffen, wo es schwierig für sie wäre, in Begleitung zu kommen, wenn sie das vorhatte. Vorsichtshalber.
    »Kannst du nach Bangkok kommen?«, fragte ich.
    »Klar. Von hier aus gibt's wahrscheinlich einen Nonstopflug.«
    »Sag mir übers Bulletin Board Bescheid, wann du landest. Ich warte dann in der Ankunftshalle auf dich.«
    »Gut. Aber willst du wirklich, dass ich nach Bangkok komme? Es heißt, ein Rendezvous dort ist so, als würde man mit einem Lunchpaket in ein Restaurant gehen.«
    Ich schmunzelte. »Ich weiß, was ich gern esse.«
    Sie lachte, und die Anspannung legte sich ein wenig. »Also schön. Ich buche den Flug und überlasse alles andere dir.«
    Ich erkannte das Zugeständnis an das, was Dox meine Paranoia nennen würde. Sie wusste, ich würde mich wohler damit fühlen, wenn ich unser endgültiges Ziel aussuchen konnte, ohne es ihr im Voraus zu sagen.
    »Ich muss den Namen wissen, unter dem du reist«, sagte ich. »Für die Reservierungen.«
    »Ich stell alles ins Bulletin Board.«
    »Alles klar.«
    Nach einer Pause sagte sie: »Ich freu mich drauf, dich zu sehen.«
    »Ja. Ich bin froh, dass du dich gemeldet hast."
    " Jaa«, sagte sie, um einen Brocken Japanisch zum Besten zu geben. Nun gut.
    Ich lächelte. »Abientot.« Sie legte auf.
    Ich spazierte ein paar Minuten herum, dann suchte ich mir wieder ein Internetcafé. Nach der üblichen Absicherung sah ich mir die Flüge von Paris nach Bangkok an. Die einzigen Nonstopflüge waren mit Thai Air und Air France. Der Thai-Flug ging täglich um 13.30 Uhr. Mal sehen, in Paris war es jetzt schon 13.15 Uhr, also würde sie die Maschine nicht mehr erwischen. Der Air-France-Flug war um 23.25 Uhr, Ankunft um 16.35 Uhr am nächsten Tag am Bangkok International.
    Ich dachte kurz nach. Entweder sie hatte wirklich unvermutet ein paar Tage frei, wie sie gesagt hatte - in dem Fall würde sie keine Zeit vergeuden wollen -, oder, was wahrscheinlicher war, sie kam aus geschäftlichen Gründen, was eine eigene Form von Dringlichkeit zur Folge hatte. So oder
    so, ich ging davon aus, dass sie möglichst schnell los wollte, was vermutlich den Air-France-Flug am späten Abend bedeuten würde. Na gut, auf den würde ich setzen.
    Ich überlegte, wohin ich mir ihr fahren sollte und wie ich das am besten anstellte. Ich wollte ihr etwas ganz Besonderes bieten. Zum Teil, das musste ich zugeben, weil ich sie beeindrucken wollte. Vor allem aber, weil sie das Gefühl haben sollte, dass sie weit weg von denjenigen war, die sie möglicherweise geschickt hatten. Ein Gefühl von Abstand und Getrenntsein würde die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sie offen zu mir war oder zumindest, dass sie sich irgendwie verriet. Außerdem müsste es dort sicher sein. Und ich müsste auf dem

Weitere Kostenlose Bücher