Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen
du den Kontakt wiederherstellen?«, fragte er. »Ein neues T reffen vereinbaren?«
Die Reaktion war ein kleiner Vulkanausbruch. »Ein weiteres Treffen? Jemand hat gerade versucht mich umzubringen! Vor den Augen meiner Familie!«
Hilger merkte, dass er nicht die richtigen Prioritäten gezeigt hatte. Na schön, eins nach dem anderen.
»Hör zu, am Telefon können wir das alles schlecht besprechen«, sagte er zu Manny. »Wir müssen uns treffen. Dann erzählst du mir alles ganz genau. Und dann überlegen wir uns, wie es weitergeht.«
»Aber woher soll ich wissen, dass ich dir vertrauen kann?«, hatte Manny gejammert. »Woher soll ich wissen, dass du nicht hinter der Sache steckst?«
»Das waren meine Leute, die getötet worden sind«, sagte Hilger. »Einen besseren Beweis kann ich dir nicht liefern.«
Manny dachte nicht mehr klar. Er sagte: »Vielleicht war das ja ein Trick, vielleicht war es ein Trick.«
Hilger seufzte. Er sagte: »Lass uns zusammenarbeiten, dann können wir das Problem so lösen, wie es gelöst werden muss.«
Eine lange Pause trat ein. Hilgers Herzschlag war langsam und gleichmäßig.
Manny sagte: »Na gut, na gut.«
»Schön. Wo sollen wir uns treffen?« Wenn Manny den Treffpunkt aussuchen konnte, würde sich sein Misstrauen vielleicht schneller wieder in Luft auflösen.
»Nicht in Manila. Ich komme nach ...« Er stockte, und Hilger wusste, dass er Hongkong sagen wollte und es sich anders überlegt hatte. Hongkong war Hilgers heimatliches Revier, wo er unter seiner Finanzberatertarnung wohnte. Manny wollte ihm gerade jetzt keinerlei Vorteile bieten und es ihm wahrscheinlich aus Gehässigkeit noch dazu möglichst unbequem machen.
»Jakarta«, sagte Manny. »Ich komme nach Jakarta.«
Hilger hatte keine Lust, nach Jakarta zu fliegen. Manny war eine Nervensäge.
»Wie du willst. Aber ich hab hier vorher noch ein paar Sachen zu erledigen - das dauert vielleicht ein, zwei Tage. Meinst du, du könntest nicht auch nach Hongkong kommen?«
Langes Schweigen. Dann sagte Hilger: »Von mir aus können wir uns treffen, wo du willst, aber Hongkong geht schneller, und ich würde gern möglichst bald anfangen. Egal wo in Hongkong, einverstanden?«
Damit war das Thema erledigt. Am nächsten Tag saßen sie in einem Coffeeshop in einer Seitenstraße der Nathan Road in Kowloon, nur fünfzehn Minuten mit dem Taxi von Hilgers Büro durch den Cross-Harbor-Tunnel. In Kowloon, auf der nördlichen Halbinsel von Hongkong, gab es nicht ganz so viele weiße Gesichter wie im Central District, wo Hilger arbeitete, aber immer noch genug, sodass keiner von ihnen auffallen würde. Außerdem war das Risiko, dass Hilger jemandem über den Weg lief, den er kannte, hier geringer. Manny würde wahrscheinlich niemand erkennen - schließlich hing von dem Mann kein Steckbrief in den Postämtern, obwohl er es wahrscheinlich verdient hätte -, aber es war besser, auf Nummer sicher zu gehen. Hilger hatte sich mit den üblichen Maßnahmen vergewissert, dass er nicht verfolgt wurde, und hoffte, dass Manny genauso gründlich gewesen war. Er hatte Manny Gelegenheit gegeben, seiner obligatorischen Hysterie freien Lauf zu lassen. Als er das Gefühl hatte, lange genug mitfühlend genickt zu haben, kam er zur Sache. »Erzähl mir genau, was passiert ist«, befahl Hilger, und er wusste, dass seine Gelassenheit nun beruhigend wirken würde. »Nicht bloß an dem Tag, sondern an jedem Tag seit deiner Ankunft in Manila.«
Manny tat wie geheißen. Als er fertig war, bohrte Hilger nach.
»Du sagst, sie waren zu zweit.«
»Ich glaube ja, bestimmt. Jemand ist nach dem Bodyguard reingekommen.«
»Aber du hast sein Gesicht nicht gesehen.«
»Nicht gut. Er war kräftig. Ich glaube, ein Weißer. Aber sicher bin ich mir nicht.«
Hilger überlegte. »Es spielt keine Rolle. Auch wenn du ihn nicht gesehen hättest, hätte ich dir sagen können, dass er da war. Der erste Typ, der Asiat, sagst du, wartete schon auf der Toilette. Ist das richtig?«
»Ja.«
»Er hatte dich schon eine Weile verfolgt, bevor er beschlossen hat, dass du vermutlich aufs Klo gehen würdest, und dir dort auflauerte. Aber das hätte er nicht getan, wenn er nicht jemanden dabei gehabt hätte, der dich weiter beobachtete. Sonst hätte er dich verloren, falls du doch nicht zum Klo gegangen wärst.«
Manny nickte und sagte: »Ja, das leuchtet mir ein.«
»Glaubst du, du würdest den Asiaten wiedererkennen?«
Manny nickte. »Wenn ich ihn wiedersehe, ja. Ich hab sein Gesicht
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