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Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen

Titel: Tokio Killer 04 - Tödliches Gewissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Weg dorthin Gelegenheit haben, mich zu vergewissern, dass sie allein reiste.
    Ich überprüfte das Bulletin Board erneut und sah, dass sie mir bereits den Namen, unter dem sie reisen würde, mitgeteilt hatte. Gut. In der nächsten halben Stunde erledigte ich online die entsprechenden Reservierungen. Als ich fertig war, dachte ich noch einmal alles durch und war in jeder Hinsicht zufrieden. Das einzige Problem war die Ungeduld, die mich plötzlich befiel. Es war alles arrangiert, und ich konnte nur noch abwarten. Der nächste Tag würde mir lang werden.
    In Bangkok die Zeit totzuschlagen hätte unter normalen Umständen für mich bedeutet, dass ich einen Thaiboxkampf im Lumpini- oder Ratchadamnoen-Stadion besuchte oder mir Jazz im Brown Sugar oder in der Bamboo Bar im Oriental Hotel anhörte. Vielleicht würde ich mich auch mit einer der Frauen vom Spasso amüsieren, dem Nachtclub im Grand Hyatt. Aber heute Abend würde ich, wie es aussah, einfach mit einem Freund ausgehen.
    Es war eine merkwürdige Vorstellung. Nicht unangenehm, aber merkwürdig. Als würde ich einen Song hören, der mir vor langer Zeit gefallen hatte, den ich aber irgendwie vergessen hatte. Eine schlichte Melodie, die damals frisch und voller Verheißung gewesen war und die sich jetzt, nachdem sie mir unbemerkt entfallen und unversehens wieder aufgetaucht war, in etwas Quälendes verwandelt hatte. In der Melodie schwang die Hoffnung mit, dass das, was nicht mehr da war, vielleicht zurückgeholt werden könnte, ebenso wie die Furcht, dass der Verlust unwiderruflich war.
    Dox und ich trafen uns wie verabredet in der Lobby und nahmen nach den entsprechenden Vorsichtsmaßnahmen ein Taxi zur Silom Road. Ich fragte ihn unterwegs, wohin wir gehen würden, aber er wollte es mir nicht verraten. Mir wurde klar, wie sehr ich ihm inzwischen vertraute, denn normalerweise hätte ich das Taxi sofort anhalten lassen und wäre ausgestiegen. Jetzt aber reizte mich seine kindische Geheimniskrämerei.
    Wir stiegen vor dem State Tower aus und fuhren mit dem Aufzug in den dreiundsechzigsten Stock, den höchsten des Gebäudes. Wir stiegen aus und gingen durch zwei deckenhohe Glastüren, wo uns ein - wie ich zugeben musste - eindrucksvoller Anblick erwartete.
    Entlang der Dachterrasse etwas unterhalb von uns erstreckten sich symmetrisch angeordnete Tische mit weißen Tüchern, und auf einer Seite des Arrangements befand sich etwas abgesetzt eine abwechselnd rot, blau und gelb leuchtende kreisrunde Bar. Links von uns sah ich eine höhere Terrasse, auf der ein Jazzquartett für die Gäste spielte. Der Boden des Restaurants war aus Stein und dunklem Teakholz, und rundum glitzerten in allen Richtungen die endlosen Lichter der Stadt, durch die sich der Chao Phrayam, der sich nur durch eine geschlängelte Abwesenheit von Licht ausdrückte, lautlos hindurchzog. Ein Glasschild unten an der Treppe verriet diskret, dass das Restaurant Sirocco hieß.
    »Na, was sagst du?«, fragte Dox. »Gefällt's dir?«
    »O ja«, gab ich zu, mit einem überraschten Unterton, der Dox nicht entging.
    »Hast du etwa gedacht, ich würde mit dir in eine Go-go-Bar gehen oder so?«
    »Ist das eine rhetorische Frage?«
    Seine Miene verfinsterte sich. »Manchmal traust du mir einfach zu wenig zu, Mann.«
    Das überraschte mich. So oft und so überzeugend, wie Dox den Banausen spielte, wunderte es mich, dass er sich Anerkennung wünschte, wenn er auch mal guten Geschmack bewies.
    »Woher kennst du den Laden?«, fragte ich.
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin ziemlich oft hier und halte daher immer die Ohren offen. Hat vor ein paar Monaten eröffnet, und es hörte sich an, als könnte es dir zusagen. Also hab ich gedacht, es ist einen Versuch wert.«
    Ich sah ihn an und sagte: »Danke. Ich wollte nicht...«
    Er grinste. »Ach, vergiss es."
    "Ich wollte sagen, ich bestell den Wein.«
    Das Grinsen verschwand, um dann doppelt so stark wieder zu erscheinen. »Was immer dich glücklich macht, Mann«, sagte er.
    Die Empfangsdame führte uns zu unserem Tisch. Die Speisekarte war, wie das Sirocco es nannte, durch die »mediterrane Küche« inspiriert und ebenso gut wie die Aussicht. Wir bestellten mit Knoblauch und Rosmarin marinierte Lammkoteletts, gegrillten Phuket-Hummer mit Zitrone und aromatischem Olivenöl, als Vorspeise Entenconfit und leicht in der Pfanne angebratene Gänseleberpastete. Ich suchte den Wein aus: ein 96er Emilio's Terrace Cabernet Sauvignon Reserve. Er war zwar noch ein wenig jung, aber etwas

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