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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Reaktion zu zwingen, damit sie die Verfolgung aufnahmen, irgendwas. Danach hätte er immer noch Zeit genug gehabt, nach dem Messer zu greifen und es auch in der Hand zu behalten. Predigte John ihm das nicht auch immer? Beweg dich. Biete ihnen kein feststehendes Ziel. Manchmal hatte er das Gefühl, dass Rain sich als sein Lehrmeister aufspielte, und das ärgerte ihn. Aber der Mann wusste, wovon er redete, keine Frage.
    Er überlegte, wie sie ihn ausfindig gemacht hatten. Na, falls sie über die entsprechenden Hilfsmittel verfügten, konnten sie auf vielerlei Arten erfahren haben, dass er in Ubud war. Dann brauchten sie nur noch an jedem Laden in der Stadt einen Mann zu postieren und abzuwarten, weil er ja irgendwann einkaufen musste. Und sobald er auftauchte, wurden die anderen per Funk oder Handy alarmiert, und sie kamen alle zum Supermarkt, während er drin war. Wann war er das letzte Mal dort gewesen? Vier Tage zuvor … nein, fünf. Also waren sie vermutlich seit knapp einer Woche in der Stadt. Hatte er irgendwen gesehen, der seinen Radar auslöste? Nein, aber es waren immer irgendwelche Touristen in Ubud, und außerdem, wenn die Typen mit Helmen auf Motorrädern unterwegs gewesen waren, hätte er sie unmöglich bemerken können.
    Wenigstens einer von ihnen musste einen Van gefahren haben. Sie hatten ihm Fentanyl oder Rohypnol injiziert, irgendwas in der Art, das war der Stich gewesen, den er am Hals gespürt hatte. Sobald er k. o. gegangen war, hatten sie ihn in den Van verfrachtet und waren auf und davon gefahren, ehe jemand reagieren konnte oder überhaupt schnallte, was da vor sich ging. Dann irgendwo in der Nähe das Fahrzeug wechseln und weiter an die Küste, wo sie ein Boot liegen hatten. So ungefähr musste es abgelaufen sein.
    Er holte tief Luft. Also gut, er hatte Mist gebaut. Das war schwer zu leugnen. Aber es brachte nichts, sich deshalb selbst fertigzumachen – er hatte so das Gefühl, dass das sehr bald schon jemand anders für ihn erledigen würde, und zwar nicht zu knapp. Demoralisiert würde es ihm erst recht schwerfallen, kühles Blut zu bewahren.
    Und er konnte kühles Blut bewahren, das wusste er. Entscheidend war nicht, wie tief einer fiel, sondern wie hoch er danach wieder sprang – das hatte sein Dad mal zu ihm gesagt, und er hatte es nicht vergessen. Wer die Scharfschützenausbildung überstand, der konnte alles überstehen. Und ganz sicher konnte er das hier überstehen, ganz gleich, was es war. Er durfte bloß nicht vergessen, wer er war und was ihn ausmachte. Daran musste er sich festhalten, er durfte es sich nicht entreißen lassen.
    Er wartete lange, erzählte sich im Stillen Witze, die er mochte. Der Bärenwitz, den er Rain erzählt hatte, war super. Der Bursche war keiner, der viel lachte, weshalb es umso befriedigender war, ihn dazu zu bringen. Wenn Dox aus dieser Klemme rauskam, würde er Rain auf jeden Fall den Kabunga- Witz erzählen. Der wäre unter den gegebenen Umständen genau passend.
    Er rief sich immer wieder in Erinnerung, dass das Warten dazugehörte, dass sie ihn zermürben wollten, indem sie ihn im Ungewissen darüber ließen, wer ihn entführt hatte, weshalb, wo er war, was als Nächstes passieren würde und wann. Er war darin ausgebildet worden, einem Verhör standzuhalten. Zu wissen, was ihn erwartete, war schon die halbe Miete. Er war angenehm überrascht, ja, es machte ihm sogar Mut, als er merkte, dass die Ausbildung wirklich etwas genützt hatte.
    Er schätzte, dass etwa drei Stunden vergangen waren, als die Tür aufging. Der Blonde, den er vom Parkplatz her wiedererkannte, kam als Erster herein, gefolgt von einem bedrohlich aussehenden Glatzkopf und dann einem kleineren Typen, der zu jung wirkte, um an einer Sache wie der hier beteiligt zu sein. Der Glatzkopf und der junge Typ waren wahrscheinlich die Motorradhelmträger vor dem Supermarkt gewesen. Er hörte weitere Schritte, und tatsächlich, da war er – Hilger, genau wie Dox vermutet hatte. Okay, die Frage nach dem Wer war also beantwortet. Jetzt blieben noch das Weshalb und das Wo.
    Die vier Männer stellten sich um ihn herum auf und beobachteten ihn schweigend. Gut fünfzehn Sekunden verstrichen.
    Dox gähnte. »Hört mal, Jungs«, sagte er, »wenn die Sache nicht dringend ist, würd ich euch bitten, mir noch zwanzig Minuten oder so zu geben, damit ich mein Nickerchen fortsetzen kann. Es war bestimmt nicht eure Absicht, aber ihr habt mich aus dem Schlaf gerissen.«
    Er genoss es, sie zu provozieren,

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