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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sein Überleben es verlangte. Ich konnte spüren, wie er nach einem Grund suchte, einem Vorwand, um zurückzukommen und mich aus dem Weg zu stoßen.
    Nach jemandem, der ihn brauchte, zum Beispiel. Jemandem in Gefahr. Jemandem wie Dox.

4
    DOX KAM RUCKARTIG ZU sich. Eben noch war er weggetreten gewesen, und plötzlich war es, als hätte jemand seinen Neustartknopf gedrückt. Er blinzelte und schluckte, und einen Moment lang dachte er, es wäre alles vielleicht ein Albtraum gewesen. Hin und wieder hatte er solche Träume, in denen die Kugeln einfach nur aus seinem Gewehrlauf plumpsten oder sein Messer in der Scheide steckenblieb, und wenn das passierte, wusste er, dass er trainieren musste, weil hartes Training das einzige Mittel war, um wieder gut zu schlafen. Aber als er diesmal aufwachte, wurden die Bilder in seinem Kopf nur schärfer, und er wusste, dass es wirklich passiert war. Er war gekidnappt worden.
    Gott, ihm tat alles weh. Er musste ganz schön durchgerüttelt worden sein, während er ohnmächtig war. Er versuchte, sich zu bewegen, und konnte es nicht. Dann begriff er warum. Er war an Händen und Füßen gefesselt, seine Arme waren nach hinten über den Kopf gestreckt. Genauer gesagt, unterhalb seines Kopfes, denn als er allmählich wieder klar sah, stellte er fest, dass er auf ein geneigtes Brett geschnallt war, so dass seine Füße gut dreißig Zentimeter höher waren als sein Kopf. Na, das war kein gutes Zeichen.
    Wo zum Teufel war er? Ein kleiner Raum, vielleicht drei mal drei Meter. Holzwände. Neonlampen. Sonst nichts, was irgendwelche Anhaltspunkte lieferte. Ihm war, als würde er steigen und fallen, und er dachte, das käme von seinem benommenen Zustand. Doch dann erkannte er, was das für ein Rhythmus war. Er befand sich auf einem Boot, und die Bewegung, die er spürte, waren die Wellen unter ihm.
    Wer hatte ihn entfuhrt? Wer auch immer die waren, sie waren gut. Sie hatten keine Sekunde verschwendet, nachdem der Blonde ihn angesprochen hatte. Seine Rechts- und Linksaußen hatten genau gewusst, wann sie zuschlagen mussten. Eine solche Koordination zeugte nicht nur von Können, sondern auch von einem Maß an Sicherheit und Zusammenhalt, das eine Einheit nur nach intensivem Training erreichen konnte. Das waren keine Einzelgänger. Die hatten schon vorher als Team zusammengearbeitet.
    Er fragte sich, ob das Arschloch Jim Hilger da seine Finger im Spiel hatte. In der Sekunde ehe er das Bewusstsein verlor, hatte er so etwas gewittert, und er hatte gelernt, seinen Instinkten in dieser Hinsicht zu trauen. Die erste Antwort war meistens die beste, seiner Erfahrung nach. Und jetzt, da er wieder wach war und denken konnte, erkannte er hinter der anfänglichen unbewussten Folgerung eine gewisse Logik. Da waren zum Beispiel die Koordination und das Können – das roch förmlich nach Hilger. Schließlich war der Mann bei den Special Forces und dann bei der CIA gewesen, ehe er anfing, auf eigene Faust zu arbeiten. Und es gab auch ein einleuchtendes Motiv. Rain und er selbst hatten zwei richtig fiese Burschen in Hilgers Netzwerk getötet, einen Waffenhändler und einen Terroristen, der Nuklearmaterial kaufen wollte, woraufhin Hilger untertauchen musste. Womöglich gehörte der Mann zu der nachtragenden Sorte. Ja, wahrscheinlich ging es hier auch um Rain, wieso sonst hatten sie ihn nicht gleich vor dem Supermarkt umgelegt? Wieso die vielen zusätzlichen Risiken eingehen, die mit einer Entführung verbunden waren? Na, egal, er würde noch früh genug erfahren, wer sie waren und was sie wollten.
    Er war wütend auf sich, weil er sich so hatte reinlegen lassen. Er hatte zu lange gewartet, das war sein erster Fehler gewesen. Er hatte seine Umgebung erst gecheckt, als der Blonde ihn um Hilfe gebeten hatte; er hätte es schon machen müssen, als er noch in dem Laden war, oder zumindest sobald er ins Freie trat. Du Idiot, du verdammter Idiot. Wenn er gesehen hätte, dass da Typen mit Helmen auf dem Kopf herumstanden, wären bei ihm alle Alarmglocken angegangen, und er hätte zwei Sekunden mehr gehabt, ehe sie überhaupt eine Chance bekommen hätten, ihm auf die Pelle zu rücken. Das wäre der entscheidende Unterschied gewesen.
    Und er hätte nicht sofort nach dem Messer greifen sollen, als er sah, dass irgendwas nicht ganz geheuer war – es war ein reiner Reflex gewesen, nach der Waffe zu greifen, aber in diesem Fall der falsche Reflex. Er hätte sich zuerst bewegen sollen, weg vom Angriffspunkt, um sie zu einer

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