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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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schuldig. Und auch wenn sich sein jetziges wiederholtes Fragen wahrscheinlich als ebenso zwecklos erweisen würde wie später Dox’ Widerstand, so hatte Hilger eigene Gründe dafür, es noch einmal zu versuchen. Es würde die Erinnerung daran, was als Nächstes kam, erträglicher machen.
    »Am liebsten wäre mir eine Telefonnummer«, sagte er, in einem noch immer vernünftigen Tonfall. »Aber eine E-Mail-Adresse tut’s auch. Oder die URL von einem sicheren elektronischen Bulletin Board.«
    »Ich weiß nicht, wie man Kontakt zu ihm aufnehmen kann«, sagte Dox. »Er nimmt Kontakt zu mir auf.«
    »Wie?«
    »Er ruft an. Immer von einer anderen Nummer aus. Aber ich hab seit Monaten nichts von ihm gehört.«
    »Das stimmt nicht, Dox. Sie haben ihn vor drei Monaten getroffen. In Barcelona.«
    Dox blinzelte kurz, fing sich aber gleich wieder. »Ich war in Barcelona, um mir die Architektur von Gaudi anzusehen und mich mit ein paar netten spanischen Ladys zu treffen. Sie stochern blind rum, und das wissen Sie.«
    Hilger hatte tatsächlich blind herumgestochert – er wusste von der Zollbehörde, dass Dox vier Tage in Barcelona gewesen war, aber er hatte keine Ahnung, ob er sich dort mit Rain getroffen hatte. Der Versuchsballon hatte sich allerdings ausgezahlt, denn das unwillkürliche Blinzeln hatte Dox verraten.
    Ein langer Augenblick verstrich. Hilger sagte: »Letzte Chance. Möchten Sie mir irgendwas sagen?«
    Dox blickte wieder auf seine Füße, wandte den Kopf dann Hilger zu und lächelte. »Sieht düster aus für unseren Helden, das muss ich zugeben.«
    Pancho lächelte und nahm ein Handtuch. Er kam näher.
    »Nein«, sagte Hilger. »Du bist zu aufgebracht, und das weißt du.« Er nickte Demeere zu. »Mach du das.«
    Demeere nahm Pancho das Handtuch aus der Hand. Pancho blickte Dox an und sagte: »Du hast Glück, pendejo. Diesmal.«
    Dox lächelte und sagte wieder etwas auf Spanisch. Panchos Nasenlöcher bebten, und er beugte sich vor wie ein Dobermann, der an der Leine zerrt.
    »Raus«, sagte Hilger.
    Pancho schüttelte den Kopf. »Nein, ich komm klar. Wenn ich es schon nicht selbst machen darf, lass mich wenigstens zuschauen. Ich will hören, wie er kreischt und flennt.«
    »Raus«, wiederholte Hilger.
    Pancho warf Dox noch einen letzten Blick zu, nickte dann und ging zur Tür. Dox sagte: »Ich werde dich vermissen, Onkel Fester. Komm doch mal wieder vorbei, ja?«
    Dann hob Demeere Dox’ Kopf an und wickelte das Handtuch mit eiskalter Leichtigkeit drum herum. Dox wollte sich wegdrehen, aber der Reflex war sinnlos. Guthrie stand mit gespreizten Beinen vor ihm auf dem Tisch und drehte den Schlauch auf. Er blickte Hilger an. Hilger nickte.
    Guthrie zielte mit dem Schlauch auf Dox’ Brust. Das kalte Wasser klatschte auf das Handtuch und durchtränkte es auf der Stelle. Dox drehte den Kopf von links nach rechts, aber Guthrie ließ das Wasser weiter auf das Handtuch laufen. Eine Minute verging, und Hilger wusste, dass Dox die ganze Zeit den Atem anhielt. Dann plötzlich fing der Mann an zu würgen und zu husten, sein Körper bäumte sich auf, und er zerrte an den Fesseln, die er an Händen und Füßen hatte. Guthrie ließ das Wasser ein paar Sekunden weiterlaufen, richtete den Strahl dann zur Seite.
    Das Handtuch hatte den Vorteil, dass es die Wassermenge regulierte, die der Gefolterte tatsächlich schlucken konnte, verursachte aber gleichzeitig Atembeklemmung und das Gefühl zu ertrinken. Und genau das Gefühl sollte erzielt werden, weil es die Panikreaktion bewirkte. Richtiges Ertrinken war kontraproduktiv, da jemand, der bewusstlos wird, nicht in Panik geraten kann, und wenn er wiederbelebt wird, manchmal sogar Euphorie empfindet – was nicht gerade Sinn und Zweck eines feindlichen Verhörs ist. Wenn der Gefolterte starb, ließ er sich nun mal nicht mehr verhören. Außerdem, Abdul den Terrorverdächtigen durch Mund-zu-Mund-Beatmung zu retten, nachdem man ihn eine Minute vorher noch gefoltert hatte, gehörte sich in der Branche einfach nicht.
    »Wollen Sie mir was sagen?«, fragte Hilger, gerade so laut, dass Dox ihn hören konnte. »Oder möchten Sie eine Zugabe?«
    Das Husten ließ nach, aber Dox antwortete nicht. Hilger nickte Guthrie zu, der den Schlauch wieder auf Dox’ Gesicht richtete.
    Sie wiederholten den Prozess noch zweimal, und dann noch einmal. Als Guthrie den Schlauch beim fünften Mal zur Seite schwenkte, sahen sie Erbrochenes unter dem Handtuch hervorquellen. Hilger sah den richtigen Moment gekommen.

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