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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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soeben ein Ping-Programm gemeldet hatte, dass ich mich derzeit in Paris befand.
    Scheiße, dachte ich. Scheiße.
    Wenn ich von Paris aus anrief, hätten sie eine zweite Möglichkeit, meinen aktuellen Aufenthaltsort zu bestimmen. Aber wenn sie das Bulletin Board bereits gehackt hatten, wäre das, was ihnen ein Telefonanruf verraten würde, auch nicht mehr.
    Ich überlegte, ob ich die verbleibende Zeit nutzen sollte, um irgendwo anders hinzufahren, eine andere Stadt in Frankreich vielleicht, oder rasch mit dem Zug nach Brüssel oder Frankfurt. Doch ich verwarf den Gedanken gleich wieder. Wenn sie Zeit und Ort meines Zugriffs auf das Bulletin Board registriert hatten und mein Anruf dann Stunden später von ganz woanders kam, würde es so aussehen, als wollte ich meinen gegenwärtigen Aufenthaltsort verschleiern, was bedeuten würde, dass Paris in irgendeiner Weise wichtig für mich wäre. Es war besser, so zu tun, als wäre meine Anwesenheit hier ebenso vorübergehend wie unwichtig. Was bedeutete, ich musste den Anruf sofort tätigen, gleich hier.
    Ich schaltete das Prepaid-GMS-Handy ein, das ich dabeihatte. Ich hatte es Monate zuvor in New York gekauft und bislang weder in Paris noch in Barcelona benutzt. Wenn sie herausfanden, woher es stammte, würde ihnen das weitere verwirrende Informationen hinsichtlich meines möglichen Aufenthaltsortes liefern.
    Ich stöpselte einen Bluetooth-Ohrhörer ein, wählte Dox’ Nummer und wartete. Es klingelte einmal, zweimal, dreimal. Das war reines Getue, wie ich wusste. Die Leute, die mich sprechen wollten, hatten das Telefon in Reichweite. Das Warten sollte den Eindruck von Gleichgültigkeit, Macht, Kontrolle erwecken.
    Beim vierten Klingeln meldete sich jemand. Eine Stimme, die ich nicht kannte, sagte einfach: »Ja.«
    »Ich habe Ihre Nachricht erhalten«, sagte ich.
    »Moment bitte«, sagte die Stimme. Sie hatte einen leichten, unbestimmten europäischen Akzent.
    Ich sah auf meine Uhr und beobachtete die langsame Bewegung des Sekundenzeigers. Fünf Sekunden, zehn. Das Warten sollte mich nervös machen. Indem sie den Untergebenen zuerst ans Telefon gehen ließen, wollten sie mir zu verstehen geben, dass ich es mit einer Gruppe, einer Organisation zu tun hatte, damit ich mich allein und ohnmächtig fühlte.
    Schon gut, dachte ich. Ich hab es schon öfter mit Gruppen aufgenommen. Vielleicht kann ich euch zeigen, wie das geht.
    Eine volle Minute verstrich. Dann sagte eine Stimme, die ich kannte: »Hallo, John.«
    Ich wartete einen Moment, sagte dann: »Hallo, Hilger.«
    Wenn er überrascht war, dass ich ihn erkannt hatte, so ließ er es sich nicht anmerken. Nicht dass er viel Grund hatte, erstaunt zu sein, so wie wir in der Vergangenheit aneinandergeraten waren. Das erste Mal hatten Dox und ich einen französisch-algerischen Waffenhändler namens Belghazi umgelegt, mit dem Hilger zusammengearbeitet hatte; dann, nur wenige Monate später, hatten Delilah, Dox und ich einen weiteren Bösewicht, den Hilger rekrutiert hatte, ausgeschaltet, einen Terroristen namens Al-Jib, zusammen mit einem israelischen Sprengstoffexperten namens Manny. Das war die Operation, bei der Delilahs Kollege Gil getötet worden war. Hilger hatte ihn erschossen.
    Ich begriff, dass ich bei jemandem, der so gefährlich war und so gute Kontakte hatte wie Hilger, nichts davon als erledigt hätte betrachten dürfen. Soweit ich informiert war, hatte er die CIA verlassen und sich selbständig gemacht, eine Art privatisierte Geheimdienstorganisation gegründet, undurchsichtiger, besser vernetzt und wesentlich weniger haftbar zu machen als private Sicherheitsfirmen wie Blackwater und Triple Canopy. Ich hatte gedacht, die Sache in Hongkong hätte seiner Organisation den Garaus gemacht, aber offenbar war Hilger ein Stehaufmännchen.
    Ein langer Moment verstrich. Das Schweigen sollte bewirken, dass ich irgendwas sagte, Ungeduld verriet. Noch mehr Taktiken, dachte ich. Er ist noch dabei, das Schlachtfeld zu gestalten.
    Ich sah wieder auf meine Uhr. Es war eine Jaeger-LeCoultre Reverso Grande Taille aus Edelstahl mit einem braunen Lederarmband. Ich hätte eine Traser tragen können, aber ich vermeide gern alles, was als taktisch erkannt werden könnte. Leute, die sich auskennen, erkennen so etwas. Außerdem habe ich einfach eine Schwäche für eine schöne Uhr wie die Grande Taille. Ich dachte daran, wie viel Sorgfalt in ihr Design und ihre Herstellung geflossen war, stellte mir die Uhrmacher bei der Arbeit an ihr vor, mit

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