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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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zugänglich. Der Pförtner war vermutlich von einem Wachdienst und befand sich möglicherweise im Halbschlaf, zugegeben, aber er verkomplizierte die Sache. Zusammen mit dem stacheldrahtbewehrten Zaun deutete diese Zugangskontrolle auf weitere Sicherheitsvorkehrungen hin, mit denen ich mich lieber nicht herumschlagen wollte.
    Ich fuhr die Straßen ab, um ein Gefühl für die Gegend zu bekommen. Ein Parkplatz in der Nähe brachte mich auf die Idee, mich dort auf die Lauer zu legen und Accinellis Mercedes zu folgen, sobald der Wagen das Firmengelände verließ. Der bewachte Parkplatz bot immerhin den Vorteil, dass ich mich nur auf eine Stelle zu konzentrieren brauchte, um zu wissen, wann er kam und ging. Wenigstens war es ein Anfang. Ich beschloss, mir sein Haus anzusehen.
    Sands Point entpuppte sich als der womöglich wohlhabendste Ort, den ich je gesehen hatte. Villa an Villa auf Grundstücken von der Größe eines kleinen Landes, manche so weit von der Straße entfernt, dass sie durch die kahlen Äste der vielen Winterbäume kaum zu sehen waren. Da sich der Ort an der Spitze der Halbinsel Port Washington befand, lagen viele Häuser direkt am Long Island Sound, mit bequemen eigenen Anlegestellen für die privaten Segelboote und Yachten. Die einzigen Automarken, die ich sah, waren Mercedes, BMW und Lexus, zwischendurch ein schöner alter Bentley, und ich war froh, selbst mit einem passenden Fahrzeug ausgestattet zu sein.
    Ich war hellwach, als ich mich auf einer stillen, von Bäumen gesäumten Straße namens Hilldale Lane Accinellis Haus näherte. Falls Hilger mir hier eine Falle stellen wollte, wäre die ganze Gegend ein hervorragender Engpass. Aber die Straße war völlig ruhig. Ich fuhr langsam an der Zufahrt vorbei und riskierte einen Blick.
    Accinellis Haus gehörte zu den bescheideneren des Ortes, aber eine Villa war es ohne Zweifel: ein wuchtiger Bau im romanischen Stil aus grauem Stein, gut hundert Meter von der Straße entfernt; ein sanft gewellter, manikürter Rasen, der jetzt mit Raureif bedeckt war und durch den sich die kreisrunde Zufahrt zog; alter Baumbestand und Blumenbeete, noch leer bis auf ein paar winterharte Stauden, die erbittert in der gefrorenen Erde durchhielten. Das Anwesen verströmte ein entspanntes Flair, das gelassene Vertrauen in die Richtigkeit der natürlichen Ordnung, daran, dass die Wechselfälle des Lebens da draußen Geld und Status nichts anhaben konnten.
    Neben dem Haus befand sich eine freistehende Doppelgarage aus dem gleichen Stein wie das Wohnhaus. Unter dem Säulenvorbau des Haupteingangs stand ein schwarzer S-Klasse-Mercedes, neueres Modell. Er war so geparkt, dass ich das Nummernschild nicht sehen konnte, aber höchstwahrscheinlich gehörte er Accinelli. War jemand gekommen oder wollte wegfahren, oder wurde der Wagen normalerweise immer dort abgestellt? Nein, die Fenster waren frei von Raureif, er hatte also nicht die ganze Nacht da gestanden. Irgendwer war kurz vorher von irgendwoher zurückgekommen, vielleicht vom Einkaufen, und hatte den Wagen vor dem Haus geparkt, um irgendwas hineinzubringen.
    In diesem Augenblick öffnete sich die Haustür, und ich sah Accinelli. Verdammt. Ich gab etwas Gas und ließ den BMW anrollen. Doch im letzten Moment sah ich, was er bei sich hatte: Golfschläger.
    Er hatte nicht zur Straße geschaut, und ich glaubte nicht, dass er mich bemerkt hatte. Und selbst wenn, es hätte ihn wohl kaum stutzig gemacht, einen schicken BMW vorbeifahren zu sehen. Ich fuhr weiter, dachte nach, wog die Möglichkeiten ab. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sich so schnell eine Gelegenheit ergeben würde – ich hatte einfach nur geplant vorbeizufahren, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen –, aber die Chance, die sich mir plötzlich bot, war zu gut, um sie verstreichen zu lassen.
    Er hatte seine Golfschläger dabei und trug schwarz-weiße Funktionskleidung, den Reißverschluss bis zum Hals zugezogen. Keine Frage: Er war auf dem Weg zum Golfplatz.
    Scheiße, ich hatte die Adresse von seinem Club vergessen. Sonst hätte ich vor ihm da sein können, was immer besser ist, als einer Zielperson zu folgen. Village Club, so hieß er, aber wo war er? Während ich die Hilldale Lane zurückfuhr, dann nach rechts auf die Middle Neck bog, genau wie ich gekommen war, suchte ich im Navi nach Sonderzielen in der Gegend. Country Clubs, Country Clubs, na komm schon … ich fand ihn nicht. Okay, dann eben nicht, dann also Plan B.
    Ich fuhr rechts ran. Falls Accinelli

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