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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Rücken zudrehte und er nicht wusste, dass ich ihn beobachtete, schaute ich ihn mir in dem Brillenrückspiegel genauer an. Er trug eine schwarze hüftlange Lederjacke und, wie ich jetzt sah, Handschuhe. Genauso hätte ich es auch gemacht. Die Mütze, um die besonderen Merkmale zu verschleiern; die Handschuhe, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen; die Jacke als leichte Schutzkleidung, für den Fall, dass etwas schiefläuft und die Zielperson zu einer Waffe greift. Er trug Schuhe mit dicken Sohlen, sehr wahrscheinlich aus Gummi, und seine Schritte waren geräuschlos.
    Wie immer er auch vorgehen wollte, er würde aus nächster Nähe zuschlagen. Wenn er eine Schusswaffe hatte, dann bestimmt eine geräuscharme Kleinkaliberpistole, die er mir direkt an den Kopf halten würde. Selbst wenn er eine Waffe mit größerem Kaliber und Schalldämpfer hätte, würde er möglichst nah an mich rankommen wollen, um mich auf keinen Fall zu verfehlen. Ein Messer wäre natürlich am leisesten. Wie auch immer, mein ihm zugewandter Rücken würde sein Selbstvertrauen verstärken, die Risiko-Gewinn-Rechnung verändern, von der ich wusste, dass sie ihm durch den Kopf ging, die offensichtlichen Gefahren verringern, die sich aus so unmittelbarer Nähe ergaben, und ihm dadurch Mut machen, den Radius zu betreten, in dem ich ihn haben wollte.
    Ich sah ihn im Seitenspiegel näher kommen. Noch zehn Schritte. Ein frischer Schwall Adrenalin rauschte mir durch den Körper.
    Acht Schritte. Ich nahm die Fahrradkette vom Rahmen. Sie war fast einen Meter lang und wog an die zehn Pfund, mit einem massiven Stahlschloss an einem Ende. Ich umfasste das Ende der Kette mit dem Einsteckzapfen, tat so, als wollte ich sie um die Stange unter dem Sattel wickeln, und ließ Mr Blond meine Hände sehen, um ihm noch mehr Mut zu machen.
    Fünf Schritte. Seine rechte Hand tauchte in die Jackentasche und kam wieder hervor. Jetzt hielt er den Arm eng am Körper, die Hand dicht vor dem Oberschenkel. Sein Daumen drückte einen Hebel, und eine Klinge sprang heraus. Ich vermutete, dass er beschlossen hatte, die vermeintliche Chance zu nutzen und mir von hinten die Gurgel durchzuschneiden. Das hätte den Vorteil, dass es schnell ging und das Blut von ihm wegspritzen würde statt auf seine Kleidung.
    Drei Schritte. Mein Herz dröhnte mir wie eine Kriegstrommel in der Brust. Ich unterdrückte den schreienden Impuls, mich jetzt schon umzudrehen und ihn zu stellen.
    Zwei Schritte. Er steuerte leicht nach rechts, um den Karton zu umgehen, den ich abgestellt hatte. Jetzt.
    Ich wirbelte im Uhrzeigersinn herum, die Kette in der rechten Hand, und das Ende mit dem Schloss daran peitschte nach vorn, wie der Schläger der härtesten Rückhand im Welttennis. Mr Blond reagierte blitzschnell und bewies damit, dass er gut ausgebildet war: Er riss die linke Hand vor die rechte Gesichtshälfte, zog die Schultern hoch, ging in die Knie und, was am wichtigsten war, trat einen Schritt vor, in den Bogen der Kette hinein, wo ein Schlag weniger Wucht hatte. Aber ich hatte das alles geahnt, und Aktion ist immer besser als Reaktion. Dank der Länge meines Arms, der Länge der Kette und der Beweglichkeit meiner Hüften und Beine blieb mir genügend Bewegungsraum. Ich wich entsprechend weit zurück, und das Schloss schwang herum und krachte wie das Endstück eines mittelalterlichen Streitflegels gegen seine erhobene linke Hand und die rechte Schläfe.
    Sein Kopf wurde nach links gerissen, und er taumelte in dieselbe Richtung. Die Kette schwang durch, und als sie meine Mittelachse passierte, holte ich aus der Hüfte Schwung und peitschte sie erneut vor, diesmal als Vorhandschlag, so dass sie von rechts kam. Mr Blond hatte das Gewicht auf dem linken Fuß und konnte nicht ausweichen. Aber irgendwie, trotz seiner sicherlich gestörten Synapsen, gelang es ihm, nach unten auszuweichen und seine linke Hand wieder zu heben, diesmal höher, Handfläche nach außen, so dass sein Unterarm das Gesicht schützte. Das Schloss katapultierte seinen Arm nach hinten gegen den Kopf und schleuderte ihn nach rechts. Doch mit der erstaunlichen Schnelligkeit eines verwundeten Tieres gelang es ihm, seinen Arm um die Kette zu schlingen und sie zu packen, ehe sie an ihm vorbeizischte.
    Ich versuchte, ihm die Kette zu entreißen. Ein Fehler: Er zog in die andere Richtung und nutzte die Gegenkraft, um sein Gleichgewicht wiederzufinden. Sein linker Fuß war jetzt vorn, nur wenige Zentimeter von meinem rechten, unsere Körper

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