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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Schutzmaßnahmen.
    Zu Fuß folgte ich der Canal Street in westlicher Richtung, ging dann nach Norden in die Elridge Street und gleich wieder nach Westen in die Hester bis zum Park. Im Gehen nahm ich Balaklava und Sonnenbrille ab und zog die Marinejacke aus. Darunter trug ich meine neuen Sachen – Hemd, Sportjackett und Krawatte. Ohne die dicke Jacke wirkte meine Statur deutlich schlanker. Ich nahm auch eine andere Haltung an, stellte mir vor, ein Geschäftsmann zu sein, der jeden Tag in Anzug und Krawatte ins Büro ging. Wer nach einem Fahrradkurier Ausschau hielt, würde jetzt glatt an mir vorbeilaufen. Zuletzt zog ich die Handschuhe aus und deponierte alles neben einem Mülleimer. Einer der Obdachlosen im Park, so kalkulierte ich, würde sich bald der restlichen Requisiten meiner Fahrradkurierrolle annehmen, die damit genauso schnell verschwunden sein würden wie das Rad selbst.
    Ich zog die zweite Sonnenbrille, die mit den runden Gläsern, aus der Innentasche des Jacketts und setzte sie auf. Dann sah ich auf dem iPhone nach, wo Accinelli geparkt hatte. Auf dem Bowery-Parkplatz, wo ich seinen Wagen das erste Mal hatte stehen sehen. Ein wenig näher an der Mott Street, als mir lieb war, aber jetzt würde mich keiner mehr wiedererkennen. Außerdem konnte ich den Sender nun mal nicht unter seinem Wagen lassen. Wahrscheinlich würde ihn keiner entdecken, und wenn doch, würde ihn niemand bis zu mir zurückverfolgen können. Aber noch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass man Accinellis Ableben als natürlichen Todesfall einstufen würde, auch wenn die Chance gering war. Vielleicht ein Herzinfarkt aus Panik, weil er einen blutigen Mord keine zehn Schritte von sich entfernt beobachtet hatte, so was in der Art. Nicht wahrscheinlich, aber die Ereignisse hatten sich überschlagen, und ich konnte im Augenblick nicht alles in Erwägung ziehen. Jedenfalls wollte ich keine Spuren hinterlassen, die darauf schließen ließen, dass er verfolgt worden war. Ich würde bei meinem ursprünglichen Plan bleiben und mir alles Weitere später überlegen.
    Ich hörte Sirenen westlich von mir auf der Prince Street und warf einen Blick in die Richtung, als ich zum Bowery-Parkplatz kam. Die Polizei hatte die Straße bereits abgesperrt, und ein Uniformierter leitete den Verkehr um. Der Parkplatzwärter stand vor seinem Häuschen und starrte hinüber.
    »Entschuldigen Sie«, sprach ich ihn an. »Ich glaube, ich hab meinen MP3-Player verloren, als ich neulich hier geparkt hab. Kann ich mal rasch nachsehen?«
    »Klar, Mann«, sagte er, ohne das Schauspiel auf der Prince Street aus den Augen zu lassen. Ich bedankte mich und ging zu Accinellis Wagen. Ich bückte mich, entfernte rasch die Ausrüstung und steckte sie ein, um dann ohne ein weiteres Wort zu verschwinden.
    Ich fuhr zurück nach Great Neck. Sobald ich die Stadt hinter mir gelassen hatte und die unmittelbare Gefahr gebannt war, überkam mich das große Zittern – die übliche Nachwirkung einer Überdosis Adrenalin, diesmal dadurch verschlimmert, dass ich selbst so knapp dem Tod entronnen war. Ich fuhr auf einen Rastplatz, um abzuwarten, bis es vorbei war.
    Ich blieb fast eine Stunde lang im Auto sitzen. Als sich das Zittern bis auf ein leichtes Vibrieren in den Fingerspitzen gelegt hatte, konnte ich wieder denken. Ich musste mir über dreierlei klarwerden: Wie Hilger mich aufgespürt hatte. Warum. Und was das für Dox bedeutete.
    Das Wie war am leichtesten zu beantworten. Er musste von Accinellis Geliebter gewusst haben. Und dann hatte er auch gewusst, dass es für mich ungünstig gewesen wäre, Accinelli zu Hause oder in der Firma zu erledigen. Er hatte sich also leicht ausrechnen können, dass ich von der Geliebten erfahren und im Umfeld ihrer Wohnung zuschlagen würde. Wahrscheinlich hatte Mr Blond seit Tagen auf der Lauer gelegen, vielleicht in einem Van ein oder zwei Blocks entfernt, irgendwo, von wo aus er das Apartmenthaus gut mit einem Fernglas beobachten konnte. Als er mich praktisch zusammen mit Accinelli ins Haus gehen sah, wusste er, was ich vorhatte. Woraufhin er aus dem Van stieg, um mich zu erledigen, sobald ich wieder rauskam. Der Plan war gut. Wenn ich ihn nicht in Saigon gesehen und mich nicht an seinen geschmeidigen Gang erinnert hätte, läge jetzt vielleicht ich auf dem kalten Bürgersteig in einer Blutlache.
    Das Warum war schon schwerer. Mich in unmittelbarer Nähe von Accinellis noch warmer Leiche umbringen zu lassen hätte die Chancen, dass man bei

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