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Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung

Titel: Tokio Killer 06 - Letzte Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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waren Spiegelbilder, verbunden durch das kurze Stück Kette. Er zog seinen rechten Fuß einen halben Schritt vor, und ein linker Sidekick traf mich in die Rippen. Der Aufprall raubte mir den Atem und schleuderte mich rückwärts gegen das Rad. Nur meine Hand an der Kette verhinderte, dass ich zu Boden ging.
    Er hatte noch immer das Messer in der rechten Hand, dicht am Körper. Ich spürte, was er vorhatte: Schritt nach vorn, mich mit der linken Hand ablenken, mit der rechten zustechen. Und meine Seite war völlig ungeschützt.
    Ich griff mit der linken Hand nach hinten. Sofort sprang er mit dem linken Bein vor, zog den rechten Fuß nach, verringerte die Entfernung, wodurch das Messer gefährlich nahe kam. Meine tastenden Finger schlossen sich um den Fahrradrahmen. Sein Schwung trug ihn jetzt nach vorn, floss von den Beinen in seine Messerhand. Angefeuert von Angst und Adrenalin riss ich das Rad herum wie ein Diskuswerfer und brachte es genau in dem Moment zwischen uns, als er mit dem Messer in meine Bauchgegend stieß. Seine Hand brach durch die Speichen, und ich entkam der Klinge um Haaresbreite.
    Er erstarrte für einen Sekundenbruchteil in der Bewegung, die linke Hand an der Kette, die rechte zwischen den Speichen, versuchte, die neue Situation zu verarbeiten. Ich wusste nicht, was er für eine Ausbildung hatte, aber auf seinem Lehrplan hatte bestimmt nicht gestanden, was zu tun war, wenn man in einem Fahrrad feststeckte. Sich nach vorn werfen? Nach hinten reißen? Die Kette loslassen? So viele Möglichkeiten, so wenige Neuronen …
    Ich ließ ihm keine Zeit, sich irgendetwas Effektives einfallen zu lassen. Ich gab meinen Griff an der Kette auf und packte das Vorderrad mit beiden Händen, wand und drehte es nach links. Der Ellbogen wurde ihm gegen den Körper gedrückt, und seine Hand an der Schulter vorbeigebogen. Er brüllte vor Schmerz, seine Finger öffneten sich, und er verlor das Messer. Ich drehte fester, und er krümmte sich seitlich in der Taille, damit sein Ellbogen nicht brach. Sein rechtes Knie war jetzt um fast neunzig Grad nach innen verdreht, und er belastete es mit zu viel Gewicht, um es aus der Klemme zu befreien. Ich drehte mich gegen den Uhrzeigersinn, hob den rechten Fuß und trat ihm mit voller Wucht in die Kniekehle. Er brüllte erneut, als das Knie brach, und als er über seinem kaputten Bein zusammensank, drehte ich das Rad fester und brach ihm auch noch den Ellbogen.
    Ich ließ das Vorderrad los, und er fiel auf den Rücken, das Fahrrad auf ihm drauf. Er versuchte verzweifelt, darunter hervorzukriechen, aber bei zwei funktionsuntüchtigen Gliedmaßen kam er kaum von der Stelle. Ich ging in einem weiten Bogen um ihn herum und suchte den Boden ab. Da, das Messer. Ich hob es auf, und irgendein Winkel meines Gehirns registrierte das unverkennbare Logo auf der Klinge: ein Emerson, Modell Commander, wie ich an der Recurve-Schneide erkannte, eines von Dox’ Lieblingsmessern.
    Mr Blond schaffte es endlich in eine sitzende Position. Er packte den Fahrradrahmen mit der linken Hand und zog seinen kaputten Arm mit einem Schmerzensschrei aus den Speichen. Er starrte mich an, keuchend, die Nasenflügel vor Anstrengung geweitet, das Gesicht schweißglänzend. Er schob das Rad nach vorn, als wollte er sich damit schützen, aber mit nur einem gesunden Arm war seine Beweglichkeit gleich null.
    »Du hast noch eine Chance«, sagte ich. »Sag mir, wo Dox ist, und ich lass dich leben.«
    »Jakarta«, sagte er, durch zusammengebissene Zähne.
    Nein. Sie würden das Boot nach einem Anruf nicht am selben Ort lassen. Er log.
    Andererseits, ich log ja auch.
    Ich täuschte eine Bewegung nach links an, und er überreagierte, so dass ich rasch hinter ihn treten konnte. Er ließ das Rad los und wollte sich umdrehen, aber ich war mit einem Schritt bei ihm, drückte ihm ein Knie in den Rücken und bewegte mich mit ihm, als er weiterhin hektisch versuchte, sich zu drehen und mich anzusehen. Ich legte die linke Hand über seine Augen und schnitt ihm mit der rechten die Kehle durch.
    Der Schnitt war tief, aber schnell, und ich hatte meine Hand schon wieder weggezogen, als der Geysir lossprudelte. Ein grässliches Gurgeln brach sich Bahn, ein stockender, blubbernder Schrei. Er fiel auf die Seite, drückte das Kinn nach unten und hielt sich mit der unversehrten Hand den Hals, während das Blut zwischen seinen Fingern hervorquoll. Ich trat zurück, aber dieser warme, metallische Geruch erfüllte die Luft, drang in meine Sinne

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