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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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gefolgt von den anderen, auf unsere Seite der Straße. Das war ausgesprochen unangenehm.
    Ich zog behutsam das Benchmade aus der Tasche und hielt es unauffällig mit dem Daumen in der offenen Hand. Sie sollten erst merken, dass ein Messer im Spiel war, wenn ich es ihnen präsentierte.
    Ich hatte gehofft, einfach an ihnen vorbeigehen zu können und dabei vielleicht einen vorhersehbaren Schulterrempler einzustecken, aber daran war nicht zu denken, da sie sich jetzt so breit aufgefächert hatten. Na schön, ich konnte genauso gut mitten durch sie hindurchgehen. Ich stellte mir vor, dass ich den Ersten mit einem o-soto-gari, einem einfachen, aber wirkungsvollen Judowurf ausschalten würde, was bei den anderen drei ein Umdenken bewirken sollte. Und wenn Delilah ein Stück hinter mir gewesen wäre, hätte ich mich dafür entschieden. Aber sie war dicht an meiner Seite und mir damit im Weg. Ich spürte, wie sie langsamer wurde, und musste meine Schritte ebenfalls verlangsamen.
    Ein paranoider Gedanke stieg in mir auf: Delilah könnte das hier arrangiert haben. Aber ich verwarf die Möglichkeit gleich wieder. Die vier waren erstens einmal zu jung. Zweitens war spürbar, wie hitzig, wie aggressiv sie waren. Für Profis ist Gewalt ein Job. Für diese Burschen war sie eine willkommene Gelegenheit.
    Außerdem hatte Delilah bei unserem Spaziergang keinen Versuch gemacht, mich in eine spezielle Richtung zu dirigieren. Das hätte ich bemerkt.
    Wir blieben alle stehen und blickten einander an. Los geht’s, dachte ich.
    »Schöner Abend, Ladys, oder?«, sagte der Bursche, der als Erster auf unsere Seite der Straße gewechselt hatte. Er blickte mich grinsend an.
    »Du musst der Anführer sein«, erwiderte ich leise und ruhig.
    »Hä?« Er legte die Stirn in Falten.
    »Du bist vorgegangen, und deine Freunde sind dir gefolgt. Und jetzt bist du derjenige, der das Wort ergreift. Ich vermute, das heißt, du bist der Anführer. Hab ich recht?« Ich blickte hinter uns, nur um mich zu vergewissern, dass sich niemand von hinten anschlich – die Luft war rein –, dann wieder zurück zu den anderen drei. »Oder ist es einer von euch? Sagt schon, wer ist der Anführer?«
    Das Fragespiel verlief nicht so, wie sie gehofft hatten.
    »Ach so, ja klar, der bin ich«, sagte der Erste in dem Versuch, wieder ein wenig Oberwasser zu bekommen.
    Ich nickte, als wäre ich beeindruckt. »Mutig von dir, das zu sagen.«
    »Wieso?«
    Ich lächelte ihn an. Das Lächeln war alles andere als freundlich.
    »Weil ich jetzt weiß, dass ich dich zuerst töten werde«, sagte ich.
    Er warf seinen Freunden einen Blick zu, als wollte er sich vergewissern, dass sie noch da waren, dann blickte er wieder zu mir. Ich spürte, wie er ins Grübeln kam.
    Doch einer seiner Freunde war entweder zu blöd oder zu betrunken, um zu merken, in welcher Lage sie sich befanden. »Er nennt dich ’nen Feigling, Mann. Lässte dir das gefallen?«
    Scheiße. »Ich nenn keinen von euch einen Feigling«, sagte ich, noch immer mit ruhiger und gleichbleibender Stimme. »Ich sage bloß, dass keiner von uns dem anderen den Abend verderben will. La Ribera ist im Moment eine einzige große Party unter freiem Himmel. Wolltet ihr da nicht hin?«
    Die letzte Frage war kein Befehl, nur ein Vorschlag, der ohne Gesichtsverlust angenommen werden konnte. Ich konnte dem Anführer an den Augen ablesen, dass er ihn annehmen wollte. Gut.
    Er warf seinen Freunden wieder einen Blick zu. Leider gaben sie ihm nicht, was er sich erhofft hatte. Er richtete seine Augen wieder auf mich, und ich sah, dass er eine Entscheidung gefällt hatte. Die falsche.
    Er kam auf mich zu, und sein Arm hob sich. Vermutlich, um mir die Hand gegen die Brust zu stoßen oder irgendwas anderes Dummes zu machen. Er wusste nicht, dass ich nichts von solchen Schritten halte. Ich komme gern über den kürzest möglichen Weg ans Ziel.
    Doch ehe ich zupacken und ihn zu Fall bringen konnte, stellte sich Delilah zwischen uns. Da sie völlig lautlos gewesen war und der Bursche sich ganz auf mich konzentriert hatte, brauchte er einen Moment, um sich auf die neue Situation einzustellen. Er stockte und wollte etwas sagen. Aber er kam nicht mehr dazu, es auszusprechen.
    Delilah trat ihm mit voller Wucht direkt in die Eier. Er stieß einen Laut aus, irgendwas zwischen Grunzen und Würgen, und klappte zusammen. Delilah machte einen Schritt auf ihn zu und trat ihm ans Schienbein. Er grunzte erneut und versuchte, rückwärts zu taumeln. Als er versuchte,

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