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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sich aufzurichten, wirbelte Delilah herum und landete einen Sidekick seitlich gegen sein Knie. Es knackte widerlich, und er stürzte mit einem Aufschrei zu Boden. Ich sah, wie Delilah die Entfernung abschätzte. Dann nahm sie Anlauf und trat ihm mit einem Fußballerkick voll ins Gesicht. Blut schoss ihm aus der Nase, und er schrie erneut, wie eine Feldmaus, die von einem Falken zerrissen wird.
    Delilah ließ von ihm ab und blickte die anderen drei an. In ihrem Blick lag nichts Herausforderndes, bloß eine Frage: Wer will als Nächster?
    Alle drei starrten sie mit weit aufgerissenen Augen an, dann blickten sie auf ihren sich windenden, heulenden Kumpel, dann wieder auf Delilah. Schließlich stammelte einer: »Wieso -wieso war das nötig?«
    Wenn ich etwas mehr in Plauderlaune oder auch nur freundlich gestimmt gewesen wäre, hätte ich erklärt, dass man so etwas einen Finisher nennt. Dahinter steckt der Gedanke, dass man im Umgang mit Angreifern, die bloße Schlägertypen sind – keine echten Profis –, einen von ihnen so brutal verletzt, dass das Gruppendenken der Übrigen von Los, machen wir sie fertig! umschlägt zu so etwas wie Gott sei Dank, dass es mich nicht erwischt hat! Und wenn sie dann vorübergehend vor Erleichterung wie gelähmt sind, kann man sich unbehelligt davonmachen.
    Alles, was sie jetzt brauchten, war eine Aufgabe, auf die sie ihre verstörte Aufmerksamkeit richten konnten. »Schafft euren Freund lieber in ein Krankenhaus«, schlug ich gelassen vor, weil ich wusste, dass das helfen würde. Ich berührte Delilah am Ellbogen, und wir gingen weiter.
    Zurück im La Florida schloss ich die Tür auf und verriegelte sie hinter uns. Das Bett war einladend aufgedeckt, das Licht gedimmt, und nach dem, was kurz zuvor auf der Straße geschehen war, wirkte die friedliche Atmosphäre leicht surreal. Delilah zog sich die Schuhe aus und inspizierte sie. An einem war wohl Blut, denn sie ging mit ihm ins Badezimmer. Ich hörte Wasser laufen. Gleich darauf kam sie zurück und stellte beide Schuhe auf den Boden vors Fenster. Dann setzte sie sich aufs Bett und sah mich an, die Wangen noch immer heiß und gerötet.
    »Tut mir leid wegen vorhin«, sagte sie.
    Ich zuckte die Achseln.
    Nach einer kurzen Pause sagte ich: »Ich wäre gar nicht erst stehen geblieben, um mich mit ihnen anzulegen. Ich wäre schnurstracks durch sie durch marschiert, ehe sie Gelegenheit gehabt hätten, sich gegenseitig aufzustacheln.«
    Sie nickte. »Im Nachhinein ist mir klar geworden, dass du das vorhattest. Aber ich habe nicht so viel Kraft wie du. Ich muss anders vorgehen. Und ich kann, wie du zugeben musst, ein gewisses Überraschungselement einbringen, was du nicht kannst.«
    »Das stimmt. Ich schätze, wir müssen uns aneinander gewöhnen.« Ich war mir nicht sicher, wie sich das anhörte, also fügte ich hinzu: »Daran, wie wir reagieren.« Nein, das war auch nicht richtig. »Damit wir … solche Situationen besser handhaben.«
    Ihre Augen wurden sanfter, und sie lächelte ein klein wenig. Ich hatte das Gefühl, als würde sie tief in mich hineinschauen. »Du meinst, wir sollten uns aneinander gewöhnen?«, fragte sie, ohne auf meine blöden Erklärungen einzugehen.
    Ich blickte sie an. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
    »Ich finde, das ist keine schlechte Idee«, sagte sie, noch immer mit einem sanften Lächeln. »Ich hab auch schon darüber nachgedacht.«
    »Im Ernst?«
    »Klar. Du nicht?«
    Ich setzte mich neben sie aufs Bett. Mein Herz schlug schneller.
    »Ja, ich habe darüber nachgedacht.«
    Sie legte eine Hand auf meinen Oberschenkel und drückte ihn. »Gut.«
    Ich musste es ihr sagen. Wenn ich es ihr jetzt nicht sagte, würde es immer schwieriger werden.
    »Aber … erst muss ich dir was sagen … Nachdem wir zuletzt miteinander gesprochen hatten, hab ich … etwas erfahren.«
    Der Druck ihrer Hand wurde schwächer. »Ja?«
    »Erinnerst du dich an unser Gespräch, das wir im Peninsula in Hongkong hatten?«, fragte ich. Ich stieß die Worte schnell hervor, konnte aber nicht langsamer sprechen. »An die Nacht, in der du mir von Dov erzählt hast? Da hab ich dir von einer Frau erzählt, bei der ich Mist gebaut habe.«
    »Ich erinnere mich.«
    »Tja also, als ich das letzte Mal mit ihr zusammen war, das war, bevor ich dir begegnet bin, da haben wir … da waren wir nicht vorsichtig. Und anscheinend …«
    »Oh, merde …«
    »Anscheinend hat sie ein Kind. Einen Jungen.«
    Es war raus. Eine lange Pause trat ein. Ich saß da,

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