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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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noch immer mit pochendem Herzen, und fragte mich, wohin das Gespräch führen würde.
    Delilah sagte: »Hat sie sich bei dir gemeldet?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich habe einen Freund beim japanischen Geheimdienst. Ihm sind Überwachungsfotos von der Frau und dem Kind in die Hände gekommen, aufgenommen von meinen Feinden. Diese Leute wissen nicht, wie sie mich finden können, und hoffen, dass ich dort auftauche. Deshalb beobachten sie sie.«
    »Sind sie in Gefahr?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Wie heißt sie?«
    Ich stockte, aber ich wollte nicht, dass es so aussah, als würde ich etwas zurückhalten. »Midori.«
    »Schöner Name.«
    »Ja.«
    »Diese Leute … hoffen sie, dass du von dem Kind erfährst? Und dass du dann zu Midori gehst?«
    »Sieht so aus, ja.«
    »Was wirst du tun?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Ich glaube doch. Sonst hättest du es mir nicht erzählt.«
    Ich rieb mir die Schläfen und überlegte. »Ich bin nicht mal sicher, dass das Kind von mir ist. Aber ich muss es wissen. Das verstehst du doch, oder?«
    Wieder trat eine lange Pause ein. Ihre Hand lag noch immer auf meinem Oberschenkel, aber jetzt fühlte sie sich an, als wäre sie dort vergessen worden.
    Dann sagte sie: »Ja. Aber wie du selbst gesagt hast, sind Midori und der Junge im Augenblick nicht in Gefahr. Wenn du zu ihnen gehst, könntest du sie in Gefahr bringen und dich gleich mit.« Sie stockte, dann fügte sie hinzu: »Aber das weiß du ja selbst.«
    »Ja.«
    Sie nahm ihre Hand von meinem Bein. »Tja, eigentlich hab ich auch gar nicht erwartet, dass wir in den paar gemeinsamen Tagen eine Lösung für unsere verrückte Situation finden würden. Es hätte ohnehin seine Zeit gedauert. Also solltest du tun, was du tun musst.«
    Ich blickte sie an. »Es tut mir leid.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Es ist nicht deine Schuld.« Dann lachte sie. »Wir haben es wirklich nicht leicht, was?«
    »Hätte ich es dir nicht erzählen sollen? Ich wollte die kurze Zeit, die wir haben, nicht ruinieren.«
    »Hast du nicht. Ich bin froh, dass du es mir erzählt hast. Das war nur fair.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Wir genießen unsere gemeinsame Zeit. Wie immer.«
    Aber ich wollte nicht, dass es wie immer war. Es sollte mehr sein, und genau das wollte sie auch, wie ich allmählich begriff.
    All das wollte ich ihr sagen. Aber ich tat es nicht. Ich sagte bloß: »Danke.«
    Sie schüttelte den Kopf und lächelte. »Ich nehme jetzt ein Bad. Hast du nicht auch Lust?«
    Ich blickte sie an, wollte noch immer mehr sagen, wusste noch immer nicht wie.
    »Ein Bad wäre schön«, sagte ich.
     
    Später lag Delilah neben Rain im Dunkeln. Der Halbmond warf schwaches Licht durch eines der Fenster, und sie betrachtete Rain, wie er auf seine fast gespenstisch geräuschlose Art schlief. Die meisten Leute wären nach einer Konfrontation, wie sie sie auf der Straße erlebt hatten, die ganze Nacht aufgedreht – so wie sie –, aber ihm waren, gleich nachdem sie ins Bett gegangen waren, die Augen zugefallen.
    Er konnte so sanft zu ihr sein, wenn sie allein waren, dass sie fast vergaß, wozu er fähig war. Aber sie hatte seine andere Seite erlebt, das erste Mal in Macau, dann in Hongkong, und heute Nacht im Barri Gòtic hatte sie gespürt, wie sie wieder an die Oberfläche drang. Sie würde es ihm nicht erzählen, aber sie war bei den betrunkenen Briten auch deshalb eingeschritten, weil sie Angst davor gehabt hatte, was Rain tun würde, wenn sie nichts unternahm. Sie hatte bemerkt, wie er kurz vor der Konfrontation irgendetwas aus der Tasche zog, und vermutete, dass es ein Messer war. Sie hatte den Burschen heute Nacht übel zugerichtet, zugegeben. Aber sie war ziemlich sicher, dass Rain ihn getötet hätte.
    Bevor sie ins Bett gingen, hatten sie sich im Bad noch einmal geliebt. Sie war froh darüber und fasste das als gutes Zeichen auf. Sie mussten jetzt zwar mit einer neuen Situation klarkommen – wie eigentlich immer –, aber es wirkte sich nicht auf die Chemie zwischen ihnen aus. Sie hoffte, dass es nicht diese Situationen waren, die die Chemie überhaupt erst anheizten. Sie hatte solche Affären gehabt, wo das Unerlaubte oder die Gefahr oder irgendein ähnlicher Kitzel die eigentliche Triebfeder waren. So etwas wollte sie nicht mit Rain. Sie wollte etwas Solideres. Etwas …
    Sie lächelte. Das Wort, das ihr in den Sinn gekommen war, lautete Dauerhaftes.
    Sie war sich dieser Gefühle schon bewusst gewesen, ehe sie sich hier mit ihm traf, aber sie hatte sie

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