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Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr

Titel: Tokio Killer05 - Riskante Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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sich nicht richtig eingestanden. Aus Angst. Aber jetzt, wo sie plötzlich damit rechnen musste, ihn an eine andere Frau zu verlieren, die eine Trumpfkarte auf den Tisch geworfen hatte, konnte sie sich auch nicht vor ihren Hoffnungen verstecken.
    Sie merkte, dass sie auf Hebräisch dachte, und das war sonderbar. In Herzensdingen war Französisch praktisch ihre Grundeinstellung. Die einzige Ausnahme war Dov, und mit einem wehen Gefühl erkannte sie plötzlich, dass Rain offenbar einen ähnlichen Platz in ihrem Bewusstsein eingenommen hatte, den Platz, wo sie ihre erste Sprache bewahrte, ihre erste Liebe, vielleicht ihr erstes Ich.
    Sie betrachtete ihn. Es war schön mit diesem Mann, der neben ihr lag, ja wirklich. Es war anders als mit Dov, aber war das ein Wunder? Sie hatte Dov schon gekannt, ehe sie erwachsen wurde, als sie noch arglos war, schutzlos, im Grunde noch ein Mädchen. Das Mädchen gab es längst nicht mehr, also konnte sie auch keine Liebe erwarten, wie sie dieses Mädchen empfunden hatte.
    Dennoch fand sie bei Rain gewisse Dinge, die Dov ihr nicht hatte geben können, die ihr niemand hatte geben können. Sie und Rain gehörten derselben Welt an. Jeder verstand die Gewohnheiten des anderen und urteilte nicht über dessen Vergangenheit. Sie kannten und akzeptierten die Last, die jeder von ihnen aufgrund der Dinge, die sie getan hatten, trug. Beide wussten, dass diese Last sie unwiderruflich von der normalen Gesellschaft trennte und sie gleichzeitig zusammenhielt wie ein gemeinsames Geheimnis.
    Außerdem kam hinzu, dass sie auf der persönlichen Ebene unbestreitbar die gleiche Wellenlänge hatten, und auch körperlich harmonierten sie unglaublich gut.
    Aber sie glaubte eigentlich nicht, dass es Liebe war. Es war eher … die Möglichkeit von Liebe. Sie fragte sich einen Moment lang, was der Unterschied war oder ob sie den Unterschied überhaupt merken würde, aber darüber wollte sie jetzt nicht nachdenken.
    Sie bezweifelte, dass Rain die Dinge im Augenblick klar sah, und das machte ihr Sorgen. Er beherrschte sein Handwerk glänzend, aber soweit sie wusste, hatte er es noch nie ausüben müssen, wenn er emotional derart eingebunden war. Er könnte Fehler machen. Er könnte getötet werden. Und wofür?
    Er ging ein Risiko ein, wenn er Midori und das Kind besuchte. Das hatte er selbst zugegeben. Und ein Mann wie Rain würde kein solches Risiko eingehen, wenn er nicht hoffte, dadurch irgendetwas Wichtiges zu bekommen.
    Sie überlegte einen Moment. Was machen Männer, wenn sie vor einer schweren Entscheidung stehen? Sie verschieben sie. Vielleicht ging es ihm darum, erst einmal mehr Informationen zu sammeln. Aber es war schmerzhaft zu wissen, dass überhaupt eine Entscheidung anstand.
    Sie bemühte sich stets, realistisch zu sein, ihre Hoffnungen unter Kontrolle zu halten. Sie wusste, dass sie in ihrer Organisation keine Zukunft mehr hatte. Sie benutzten sie für die Dinge, in denen sie gut war, aber sie würden ihr niemals eine richtige Machtposition anvertrauen. Und sie hatte schon vor langer Zeit akzeptiert, dass sie nach all den Dingen, die sie getan hatte, niemals ein normales Leben würde führen können. Sie könnte nie eine Familie haben. Sie könnte nie einen Menschen so nah an sich heranlassen.
    Nur … Rain war ihr so nah gekommen. Deshalb tat das, was er ihr heute Nacht erzählt hatte, ja auch so weh. Schlimmer noch. Es schmerzte an einer Stelle, die sie nicht beschreiben konnte, eine Stelle, von der sie nicht mal wusste, dass es sie gab.
    Sie hatten das Zimmer für eine Woche reserviert. Jetzt fragte sie sich, wie lange er bleiben würde. Ihr war klar, dass es vielleicht ihre letzte gemeinsame Zeit war. Vielleicht sogar ihre letzte gemeinsame Nacht.
    Vielleicht war das Kind ja gar nicht von ihm. Das war immerhin möglich; jedenfalls hatte er das gesagt. Oder Midori würde ihn aus anderen Gründen zurückweisen. Oder irgendetwas würde passieren, damit die Sache so ausging, wie sie es sich wünschte.
    Sie sah ihm beim Schlafen zu und war überrascht, welche Eifersucht sie plötzlich empfand. Wie bedroht sie sich fühlte. Und wie wütend.
    Natürlich war sie nicht hilflos. Sie konnte selbst etwas tun.
    Sie hatte Rain beim gemeinsamen Bad noch eine Information entlocken können. Nicht viel – nur dass er nach New York wollte. Aber zusammen mit dem Namen, den er erwähnt hatte, und einigen anderen Einzelheiten, die sie noch aus Hongkong in Erinnerung hatte, müsste das eigentlich reichen. Sie würde

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