Tokio Vampire
bin ich nicht besonders cool. Auch nicht hübsch. Und ... ich b-bin ein Junge.“
Jetzt lachte er leise. „Ich mag besondere Menschen, und zweifelsohne bist du etwas Besonderes.“
„Na ja, ich weiß n-nicht, verklemmte Typen mit Sprachfehler sind ja nicht so selten!“
„Warum hast du dir so einen groben Zynismus angewöhnt?“, wollte Are wissen. „Das steht dir überhaupt nicht.“
Ich antwortete nicht.
Are drehte sich in meiner Umarmung um und drängte mich dann auf den Rücken. Sein Blick war brennend, und ich sah etwas in seinen Augen aufflackern, das mir ein wenig Angst machte. Mein Herz schlug stolpernd und dann wieder viel zu hastig.
„Wie wäre es mit einer kleinen Übungseinheit in Sachen Küssen?“, schnurrte Are.
Ich schlang einen Arm um seinen Hals und zog ihn auf mich. Are zu küssen war wie ein Stück vom Paradies zu sehen. Ich konnte mir kaum etwas Schöneres vorstellen.
Und dann übernahm er die Führung. Er fasste mich an. Überall. Da war nichts Suchendes oder Ängstliches in seinen Berührungen. Seine Hände waren glatt und fest, und ich stand nach kürzester Zeit vollkommen unter Strom. Und auch wenn ich mich anfangs noch geschämt hatte, dieses Gefühl hatte ich komplett ausgeblendet. Ich genoss, was er tat. Bis zum Schluss. Bis es mir kam, und ich mir verzweifelt auf die Zunge biss, um nicht zu schreien. Ich schmeckte den metallischen Geschmack von Blut in meinem Mund.
Are stöhnte leise. Ich sah ihn vorsichtig an. Was erwartete er jetzt von mir? Überraschenderweise schwang er seine langen Beine aus dem Bett. Wie sollte ich das denn nun deuten?
Ich angelte nach meinen Shorts und meinem T-Shirt und zog beides an. Mit wackeligen Beinen folgte ich ihm ins Bad. Er stand vor dem Spiegel und begann sich zu schminken. Was sollte ich jetzt sagen? Ich warf einen Blick über seine Schulter und erstarrte.
Als er meinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, grinste er und entblößte damit zwei gefährlich spitze Eckzähne. In seinen Augen loderte ein rötliches Feuer.
„Scheiße, wie siehst du denn aus?“, entfuhr es mir.
Er lachte rau. „Deine Nähe macht mich hungrig. Du riechst so gut ... Und du blutest ständig, wenn wir zusammen sind. Das ist die reinste Folter.“
Ich wich erschrocken zurück. Aber er kam nicht hinter mir her. „Heilige Scheiße, du bist wirklich ein Vampir!“ Oh oh, ich hatte mich vor nicht allzu langer Zeit an einen Vampir gekuschelt! Das konnte auch nur mir passieren!
„Diese Zähne ... sind die echt?“
„Natürlich.“ Are machte sich in aller Ruhe weiter fertig, auch wenn er nach wie vor verdammt hungrig aussah.
„Dann trinkst du ... w-wirklich Blut?“
„Mmh.“
„Von Menschen?“
„Wenn es möglich ist. Möchtest du dich anbieten?“, fragte er freundlich, aber auch irgendwie lauernd.
Ich zuckte zusammen. War das jetzt ein Witz?
Are fuhr fort: „Ab und zu bekomme ich auch eine kleine Spende von ... meinem vierbeinigen Freund.“
Ich erschauderte, und Are lachte über meinen bestürzten Gesichtsausdruck. Ich hoffte wirklich, dass er große vierbeinige Freunde hatte. Freunde, denen er nur etwas Blut abzapfte. Die Vorstellung, dass Are Katzen und Mäuse meuchelte, war nicht sehr erquickend.
„Bringst du Leute um?“, fragte ich leise. „Ich meine, w-wenn du ihr Blut trinkst?“
„Ach nein, das passiert mir eigentlich nicht mehr.“
Oh Gott!
„Nur aus – Versehen?“
Are grinste. „Liam, bitte, in meinem Alter passiert nichts mehr ‚aus Versehen’!“
„Ich g-glaub das einfach nicht. Du spazierst am helllichten Tage in der Gegend herum, und d-du trinkst Kaffee! Das habe ich schon gesehen! Du bist gar kein richtiger Vampir!“
Are lachte leise. „Du hast zu viele Filme gesehen.“
„Aber warum kannst du tagsüber herumlaufen? Macht dir die S-Sonne nichts aus?“
Are seufzte. „Ich trage ja meist eine Sonnenbrille. Es ist wirklich nicht sehr angenehm für mich in der Sonne herumzulaufen. Aber mit ein bisschen Magie ist es erträglich.“
„Was ist mit den anderen ... Vampiren?“ Das Wort kam mir noch etwas schwer über die Lippen.
„Die wenigsten von uns haben magische Fähigkeiten. Ich bin ein echtes Glückskind .“ Are grinste wölfisch.
Ich lehnte mich gegen die Wand, dachte über das nach, was Are mir gerade offenbart hatte.
Er wirkte äußerlich ruhig, wie er so vor dem Spiegel stand – ah, er hatte auch ein Spiegelbild! – aber ich spürte seine Anspannung. Sein Gesicht war verändert. Ob das nur an den
Weitere Kostenlose Bücher