Tokio Vampire
bereits wusste.
„Ist es immer so?“, fragte ich leise, noch immer ganz benommen.
„Wenn ich will ...“
„Oh, scheiße ...“ Ich bedeckte meine Augen mit einer Hand. „Ich g-glaube, ich muss gleich erst mal d-duschen.“ Zum Glück hatte ich ausreichend viele Unterhosen eingepackt.
„Ich bring dich gern in die Dusche und dusch dich auch ab“, bot Are mit süffisantem Grinsen an.
Ich rollte mich auf die Seite und versuchte, mich aus dem Bett zu stemmen. Aber meine Knie gaben sofort nach. Und wenn Are nicht ultraschnell an meiner Seite gewesen wäre, ich wäre einfach zu Boden gegangen.
„V-vielleicht bleib ich noch etwas liegen. Ist gerade so bequem.“
„Ich könnte dir ein Käsebrot besorgen.“
„Oh danke“, ich brachte ein schiefes Grinsen zustande. „D-du hast es mir schon g-genug besorgt.“
Are lachte offen. Sein Raubtierzähne waren nun nicht mehr zu sehen. „Ich mag deinen Humor.“
Himmel, ich mag alles an dir! , dachte ich und rollte mich wieder zurück, um Are anzusehen.
Er sah gut aus, entspannt, die Wangen mit einem Hauch mehr Farbe. Mein Blut fließt durch seine Adern. Ein merkwürdiger Gedanke, aber seltsamerweise auch nichts, was mich beunruhigte. Ich vertraute Are.
Ich wartete noch einen Moment, bis ich mich stark genug fühlte, um den Weg zur Dusche allein zu schaffen. Dann duschte ich rasch und zog mich an.
Als ich wieder ins Zimmer zurückkam, war Are ebenfalls dabei, sich anzuziehen. Die Hose hatte er bereits an, mit nacktem Oberkörper stand er vor dem Bett und begutachtete verschiedene Shirts, die er auf dem Bett ausgebreitet hatte.
Hatte ich schon einmal erwähnt, dass er einfach fantastisch aussah? Ich trat hinter ihn und berührte ihn ganz vorsichtig am Rücken. Seine Haut war glatt und kühl. Ich hauchte einen vorsichtigen Kuss auf sein Schulterblatt.
„Was meinst du, soll ich das anziehen?“ Er hob ein enges, schwarzes Shirt hoch, das vorn einen glitzernden Aufdruck hatte. Die Ärmel waren so lang, dass Are die Daumen durch ein kleines Loch am Bund schieben konnte.
„Du kannst alles anziehen, oder nichts. Es s-sieht immer gut aus.“
Er drehte sich zu mir um.
„Frühstück?“
„Wenn ich nicht das Frühstück bin ...“
„Warum? Hat es dir nicht gefallen?“
Ich erwiderte seinen Blick, die Antwort kannte er ja wohl.
Are lächelte und zog das schwarze Shirt über den Kopf. „Komm, ich brauche einen Kaffee.“
Gemeinsam verließen wir Ares Zimmer, als sein Handy sich meldete.
Er seufzte und sah auf das Display.
„Hm, Jack ... Ich muss eben noch zu ihm rüber. Geh schon mal vor, ja? Wir sehen uns gleich beim Frühstück“, sagte Are und schlang die Arme um meine Hüften. Er zog mich ganz zu sich heran. Und dann waren seine Lippen auf meinen.
Wir küssten uns lange und ohne uns darüber Gedanken zu machen, wo wir uns befanden. Wie ein richtiges Liebespaar halt, bis ein aufgebrachter Schrei uns trennte.
„Lass meinen Bruder in Ruhe!“ Es war Leo. Und sie kam mit erstaunlicher Geschwindigkeit auf uns zugerannt.
„Du Monster! Lass ihn sofort los!!“
Ich will jetzt nicht sagen, dass sie kreischte. Aber sie war hochrot und unglaublich wütend!
Are hob beschwichtigend den Arm. „Es ist nichts, Leo“, sagte er ruhig und mit einer Macht in seiner Stimme, dass bei mir kurzzeitig die Sicherung raussprang.
Als ich wieder sehen konnte, hing ich wie ein nasser Sack in Ares Armen.
„Du hast von ihm getrunken!“, zischte Leo gerade zornig.
„Ja“, gab Are zu. „Aber eben haben wir uns nur geküsst. Also mach nicht so einen Aufstand.“
„Warum ist er denn bewusstlos geworden?“ Leo klang noch immer angriffslustig.
Ich rappelte mich hoch und stellte mich wieder auf meine Füße. „Geht schon.“
Leo starrte mich an. Ares Griff war unvermindert fest. Das gab mir eine beruhigende Sicherheit. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen.
„Du weißt, was er ist?“, fragte ich Leo verblüfft.
„Natürlich, Milchgesicht“, fauchte sie. „Und du offensichtlich jetzt auch.“ In ihrer Stimme klang alles Mögliche mit: Sorge, Wut, Eifersucht. Und mir wurde etwas klar – Are hatte auch von Leo getrunken. Diese Erkenntnis versetzte mir einen Stich.
„Also, ihr könnt ja schon mal vorgehen. Ich muss jetzt wirklich noch zu Jack“, sagte Are, als wäre gar nichts passiert.
Und dann ging er tatsächlich und ließ uns stehen.
Ich sah meine Schwester an und tippte mit dem Finger gegen meine Stirn. „Bist du eigentlich bescheuert?
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