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Tokio Vampire

Tokio Vampire

Titel: Tokio Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Florine Roth
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der Kategorie „gehobene Ausstattung“.
    Are stand vor mir, das Verbandszeug in den Händen und sah mich abwartend an.
    „I-ich kann das schon selbst“, haspelte ich. Aber irgendetwas an Ares Blick verriet mir, dass er sich nicht zurückziehen würde. Wie in Trance öffnete ich zunächst den Gürtel, dann die Knöpfe an meiner Hose und schob sie vorsichtig hinunter. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, als hätte Ares Blick Löcher in meine Haut brennen können.
    „Mach doch mal Licht!“
    Are schnippte mit den Fingern, und die kleine Wandlampe ging automatisch an. Toller Trick.
    Scheiße, meine Knie waren beide aufgeschlagen, das Blut lief über die Schienbeine bis in meine Socken, war aber schon fast getrocknet.
    „Das m-muss ich erst mal abwaschen“, stellte ich fest.
    Aber Are schüttelte entschieden den Kopf. Er ließ sich in einer einzigen Bewegung vor mir auf den Boden sinken. „Ich mach das schon.“
    Ganz vorsichtig tupfte er das Blut mit einem Waschlappen ab und klebte jeweils ein großes Pflaster auf jedes Knie. Dabei hatte ich den Eindruck, als würde er die Luft anhalten. Aber es war ja auch nicht jedermanns Sache, Verletzungen zu verarzten. Ich kam mir komisch vor, wie ich nur so in Unterhose vor ihm saß, und er mich mit einer Selbstverständlichkeit anfasste, als würden wir uns seit Jahren kennen. Für mich was das alles andere als selbstverständlich. Nicht drüber nachdenken, beschloss ich.
    Als er fertig war, zog er sich hastig zurück. Ich hörte das Ratschen eines Reißverschlusses und war baff erstaunt, als er mir eine meiner eigenen Hosen zuwarf. Wie zum Teufel war nun mein Rucksack hier gelandet? Und während ich noch überlegte, kramte er in seiner Reisetasche, bis er einen Plastikbeutel in der Hand hielt.
    Ohne große Umstände schlug er seine Zähne in den Plastikbeutel und schlürfte den Inhalt mit einem eher gruseligen Geräusch aus.
    „Was machst du da?“, fragte ich erstaunt und zog vorsichtig die neue Hose an.
    „Ich esse“, erklärte Are lakonisch. Seine Augen funkelten fremd.
    „Oh, unkonventionelle A-Art, sich zu ernähren“, entfuhr es mir.
    „Ich hatte Hunger.“
    Ich versuchte, Ares „Hunger“ anhand seines Essverhaltens zu ermitteln. Vermutlich war es so, als würde ich vor lauter Hunger bei McDonald’s den ersten Burger an mich reißen, der auf einem Tablett an mir vorbeikam. Er schien großen Hunger zu haben. Na ja, er war ja auch so dünn, da wunderte mich nichts mehr. Was konsumierte er da eigentlich für Zeug? War das eine spezielle Diät? Gab es Astronautenkost in Beuteln? Ich fand, es sah eher aus wie ... hm, eine Blutkonserve. Waren die nicht immer in solchen Beuteln? Ich meine, ich hatte noch keine Blutkonserve in Realität gesehen, nur im Fernsehen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass diese Teile so aussahen. Doch verflixterweise hielt Are den Beutel im Schatten, sodass ich ihn nicht richtig sehen konnte. Also blieb mir nur eine Möglichkeit, um meine Wissenslücke zu schließen.
    „Sag mal, was ist das für ein Z-Zeug?“ Gut gemacht, Liam, nur ein Mal hängen geblieben, lobte ich mich ironisch.
    „Blut.“
    Achtlos warf er den leeren Beutel auf das Sideboard und kam zu mir herüber. Mein Herz raste mit einem Mal.
    „Du bist ein kluger Junge, Liam. Und ich habe keine Lust, dich zu verscheißern. Dein Blut hat mich hungrig gemacht. Und das ist nicht besonders gut.“
    Scheiße, was hatte er da für Drogen gesaugt?
    Durch Ares Körper ging ein Ruck, und plötzlich stand er am Fenster. Ich wunderte mich etwas, wie er so schnell dahin gekommen war. Aber Aussetzer und kleinere Halluzinationen waren mir ja bekannt. Ich hatte mich damit abgefunden.
    Are sah aus dem Fenster. Er bewegte sich nicht, schien geradezu mit den Schatten zu verschmelzen.
    „Mist.“ Ich hörte nur dieses eine Wort und fragte mich, was er da unten auf der Straße wohl sah.
    „W-was ist?“
    Aber er machte nur eine abwehrende Handbewegung in meine Richtung. Und dann spielte mein Hirn mir erneut einen Streich. Ich sah Are ein weißes qualmendes Zeichen in die Luft malen – wow, er musste brandheiße Finger haben! Und nur eine Sekunde später roch der ganze Raum nach heißer Milch mit Honig. Bekam ich nun noch eine Geruchsstörung? Was war das jetzt?
    Are wandte sich um und sah mich an. Er wirkte deutlich zufrieden.
    „Und jetzt zu dir ...“
    Ohoh , das klang nun wirklich wie eine Drohung.
    „Was hast du da gemacht?“
    „Was meinst du?“
    „Dieses Gewedel und d-der

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