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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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wissen, dass die Yakuza Böses tut und Menschen ausbeutet. Aber es ist doch eher ungewöhnlich, dass normale Menschen sie dabei bereitwillig unterstützen.«
    Er hatte recht. Kajiyama war eindeutig ein Yakuza, aber die »Zivilisten« erledigten einen Großteil seiner Arbeit für ihn.
    Kajiyamas Imperium bestand aus einer Menge Tarnfirmen, darunter ein Maklerbüro, ein Bauunternehmen, er besaß Anteile an einem Segelhafen ... Er war also nicht nur ein Kredithai, sondern ein Franchiseunternehmer. Er besaß einen Sexclub und wusch Geld, indem er seine Angestellten zwang, den Club regelmäßig zu besuchen. Aber die Mädchen waren so unattraktiv, dass die Leute oft nur Geld auf den Tisch legten und gleich wieder gingen. Er gründete in Hokkaido eine Religionsgemeinschaft und zwang seine Mitarbeiter zu Spenden, die wahrscheinlich aus den Profiten der Kreditbüros stammten.
    Die meisten seiner Tarnfirmen führten die Initialen SK (für Susumu Kajiyama) in ihrem Namen: SK Housing, SK Finance und so weiter. Die Angestellten der Kreditbüros waren verpflichtet, ihr Mittagessen bei SK Shokuhin zu kaufen. Und die Manager mussten in einem koreanischen Grillrestaurant essen, das zufällig einem Vasall Kajiyamas gehörte, und dort mit den Gewinnen der Büros bezahlen. So wurde das Geld gewaschen. Manager und Angestellte waren verpflichtet, ihre Freizeit in bestimmten Thermalquellen und Seebädern zu verbringen. Auch für Transport und Unterbringung wurde gesorgt, um noch mehr Geld zu waschen. Kajiyama war eine ganz neue Art von Yakuza. Er war die Zukunft. Man nannte ihn nicht ohne Grund den Kaiser.
    Die Firma SK Finance war von der Regierung als Konsumentenkreditvermittler zugelassen worden. Die Lizenz hing in den Büros aus, um deren Legalität zu demonstrieren. SK Finance war als to--ichi eingestuft worden ( to- stand für Tokio, ichi für Nummer eins). Das war bei Firmen dieser Art üblich. Mit anderen Worten: Die meisten Firmen hatten ohne echte Überprüfung die Genehmigung erhalten, ihrer
Arbeit nachzugehen.
    SK Finance war zugleich eine Maklerfirma. Für Kajiyamas Bande war das ein gutes Geschäft. Immobilien dienten als Sicherheit für die Kredite, und wenn der Schuldner säumig wurde, konnte man sein Eigentum zwangsversteigern, und zwar ohne lästige Vermittler, die ihren Anteil gefordert hätten. Natürlich wurden auch Immobilien vermietet.
    Da ich ein Foto von Kajiyama haben wollte, ging ich in ein Zweigbüro der SK Housing. Zu meiner Überraschung waren die Mitarbeiter ziemlich hilfsbereit, es störte sie überhaupt nicht, dass ich Ausländer war. Innerhalb von Minuten hatten sie eine sehr geräumige Wohnung für mich gefunden. Mein wirkliches Ziel war aber eine Firmenbroschüre mit Kajiyamas Foto, und die gab es wohl nicht.
    Ein Angestellter – Anfang 30, neonblond gefärbter Kurzhaarschnitt, billiger grauer Anzug und Tennisschuhe – war gerade dabei, zu putzen und Kisten zu füllen. Als ich mich als Reporter der Yomiuri Shimbun vorstellte und ihn bat, ein paar Fragen zu beantworten, sah er mich genervt an, hob dann einen Karton mit Büromaterial auf und reichte ihn mir. »Wenn Sie reden wollen, dann helfen Sie mir, dieses Zeug nach unten zu bringen.« Wie hätte ich mich da weigern können?
    Während wir die Kisten herumtrugen (die Polizei hatte offenbar alles mitgenommen, was irgendwie von Belang schien), fragte ich: »Haben Sie nicht gemerkt, dass Sie für die Yakuza gearbeitet haben?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Für mich war es immer nur ein Maklerbüro. Ich habe mich auf eine ganz normale Anzeige hin beworben. Wie zum Teufel hätte ich das wissen sollen? Ich habe nie jemanden mit fehlenden Fingern oder Tätowierungen am ganzen Körper gesehen.«
    »Haben Sie immer in diesem Büro gearbeitet?«
    »Nein, ich war in einem SK-Kreditbüro. Da schien alles in Ordnung zu sein.«
    »Fanden Sie die Zinsen nicht extrem hoch?«
    »Ich habe nur die Kunden betreut, mit den Verträgen hatte ich nichts zu tun. Vielleicht waren die Zinsen ja hoch, aber ich habe mich eigentlich nicht darüber gewundert. Ich habe auch mal bei Aiful gearbeitet, und das ist ja eine ganz legale Firma. Glauben Sie, dass die andere Zinsen berechnet haben? Die haben verlangt, was sie kriegen konnten. Für den Kreditnehmer ist es immer ein schlechtes Geschäft. Für mich war es die gleiche Branche, nur eben eine andere Firma.«
    »Sie hatten also keine Ahnung davon, dass jede SK-Firma eine Tarnfirma der Yakuza ist? Und Sie wussten auch nicht, dass

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