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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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von etwa vier Millionen Yen (40 000 Dollar) verurteilt. 1992 bekam er eine Geldstrafe wegen Körperverletzung aufgebrummt. 1994 wurde er erneut wegen Verstoßes gegen das Geldanlagegesetz festgenommen, und wieder kam er mit einer Geldstrafe von fünf Millionen Yen (50 000 Dollar) davon. Mit der Zeit ist der Kerl offenbar schlauer geworden: kein Drogenhandel, keine Erpressungen mehr – das lohnt sich wohl nicht. Kapitalanlagen und Finanzgeschäfte bringen das große Geld.«
    »Gegenüber der Polizei hat er behauptet, dass er kein Yakuza mehr sei. Das heißt, wenn wir über ihn schreiben, müssen wir ihn als ehemaligen Yakuza bezeichnen.«
    »Lächerlich! Er ist die Nummer zwei der Goryo-kai in der Yamaguchi-gumi. Seit 1984 mischt er dort mit. Es gibt sogar ein Video, auf dem er bei einer Blutsbruder-Zeremonie im Jahr 1985 zu sehen ist. Er wurde zwölfmal verhaftet und zwölfmal verurteilt. Und er spielt in vielen anderen Ermittlungen eine Rolle. Ehemaliger Yakuza? Blödsinn.«
    »Tja, genau das wollte ich wissen.«
    »So machen es diese Typen. Sobald einer ihrer Brüder geschnappt wird, schmeißen sie ihn raus und schicken sogar einen Brief, in dem das steht. Damit wollen sie sich die Polizei vom Hals schaffen. Sie behaupten dann, dass der Mann auf eigene Faust gehandelt hat und sie daher nicht dafür verantwortlich sind. ›Er hat etwas Unrechtes angestellt, deshalb haben wir ihn rausgeworfen.‹ Das ist natürlich schlau, weil die Gerichte fordern, dass die Yakuza-Bosse für die Schäden haften, die ihre Soldaten anrichten. Und das will selbstverständlich kein Boss.«
    »Aber Kajiyama gehört der Goryo-kai an, oder?«
    »Nun ja, genau genommen nicht. Voriges Jahr ging er bei der Onai-gumi ein und aus. Das ist die Vorläuferin der Goryo-kai. Er ist das Vorzeigegesicht des Chefs, der Mann an der Front. Er ist charmant und sieht Robert Mitchum ein wenig ähnlich.«
    »Sonst noch etwas?«
    »Hmm ... er reist gerne. War ein paar Mal in den USA. Spielt in den Kasinos, in denen Goto ein Konto hat. Auch deshalb glaube ich, dass er für Goto gearbeitet hat.«
    »Wo ist das?«
    »›Caesars Palace‹ und ›Mirage‹. Vielleicht beide.«
    »Und dort spielt er?«
    »Nein, dort spielt Goto. Kajiyama spielt im ›Mirage‹. Er ist dort ein großes Tier. Vermutlich hat ihn Goto hingeschickt.«
    »Wie schafft er es denn, in die USA zu kommen?«
    »Na, er ist Japaner. Die Nationale Polizeibehörde hier gibt ihre Liste mit den Namen der bekannten Yakuza nicht an die Amerikaner weiter. Darum wissen Ihre Landsleute nicht Bescheid.«
    »Warum gibt es denn da keinen Datenaustausch?«
    »Keine Ahnung, fragen Sie irgendeinen Trottel von der Polizeibehörde. Ich weiß es nicht.«
    Es gab noch jemanden, der mir etwas über Kajiyama erzählen konnte, aber ich kam einige Monate nicht dazu, ihn zu fragen. Heute wünschte ich, dass ich es nie getan hätte.
    Als ich Chuckles alles berichtete, was ich von Noya erfahren hatte, ließ ich den Teil über Kajiyamas Abstecher nach Vegas aus, da mir das zwar nicht uninteressant, aber doch ohne Bedeutung erschien. Dann schickte ich einen Brief und einige Artikel über Kajiyama an Special Agent Jerry Kawai, den Attaché des Einwanderungs- und Zollamtes (ICE) in der amerikanischen Botschaft.
    (Anmerkung: Kawai und Mike Cox, zwei Special Agents des ICE, leiteten eine Ermittlung gegen Kajiyama ein, deren Folge war, dass mehr als eine halbe Million Dollar, die er in den USA deponiert hatte, beschlagnahmt wurden. Sie sorgten dafür, dass der größte Teil dieses Geldes seinen Opfern in Japan zugutekam.)
    Am 11. August durchsuchte die Polizei die Zentrale der Goryo-kai in der Präfektur Shizuoka.
    Die Yomiuri hatte im Voraus davon erfahren, und als ich an diesem Morgen im Büro eintraf, machte Chuckles den Artikel gerade fertig. Das Problem dabei war, dass die Polizei nicht mit einem Verkehrsstau gerechnet hatte. Die Razzia konnte daher nur mit erheblicher Verspätung beginnen, was dazu führte, dass ständig Redakteure anriefen und den Artikel forderten, der noch nicht fertig war. Manchmal lässt sich eben alles nicht so genau planen.
    Die Razzia begann gegen Mittag. Yomiuri -Reporter aus dem Büro in Shizuoka waren am Schauplatz, machten Fotos und schickten Berichte an ihre Redakteure. Alle Informationen und Unterlagen wurden im Tokioter Büro gesammelt. Es waren die üblichen Fotos von grimmigen Yakuza in dunklen Anzügen, die an der Seite standen, während Polizisten in Kampfausrüstung herumliefen und

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