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Tokio Vice

Titel: Tokio Vice Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jake Adelstein
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CIA arbeitest. Das denkt jedenfalls Goto. Und du bist Jude. Er fürchtet Ärger zu bekommen, wenn er dich umlegt.«
    »Weil ich Jude bin? Warum das denn?«
    »Du könntest beim Mossad sein.«
    »Soll das ein Witz sein?«
    »Ich habe dir gesagt, was ich weiß. Du bist jetzt ganz allein. Viel Glück. Unterschätze den Mann nicht. Er unterschätzt dich auch nicht.«
    Ich wusste, dass er recht hatte.
    Die Lage spitzte sich schnell zu. Ich erfuhr schon bald, dass Goto mich für schuldig befunden hatte, was einem Todesurteil gleichkam. Daher würde er mich ermorden lassen.
    Am 5. März 2008 wurde ich deshalb unter Polizeischutz gestellt. Ein Special Agent des FBI begleitete mich zur Nationalen Polizeibehörde, und dort wurde heftig diskutiert, welche Maßnahmen getroffen werden konnten. Das FBI nahm schließlich mit der örtlichen Polizei in Amerika Kontakt auf, damit die dort mein Haus bewachte. Bei dem Treffen wollten die Beamten auch wissen, wer mein Informant bei der Goto-gumi sei. Natürlich verweigerte ich die Auskunft. Sie warnten mich, dass es dies für die japanische Polizei noch schwieriger mache, einen Schutz rund um die Uhr zu begründen. Dazu konnte ich nur sagen: »Ich nehme eben das, was ich kriegen kann.«
    Dann brachte man mich ins Polizeidepartment von Tokio, um mit Beamten der Abteilung drei (organisiertes Verbrechen) zu sprechen. Sie sollten sich um meinen Schutz kümmern. Früher hatte ich über diese Leute Artikel geschrieben, jetzt sollten sie mein Leben schützen.
    Bevor ich ins Büro des Polizeidepartments ging, schickte ich den Polizisten, die ich dort kannte, rasch eine E-Mail, dass sie so tun sollten, als sei ich ihnen unbekannt. Aber einer der Beamten schrieb sofort zurück: »Wenn in einer Zeit wie dieser ein guter Freund in Schwierigkeiten ist, kümmert es mich einen Dreck, was aus meiner Karriere wird. Ich und die anderen gehen jetzt zum Chef und sagen ihm, dass wir Sie kennen und dass Sie in Ordnung sind. Wir schulden Ihnen immer noch etwas wegen der Soapland-Sache.«
    Eigentlich stand ich diesen Polizisten nicht sehr nahe und betrachtete sie lediglich als gute Bekannte, deshalb freute mich das umso mehr. Ich musste mit der Zeit feststellen, dass Leute, die ich für gute Freunde gehalten hatte, keine wirklich guten Freunde waren und dass andere, die ich nur als Bekannte gesehen hatte, die besten Freunde waren, die ich je gehabt hatte. Es kommt im Leben nicht oft vor, dass wir in eine Situation geraten, in der die Loyalität unserer Freunde auf die Probe gestellt wird. Das Ergebnis sieht wahrscheinlich nie so aus, wie wir es erwartet hätten.
    Das Gespräch im Polizeidepartment war gut. Einer der Kripobeamten schüttelte mir die Hand, als ich ging, und sagte: »Goto ist ein Dreckskerl. Er ist in mehr als 17 Morde verwickelt und in diesen versuchten Mord in Seijo. Dort fanden seine Schergen den Mann nicht, den Goto tot sehen wollte, deshalb stachen sie auf seine Frau ein. Sie machen ihm das Leben schwer. Sie tun das, was wir eigentlich tun sollten. Viel Glück.«
    Das tat mir gut.
    Ich musste noch einige Papiere ausfüllen und der Nationalen Polizeibehörde bringen. Als ich das Gebäude verließ, lud mich ein Polizist, den ich als Reporter in Saitama kennengelernt hatte, zu einem Kaffee ein.
    Bei einem recht guten Cappuccino unterhielten wir uns über die alte Zeit. Der Leiter der Spurensicherung war zunächst Polizeichef in Saitama geworden, hatte dann gekündigt und war jetzt Vor-
standsvorsitzender der örtlichen Gesellschaft für Verkehrssicherheit. Sein neuer Job machte ihm Spaß. Ein paar andere Beamte, die mit dem Hundezüchter-Fall befasst gewesen waren, hatten ebenfalls gekündigt.
    Er hatte ein paar interessante Informationen für mich, aber auch schlechte Nachrichten: »Wahrscheinlich überlegen Sie zurzeit, nach Hause zu fahren. Davon kann ich Ihnen nur abraten. Wenn Sie nach Hause fahren und er weiß, wo Sie leben, gerät Ihre Familie in die Schusslinie. Er würde wahrscheinlich einen Killer anheuern, um Sie zu töten, und wenn Ihre Familie in der Nähe wäre, könnte es die auch erwischen. Wenn er aber an Sie persönlich nicht herankommt, dann wird er vermutlich Jagd auf Ihre Freunde machen.«
    Das hatte ich eigentlich nicht hören wollen, denn natürlich wollte ich nach Hause. Aber er hatte noch mehr zu sagen.
    »Als Goto in die UCLA-Klinik ging, überprüfte die Nationale Polizeibehörde den Geldfluss auf seinen Kasinokonten. Sie fand fast eine Million Dollar. Er hatte ein

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