Tokio Vice
Polizisten zu sich und zeigte auf mich. »Würden Sie Adelstein-san bitte eine Tasse Tee bringen? Er arbeitet sehr hart und sieht durstig aus.« Er ließ mich an seinem Schreibtisch sitzen und Tee trinken, während er nach unten ging, um mit seinem Stellvertreter zu reden. Wahrscheinlich wollte er ihn warnen, dass ich herumschnüffelte.
Wenn ich ein Polizist gewesen wäre, hätte ich mich genauso verhalten. Mein Artikel würde ihm natürlich nicht das Geringste nützen. Ich hatte auch nicht den entsprechenden Namen, um ihm einen guten Artikel zu versprechen, und ich konnte ihm auch keine Informationen anbieten, die einen Handel ermöglicht hätten. Andererseits hatte er auch nichts zu verlieren. Denn der Artikel würde dem Ansehen der Polizei in der Umgebung sicher nicht schaden.
Bis zur Pressemitteilung blieb mir noch eine Woche. Also ging ich an diesem Abend wieder zu meinen Polizeifreunden, trank Tee und schaute fern. Auf einmal bemerkte ich ein Bild am Schwarzen Brett, die Phantomzeichnung eines Diebes, der große Elektronik- und Bekleidungsgeschäfte an einer wichtigen Straße der Stadt geplündert hatte. Der Text dazu beschrieb sein Aussehen, seine Vorgehensweise und jedes beraubte Geschäft in allen Einzelheiten.
»Habt ihr etwas dagegen, wenn ich ein Foto vom Revier mache?«, fragte ich wie beiläufig einen Beamten, der gerade an einem Marmeladendonut kaute. »Mein Vater ist Gerichtsmediziner in Missouri, und es würde ihn bestimmt interessieren, wie ein japanisches Polizeirevier aussieht.«
Die Männer waren gebührend beeindruckt davon und fragten mich über die Arbeit meines Vaters aus, während sie sich für die Fotos aufstellten. Ich dirigierte sie neben das Schwarze Brett und machte eine Nahaufnahme vom Phantombild.
Um 23 Uhr war ich wieder im Büro, aß ein Stück kalte Pizza, die noch im Kühlschrank lag, und entwickelte den Film – damals noch eine unangenehme Arbeit. Ich vergrößerte den Text, schnitt ihn aus, machte schlechte Kopien davon, zerknüllte sie und nahm die mieseste Version mit nach Hause. Ich wollte den Eindruck erwecken, als hätte ich eine Kopie von einem der Opfer oder einem örtlichen Händler erhalten oder sie aus einem Papierkorb gefischt. Niemand durfte wissen, dass ich das Schwarze Brett fotografiert hatte, als ich im Polizeirevier herumhing. Das hätte meinen Zugang zum
Revier gefährdet, und meine Donut kauenden Freunde hätten Ärger bekommen.
Am nächsten Tag ging ich in eines der Geschäfte, sprach mit dem Chef über das Verbrechen und fragte ihn, ob er ähnliche Fälle kenne. Er zeigte mir seine Kopie des Polizeiberichts, wollte sie mir aber nicht geben. Gegen zwei Uhr nachmittags ging ich ins Revier von Omiya und bat erneut um ein Gespräch mit Fuji.
Fuji bot mir einen Platz an, stützte die Ellbogen auf den Schreibtisch und sah mich spöttisch an.
»Na, was macht die große Story?«, fragte er.
»Die habe ich aufgegeben.«
»Aufgegeben?«
»Ja, ich habe eine bessere. Ich werde einen Artikel über die jüngsten Ladendiebstähle in Omiya schreiben. Und wahrscheinlich werde ich auch dieses Phantombild abdrucken.«
Dabei zeigte ich ihm die Kopie, gab sie ihm aber nicht.
»Woher haben Sie das?«, fauchte er.
»Ich habe bereits mit einigen Opfer gesprochen.« Das war weder eine Antwort noch eine richtige Lüge, konnte aber so verstanden werden, wie ich wollte.
Fuji schimpfte: »Wir befinden uns mitten in den Ermittlungen. Wenn Sie das veröffentlichen, verschrecken Sie den Täter, und wir erwischen ihn nie.«
»Tja, das ist nicht mein Problem«, gab ich zurück. »Ich muss Informationen sammeln und sie so schnell wie möglich aufschreiben und veröffentlichen, zum Nutzen der Bevölkerung. Aber wenn Sie wollen, kann ich erwähnen, dass Sie noch ermitteln.«
»Schreiben Sie nichts darüber.«
»Ich bin Reporter. Ich muss schreiben, das ist mein Job. Ihre Aufgabe ist es, zu ermitteln und Verbrecher zu fangen, und ich muss auch ermitteln und meine Ergebnisse in die Zeitung bringen. Wenn ich nicht schreibe, arbeite ich nicht, und derzeit habe ich nichts Besseres für einen Artikel.«
Fujis Augen verengten sich hinter seinen dicken Brillengläsern.
»Ich könnte Ihnen etwas viel Besseres bieten.«
»Und das wäre?«
»Ich gebe Ihnen Informationen über den Taschendieb, die noch keine andere Zeitung besitzt.«
»Schön, aber ich bin nur daran interessiert, wenn das Ganze absolut exklusiv ist.« Ich fand mich unverschämt frech.
»Das geht nicht. Wenn wir
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